Der Volksmund sagt: „Steter Tropfen höhlt den Stein“, und die jüngsten Regenfälle verdeutlichen dies eindrücklich. Die anhaltenden Niederschläge über 25 Tage, ausgelöst durch die Tiefdruckgebiete ‘Jana’, ‘Konrad’, ‘Laurence’ und ‘Martinho’, ließen die Wasserreserven am 24. März auf 39.895 Kubikhektometer (71,19 %) ansteigen. Dies wirkte wie ein Lebenselixier für viele landwirtschaftliche Kulturen. Besonders profitierten davon Getreide, Weinberge, Olivenhaine und Nussbäume, wie Berichte von Asaja und COAG belegen. Auch die Weideflächen für Nutztiere, insbesondere Schafe, Ziegen und Milchkühe, dehnten sich deutlich aus.
Auf der anderen Seite stehen die Leidtragenden der starken Regenfälle: verschiedene Gemüsearten wie Brokkoli, Blumenkohl und Salat, die Erdbeeren aus Huelva, Teile der Kartoffelernte und vor allem zwei Sommerklassiker: Melonen und Wassermelonen. Die anhaltenden Niederschläge könnten die Entwicklung eines Großteils der Ernte in Regionen wie Almería gefährden und mittelfristig Angebot und Preise beeinflussen.
Organisationen wie die COAG verweisen auf die Situation in Anbaugebieten wie der Region Murcia, wo über 5.000 Hektar Salat, Brokkoli und Blumenkohl überschwemmt wurden. Der Schaden wird auf 10 Millionen Euro geschätzt. Auch in Almería (Andalusien) wurden nach den anhaltenden Regenfällen Schäden an Gemüse im Freiland und in Gewächshäusern sowie an Melonen und Wassermelonen verzeichnet. Ursache hierfür ist die hohe Luftfeuchtigkeit nach den Unwettern, die die Ausbreitung von Schädlingen und Krankheiten wie Botrytis (Grauschimmelfäule) und Mehltau begünstigt. Diese führen zu Fäulniserscheinungen an den Pflanzen.
Die COAG bewertet die Situation angesichts des fortgeschrittenen Stadiums der Kampagne für Melonen und Wassermelonen als besorgniserregend. Die Haupterntezeit liegt zwischen Juni und August, doch bereits jetzt im März befinden sich die Pflanzen in der Bestäubungsphase. Der Wechsel zwischen Feuchtigkeit und Hitzeepisoden in den letzten Wochen verstärkt die Bedrohung zusätzlich.
Andrés Góngora, Leiter der Obst- und Gemüseabteilung der COAG, bestätigt, dass Wassermelonen und Melonen in der Provinz Almería am stärksten betroffen sind. Der Regen traf die Pflanzen im kritischen Moment der Bestäubung, die 6 bis 8 Wochen vor der Ernte stattfindet. Góngora rechnet daher mit einer geringeren Produktionsrate der frühen Wassermelonen Ende Mai. Dabei war für dieses Jahr eine Anbaufläche von über 10.000 Hektar in Gewächshäusern prognostiziert worden.
Góngora geht davon aus, dass ein Großteil der betroffenen Flächen neu bepflanzt wird und erwartet im Mai nur geringe Erträge aus den Gewächshäusern. Er hofft jedoch auf eine gute späte Wassermelonen- und Melonenkampagne. Bezüglich der Preise befürchtet er, dass die Supermärkte die frühe Ernte als Lockangebot für die größere Sommerernte nutzen werden. Auch Juan José Álvarez, Sekretär der Asaja, äußert sich besorgt über die Entwicklung dieser Kulturen und betont, dass alles vom weiteren Wetterverlauf abhängt. Hinsichtlich der Preisentwicklung mahnt er zur Vorsicht und will den weiteren Verlauf der Kampagne abwarten.
Neben Melonen und Wassermelonen traf der starke Regen auch die Erdbeeren auf dem Höhepunkt ihrer Saison. Die COAG warnt, dass die Niederschläge in Huelva auch den Anbau von roten Früchten (Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren etc.) beeinträchtigt haben. Die erhöhte Luftfeuchtigkeit führte zu Schäden an den Erdbeeren. Trotz der Preissteigerungen können diese die durch Botrytis verursachten Verluste nicht kompensieren, so die COAG. Zusätzlich beschädigte der Wind über 200 Hektar Gewächshausfläche in der Provinz.
Asaja nennt zwei Faktoren, die die Auswirkungen der Regenfälle verschärfen: das Wassermanagement, insbesondere der hydrographischen Konföderationen Duero und Tejo, sowie die Einschränkungen beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in Extremsituationen zur Bekämpfung von Schädlingen und Krankheiten. Álvarez betont den Bedarf an Infrastrukturinvestitionen: “Es braucht ein großes Budget für Maßnahmen zur Wasserspeicherung und zur Reinigung der Flussläufe.” Er kritisiert das Management von Behörden wie dem Ministerium für den ökologischen Wandel und bemängelt, dass die Probleme in diesem Bereich weiterhin bestehen.
Bezüglich der Einschränkungen beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in extremen Wettersituationen fordert der Generaldirektor von Asaja eine Überprüfung der Regelungen. Die Anwendung sollte an die Bedürfnisse der Pflanzen angepasst werden können, um Schädlinge und Krankheiten effektiv zu bekämpfen. Asaja sieht hierin ein strukturelles Problem, das auf europäische Beschränkungen zurückzuführen ist.
Die Organisation weist außerdem auf Probleme bei Gemüse wie Blumenkohl, Salat und Brokkoli hin. Schätzungsweise über 12.000 Hektar sind von Überschwemmungen betroffen, vor allem in den Provinzen Murcia, Sevilla und Córdoba. Auch bei Kartoffeln in Kastilien und León sowie bei Zwiebeln in Albacete und der angrenzenden Region Valencia wurden erhebliche Verluste gemeldet.
Abonniere unseren Newsletter