Sánchez stellt trotz Druck der NATO nur 0,3 Prozent der 80.000 Millionen Euro EU-Gelder für Verteidigung bereit

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NATO Spanien

Die Regierung sucht unter Hochdruck nach Wegen, die Verteidigungsausgaben zu erhöhen. Die NATO drängt die Mitgliedsstaaten, noch “vor dem Sommer” das Ziel von 2% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Verteidigung zu erreichen. Spanien liegt derzeit erst bei 1,29%. Präsident Pedro Sánchez fordert daher „gemeinsame Mechanismen der Europäischen Union zur Finanzierung und Erhöhung dieser Ausgaben“, analog zur gemeinschaftlichen Verschuldung, die für den Wiederaufbaufonds NextGenerationEU (NGEU) nach der Pandemie eingesetzt wurde.

Daten des NextGen-Observatoriums von Llorente y Cuenca (LLYC) zeigen, dass von den gut 80 Milliarden Euro an NGEU-Fördermitteln, die Spanien zugesprochen wurden, lediglich 233 Millionen Euro – kaum 0,3% – für die Verteidigung vorgesehen sind. „Verglichen mit den jährlich 15 Milliarden Euro, die Spanien für Verteidigung ausgibt, ist der Beitrag der europäischen NGEU-Mittel verschwindend gering“, so Quellen des Beratungsunternehmens.

Diese Mittel wurden zudem ausschließlich für administrative Infrastrukturmaßnahmen verwendet, konkret für Nachhaltigkeitsmaßnahmen zur Verbesserung der Umweltbilanz staatlicher Einrichtungen und Fahrzeuge sowie für die Digitalisierung der Verwaltung im Verteidigungsministerium. Eine Erhöhung der eigentlichen Verteidigungsausgaben fand dadurch nicht statt.

LLYC betont, dass der NGEU-Plan keine Förderprogramme zur Steigerung der Verteidigungsinvestitionen vorsieht. Eine Umwidmung ungenutzter Mittel für diesen Zweck sei ausgeschlossen. „Die verbleibenden Mittel in Höhe von 15,425 Milliarden Euro können zwar innerhalb der vereinbarten Ziele eingesetzt werden, Verteidigungsausgaben gehören jedoch nicht zu den Prioritäten des Plans“, erklären die Experten.

Der Druck der NATO auf die Mitgliedsstaaten, 2% des BIP für Verteidigung aufzuwenden, besteht seit Längerem. Bereits 2014 wurde dieses Ziel auf dem Gipfel in Cardiff vereinbart, doch Spanien hinkt hinterher. 2022 bekräftigte Sánchez auf dem NATO-Gipfel in Madrid die Absicht, dieses Ziel bis 2029 zu erreichen. An diesem Zeitplan hält er trotz des aktuellen Drucks der NATO fest.

Um das 2%-Ziel bereits in diesem Jahr zu erreichen, müsste die Regierung nach Berechnungen fast 10 Milliarden Euro zusätzlich aufwenden. Der Druck wird durch Forderungen aus den USA, die Verteidigungsausgaben auf 5% des BIP zu erhöhen, zusätzlich verstärkt. Für Spanien würde dies einen Aufwand von 75 Milliarden Euro bedeuten – rund 55 Milliarden Euro mehr als derzeit.

Erste Schritte zur Erhöhung des Verteidigungsbudgets wurden bereits eingeleitet. Ein Dekret zur Erhöhung der Soldzahlungen für Streitkräfteangehörige um monatlich 200 Euro, was Mehrausgaben von 400 Millionen Euro bedeutet, ist in Vorbereitung. Parallel dazu hält die Regierung am Ziel von 2% des BIP innerhalb eines Jahrzehnts fest und drängt Brüssel, zusätzliche Investitionen auf EU-Ebene zu finanzieren.

Sánchez sprach sich bereits im April letzten Jahres für eine neue europäische Fondslinie nach dem Vorbild von Next Generation EU aus, die nach dessen Auslaufen im Jahr 2026 greifen soll. Dieses Gemeinschaftsinstrument soll analog zum NGEU Maßnahmen in den Bereichen Verteidigung, Klima und digitale Transformation ermöglichen.

Wirtschaftsminister Carlos Cuerpo begrüßte in Brüssel die zunehmende Diskussion über europäische Finanzierungsoptionen. Er befürwortet sowohl eine Lockerung der Fiskalregeln, um Spanien höhere Ausgaben ohne Belastung durch steigende Schulden zu ermöglichen, als auch eine Finanzierung durch den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM), die Europäische Investitionsbank (EIB) und die Ausgabe gemeinsamer Schuldtitel.

Llorente y Cuenca erinnert an den Europäischen Verteidigungsfonds (EVF) mit einem Gesamtbudget von 7,9 Milliarden Euro für den Zeitraum 2021-2027. Spanien beteiligt sich bereits an Projekten im Rahmen dieses Fonds. Die Experten erwarten eine baldige und deutliche Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf EU-Ebene.

Bild: Archiv


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