
Nach einem jahrelangen Kampf hat das spanische Gesundheitsministerium am Freitag, dem 4. Juli 2025, einen historischen Schritt vollzogen: Long Covid wird erstmals offiziell als chronische Krankheit anerkannt. Diese wegweisende Entscheidung, die einen vorrangigen Ansatz erfordert, ist eine „wunderbare“ Nachricht für die geschätzten zwei Millionen Patienten in Spanien, die unter den langanhaltenden Symptomen leiden und oft mit Unverständnis von Seiten der Institutionen konfrontiert waren.
Der lange Weg zur Sichtbarkeit: Ein Sieg für Long-Covid-Patienten
„Sie haben uns durch die Hand Gottes verlassen“, erklärt José Méndez, Präsident des Madrider Verbands für persistentes Covid (AMACOP), gegenüber RTVE.es. Diese Aussage fasst die Frustration und Isolation vieler Long-Covid-Patienten zusammen. Seit Monaten trafen sich Vereinigungen aus verschiedenen autonomen Gemeinschaften mit dem Ministerium, um die Aufnahme ihrer Krankheit in die Strategie zur Bekämpfung der Chronizität zu fordern. Ziel war es, Long Covid aus der „Schwebe“ zu holen und einen klaren „Fahrplan im Gesundheitssystem“ zu ermöglichen, so Delphine Crespo, Präsidentin von Long Covid Aragón.
Ein erster wichtiger Schritt war die Verabschiedung eines nicht-legislativen Vorschlags im Kongress im November letzten Jahres. Dieser Antrag, der von allen Parteien außer Vox unterstützt wurde, zielte darauf ab, die Versorgung für Long-Covid-Patienten zu verbessern.
Das Ende einer „Tortur“: Neue Hoffnung für Diagnostik und Behandlung
Bislang war die Situation für Betroffene, deren Krankheit noch immer viele Rätsel aufgibt, eine „echte Tortur“, wie Méndez berichtet. Ärzte zögerten oft, Patienten krankzuschreiben, und die Symptome wurden häufig angezweifelt. „Viele glauben immer noch nicht an die Krankheit, sie glauben, dass wir die Symptome erfunden haben“, beklagt Crespo.
Die nun vom Gesundheitsministerium genehmigte Maßnahme bringt entscheidende Verbesserungen mit sich. Ähnlich wie bei Diabetes oder Bluthochdruck werden nun Anstrengungen zur Früherkennung, Diagnose und Kategorisierung von Long Covid unternommen. Ein Register der Betroffenen – eine langjährige Forderung der Verbände – wird ebenso eingeführt wie ein umfassender Behandlungsplan und eine kontrollierte Überwachung.
Long Covid: Ein vielschichtiges Krankheitsbild mit weitreichenden Auswirkungen
Es gibt kein klares Profil dafür, wer an Long Covid erkranken könnte, obwohl es tendenziell häufiger Frauen und Menschen mittleren Alters betrifft. Schätzungen zufolge leiden etwa 10 % der Menschen, die die akute Phase des Coronavirus überstanden haben, 12 Wochen nach der Infektion an Symptomen, die mindestens zwei Monate anhalten und nicht durch andere Pathologien erklärt werden können. Dies geht aus Informationen des Spanischen Netzwerks für die Erforschung von persistentem Covid (REICOP) hervor.
Das Syndrom kann laut REICOP über 200 Symptome verursachen. Zu den häufigsten gehören „chronische Müdigkeit, Kurzatmigkeit bei geringster Anstrengung wie Treppensteigen oder das Halten der Kinder auf dem Arm“, sowie „psychischer Nebel, ernsthafte Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwierigkeiten mit häufiger Vergesslichkeit“, was sich beispielsweise in Orientierungslosigkeit äußern kann, so der pensionierte Psychiater Javier de Salas. Weitere Symptome umfassen anhaltenden Husten, Brustschmerzen, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen oder Fieber.
Der Operationelle Plan 2025-2028: Eine umfassende Strategie für Chronizität
Die Anerkennung von Long Covid ist Teil des Operationellen Plans 2025-2028 der Strategie zur Bekämpfung der Chronizität. Dieser Plan, der dem Interterritorialen Rat voraussichtlich am morgigen Samstag, dem 5. Juli 2025, vorgelegt und genehmigt wird, führt eine Reihe neuer Beschwerden ein, die in der ursprünglichen Chronizitätsstrategie von 2012 nicht berücksichtigt waren. Zehn Jahre nach ihrer Einführung und einer Aktualisierung im Jahr 2021 wird die Strategie nun weiterentwickelt, um eine stärker integrierte, proaktive und patientenzentrierte Versorgung zu gewährleisten.
Neben Long Covid werden auch andere chronische Gesundheitsprobleme wie chronische Nicht-Krebsschmerzen, Zöliakie und die Spätfolgen von Polio prioritär behandelt. Für Long Covid sieht der Plan die Einrichtung „spezifischer Versorgungskreisläufe und multidisziplinärer Nachsorgeprotokolle“ vor, um eine angepasste, umfassende und evidenzbasierte Reaktion zu gewährleisten.
Chronizität betrifft alle Altersgruppen: Ein Blick auf Kinder und Jugendliche
Das Dokument betont zudem, dass Chronizität nicht nur ältere Menschen betrifft, sondern auch Kinder und Jugendliche mit komplexen Krankheiten, die eine spezielle Behandlung erfordern. Der Plan fordert daher die „Identifizierung und Schichtung“ dieser Bevölkerungsgruppe, um die Kontinuität der Versorgung und soziale sowie gesundheitliche Ressourcen zu fördern. Ziel ist es, die Auswirkungen auf pädiatrische Patienten und ihre Familien zu verringern, ihre Lebensqualität zu verbessern und die häusliche Pflege zu begünstigen.
Die offizielle Anerkennung von Long Covid als chronische Krankheit markiert einen Wendepunkt für Millionen Betroffene in Spanien. Sie ebnet den Weg für eine verbesserte Versorgung, Forschung und ein besseres Verständnis dieses komplexen Krankheitsbildes.
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