Ein unerwarteter Stromausfall am 22. April 2025 führte zum Stillstand der bedeutenden Repsol-Raffinerie in Cartagena und warf ein Schlaglicht auf die Anfälligkeit der spanischen Energieinfrastruktur. Der Vorfall, der Repsol zur Aussetzung von Produktlieferungen und zur Aktivierung einer “höheren Gewalt”-Klausel zwang, ereignete sich inmitten einer Woche, die von Instabilitäten im nationalen Stromnetz geprägt war. Nun stellt sich die Frage: Spielt die ambitionierte grüne Energiewende Spaniens eine Rolle bei diesen Ausfällen?
Der besagte Dienstag erlebte nicht nur den Ausfall in Cartagena. Verkehrsminister Óscar Puente äußerte sich zeitgleich auf X besorgt über “übermäßige Spannung” im Stromnetz, die Störungen im Hochgeschwindigkeitszugverkehr verursachte. Diese Ereignisse scheinen in Verbindung zu stehen mit einem landesweiten Ungleichgewicht im Stromnetz, das Red Eléctrica auf einen plötzlichen Verlust in der Energieerzeugung zurückführte.

Obwohl die genaue Ursache des Produktionsausfalls unklar bleibt, deuten Experten auf ein wiederkehrendes Muster hin: Ein Überangebot an Solarstrom während der Mittagsstunden, das die Nachfrage übersteigt. Dieses Phänomen zwingt Red Eléctrica regelmäßig dazu, die Produktion von Solarparks zu drosseln, um das Netz stabil zu halten – ein Umstand, vor dem die Branche seit geraumer Zeit warnt.
Die Ironie dabei: Nur sechs Tage vor dem Blackout feierte Spanien einen historischen Meilenstein, als es erstmals an einem Werktag seinen gesamten Strombedarf aus erneuerbaren Energien decken konnte. Dieser Erfolg wirft nun brisante Fragen auf. Führt der rasante Ausbau von Solar- und Windenergie, ohne entsprechende Investitionen in die Netzinfrastruktur und flexible Ausgleichstechnologien, zu einer zunehmenden Instabilität des Systems?
Ein leitender Manager der Energiebranche mahnt: “In einem System wie dem iberischen, das sehr schwach mit dem Rest Europas verbunden ist, muss der weitere Eintritt von Sonne und Wind von Technologien begleitet werden, die Flexibilität bieten, wenn Gas und vielleicht auch Kernkraft ersetzt werden sollen, um die natürlichen Ungleichgewichte auszugleichen, die die Gleichung von Erzeugung und Nachfrage aus dem Gleichgewicht bringen.”
Die Reaktion der Industrie auf den Vorfall in Cartagena ist bezeichnend. Ein internationales Öl- und Gashandelsunternehmen bezeichnete die Aktivierung der “höheren Gewalt”-Klausel als “absolut anomal” – ein Ereignis, das normalerweise nur bei extremen Wetterlagen oder unvorhersehbaren Katastrophen eintritt. Branchenkenner bestätigen, dass Stromausfälle dieser Größenordnung, die kritische Infrastrukturen wie Raffinerien lahmlegen, äußerst selten sind.
Die Ereignisse der letzten Woche – zwei Stromausfälle unterschiedlicher Intensität, die sowohl die Energie- als auch die Verkehrsinfrastruktur betrafen – unterstreichen die dringende Notwendigkeit, die Stabilität des spanischen Stromnetzes zu gewährleisten. Während die grüne Energiewende unbestreitbar ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft ist, zeigen diese Vorfälle, dass ein robuster und flexibler Rahmen geschaffen werden muss, um die volatile Natur erneuerbarer Energien zu managen und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Die Debatte darüber, wie Spanien seine ambitionierten Klimaziele erreichen und gleichzeitig eine zuverlässige Energieversorgung sicherstellen kann, hat mit diesen Ereignissen eine neue Dringlichkeit erhalten.
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