Die Obdachlosigkeit in Deutschland, am Beispiel Alicante, entwickelt sich zu einem immer dramatischeren sozialen Problem. Innerhalb nur eines Jahres stieg die Zahl der Menschen, die auf der Straße schlafen müssen, von 234 auf 280. Besonders besorgniserregend ist der zunehmende Anteil von Frauen und jungen Menschen in dieser Gruppe. Hauptgrund für diesen Anstieg sind die unbezahlbaren Mietpreise.
Das Netzwerk der Einrichtungen für die Obdachlosenbetreuung von Alicante (Reapsha), ein Zusammenschluss von 16 sozialen Einrichtungen, beging kürzlich sein zehnjähriges Bestehen. Anlässlich dieses Jubiläums macht Reapsha auf die sich verschärfende Problematik der Obdachlosigkeit aufmerksam.
Natalia Araújo, Leiterin der Kommunikationsabteilung von Reapsha, berichtet, dass bei der ersten Zählung der obdachlosen Menschen im November 2023 234 Personen identifiziert wurden. „Heute“, so Araújo, „sind es fast 280. Hinzu kommen über 180 Menschen in alternativen Unterkünften, wie beispielsweise Inklusionswohnungen.“
Besonders alarmierend ist die zunehmende Feminisierung der Obdachlosigkeit: Ein Drittel der Betroffenen sind Frauen. Auch der Anteil junger Menschen, darunter Geflüchtete mit internationalem Schutz und Drogenabhängige, steigt.
Als Hauptursache für diese Entwicklung nennt Araújo die steigenden Immobilienpreise. „Für Menschen mit geringen Ressourcen ist der Zugang zu Wohnraum quasi unmöglich. Selbst mit einem Job können sie sich weder Miete noch gar eine Hypothek leisten.“
Die Lebensläufe der Betroffenen sind vielfältig. Manche führten ein normales Leben, bevor verschiedene Probleme sie in die Obdachlosigkeit trieben. Andere lebten schon immer in prekären Verhältnissen und sozialer Ausgrenzung. Zudem gibt es Migranten, deren Pläne in Spanien scheiterten, Asylbewerber und Menschen mit psychischen Erkrankungen.
Anlässlich seines zehnjährigen Bestehens veröffentlichte Reapsha ein Manifest. Darin wird die steigende Obdachlosigkeit als soziale Realität in Alicante beschrieben, die die sofortige Aufmerksamkeit der lokalen und regionalen Behörden erfordert.
Reapsha fordert die unverzügliche Entwicklung und Umsetzung eines kommunalen Plans zur Bekämpfung der Obdachlosigkeit, der mit den regionalen Maßnahmen abgestimmt ist und die besondere Situation obdachloser Menschen berücksichtigt.
Angesichts der Komplexität und der vielfältigen Dimensionen der Obdachlosigkeit, benötigen die Betroffenen multidisziplinäre Unterstützung. Reapsha plädiert für Maßnahmen, die die Lebensbedingungen verbessern, Schäden minimieren, persönliche, familiäre, berufliche und soziale Bindungen wiederherstellen und den Ausstieg aus der Obdachlosigkeit ermöglichen. Dafür sind ausreichende professionelle Dienstleistungen und Ressourcen unerlässlich.
Abonniere unseren Newsletter