Das Nationale Statistikinstitut (INE) hat die Entwicklung der Ausgaben spanischer Haushalte in den letzten zehn Jahren untersucht. Das überraschende Ergebnis: Die Ausgaben für Wohnen, grundlegende Dienstleistungen und den Warenkorb machten 2023 mit 48,2 Prozent des verfügbaren Einkommens genauso viel aus wie im Jahr 2013. In anderen Bereichen gab es jedoch Veränderungen, die durch Krisen oder veränderte Lebensumstände bedingt waren.
Ein Beispiel für Veränderung ist das Auswärtsessen und Reisen. Spanische Haushalte gaben 2023 durchschnittlich 3.311 Euro für Restaurants und Hotels aus, was 13 Prozent ihres verfügbaren Einkommens entsprach, so das INE. Im letzten Jahr wurde nicht nur häufiger auswärts gegessen, sondern auch mehr konsumiert. Der Gastronomieverband meldete einen Rekordumsatz. Vor zehn Jahren, während der Wirtschafts- und Finanzkrise, war die Situation anders. Die Haushalte hielten sich nicht gänzlich zurück, aber ihre Ausgaben waren begrenzt. Im Durchschnitt wurden 2.200 Euro ausgegeben, was acht Prozent des Einkommens ausmachte.
Obwohl es in den letzten zehn Jahren eine Steigerung in diesem Sektor gab, blieben die Ausgaben für alkoholische Getränke gleich. Sowohl 2013 als auch 2023 wurden durchschnittlich 50 Euro pro Jahr für Bier und Wein ausgegeben. Parallel dazu stieg der Konsum alkoholfreier Getränke, insbesondere von alkoholfreiem Bier, bei dem Spanien europaweit führend ist. Noelia Arenas von NIQ, einem Unternehmen, das Verbraucherverhalten analysiert, sieht einen starken Zusammenhang mit dem Gesundheitsbewusstsein. “Die Menschen versuchen, besser auf sich selbst zu achten”, erklärt die Expertin, die von der Zeitung “El País” befragt wurde. Dies zeigt sich auch beim Tabakkonsum. Die Ausgaben dafür beliefen sich laut INE im Jahr 2023 auf durchschnittlich 120 Euro pro Haushalt, was etwa die Hälfte dessen ist, was zehn Jahre zuvor ausgegeben wurde.
Haustiere stellen einen Bereich dar, in dem die Ausgaben in den letzten zehn Jahren stark gestiegen sind. In Spanien, wie auch im restlichen Europa, stieg die Zahl der Haustiere während der Pandemie signifikant an. Bereits 2019 wurden etwa 13 Millionen registrierte Haustiere verzeichnet, wobei 93 Prozent Hunde, sechs Prozent Katzen und ein Prozent andere Tiere waren. Die Ausgaben pro Haushalt haben sich von 2013 bis 2023 verdoppelt. Mit durchschnittlich 270 Euro pro Jahr sind die Ausgaben zwar kein großer Posten, jedoch lagen sie vor zehn Jahren noch bei nur 130 Euro. Im Gegensatz dazu geben spanische Haushalte immer weniger für Bücher aus. Laut INE machten Bücher 2023 nur 0,26 Prozent des verfügbaren Einkommens aus, was 80 Euro pro Jahr entspricht. Zehn Jahre zuvor waren es noch durchschnittlich 113 Euro. Auch der Konsum von Zeitungen und Zeitschriften ging zwischen 2013 und 2023 zurück. Zuletzt machten sie nur 0,06 Prozent des Budgets aus, was lediglich 20 Euro pro Jahr bedeutet.
Im Gegensatz dazu stehen die Ausgaben für Glücksspiele: Durchschnittlich 140 Euro gaben Haushalte 2023 für Lotterien und Glücksspiele aus, was mehr ist als für Bücher und Printmedien. Mit höherem Einkommen verlagerten sich die Ausgaben zunehmend in Richtung Freizeit und Kultur. „In Spanien haben jedoch die stagnierende Kaufkraft und die steigenden Immobilien- und Mietpreise dazu beigetragen, dass die für Freizeit und Spiele verfügbaren Einkommensmittel sich mehr auf die Gastronomie als auf die Kultur konzentrierten“, erklärte Prof. Joaquín Aldás vom Valencianischen Institut für Wirtschaftsforschung (Ivie).
Die Ausgaben für Miete, Wasser, Strom und Gas haben sich mit 30 Prozent des verfügbaren Einkommens über den Beobachtungszeitraum nicht verändert. Diese scheinbare Stabilität wird jedoch durch steigende Einkommen relativiert, welche die höheren Wohnkosten ausgleichen mussten, sodass die Gesamtkosten tatsächlich gestiegen sind. Ähnliches gilt für Lebensmittel, deren Preise in drei Jahren um 35 Prozent angestiegen sind. Zudem geben einkommensstärkere Familien heute prozentual weniger für Wohnkosten aus als vor zehn Jahren, nämlich nur 27 Prozent. Bei den einkommensschwächsten Haushalten liegt dieser Anteil heute bei 42,5 Prozent – das ist mehr als im Jahr 2013 und somit 12,5 Prozentpunkte über der Empfehlung von Ökonomen und Politikern. In absoluten Zahlen bedeutet dies, dass eine Familie heute durchschnittlich 600 Euro mehr für Wohnkosten aufwenden muss als vor einem Jahrzehnt.
Bild: Archiv
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