Die staatlichen Sicherheitskräfte in Spanien registrierten im Jahr 2024 insgesamt 16.147 Vermisstenmeldungen, ein Anstieg von 6 % gegenüber 2023. Davon konnten 95,5 % aufgeklärt werden, mehr als 72 % sogar innerhalb einer Woche. Diese Zahlen präsentierte die Überwachungskommission des I. Strategischen Plans für vermisste Personen (2022-2024) unter Leitung von Innenminister Fernando Grande-Marlaska am Montag bei einem Treffen mit Angehörigen, Verbänden und Stiftungen.
Laut aktuellen Zahlen des Innenministeriums (Stand 1. März 2025) werden derzeit 6.638 Vermisstenfälle bearbeitet. Der Jahresbericht des Nationalen Zentrums für vermisste Personen (CNDES) für 2024 weist insgesamt 26.345 registrierte Meldungen aus. 11.552 davon betrafen ein erstmaliges Verschwinden, die übrigen Meldungen beziehen sich auf wiederholte Fälle. Im Durchschnitt wurden pro Person 3,2 Meldungen erstattet, wobei die Wiederholungsrate bei Jugendlichen höher liegt.
Mehr als die Hälfte der Vermissten (50,6 %) waren volljährig, 49,4 % minderjährig. Zwei Drittel der Betroffenen waren männlich und spanischer Nationalität. In 91 % der Fälle handelte es sich um freiwilliges Verschwinden, wie aus dem Bericht hervorgeht. Von den gemeldeten Fällen endeten 325 (1,4 %) tödlich – 147 durch Unfall und 75 durch Suizid.
Regionale Verteilung
Die meisten Vermisstenfälle wurden 2024 auf den Kanarischen Inseln (4.502), in Madrid (4.434), Katalonien (3.622) und Andalusien (3.443) gemeldet. Betrachtet man die Provinzen, führen Madrid, Las Palmas, Barcelona und Valencia die Liste an.
„Wir vergessen keinen Fall, bis er aufgeklärt ist, unabhängig davon, wie viele Jahre vergangen sind. Jede Familie hat das Recht zu erfahren, was mit ihrem Angehörigen geschehen ist“, betonte Grande-Marlaska bei dem Treffen. Die hohe Aufklärungsquote zeige den großen Einsatz bei den Ermittlungen.
Der Innenminister drückte zudem seine Solidarität mit den Opfern des Unwetters in Valencia im Oktober aus und erinnerte an die drei weiterhin vermissten Personen: „Niemand wird aufhören, nach ihnen zu suchen.“ Er stellte außerdem die neuen offiziellen Vermisstenplakate vor, die dank größerer Fotos und zusätzlichen Schutzmaßnahmen für die Betroffenen mehr Informationen bieten: „Wir wollen die Suche nach vermissten Personen unterstützen, aber auch ihre Würde wahren.“
Die neuen Plakate enthalten einen QR-Code mit zusätzlichen Informationen zu den Fällen, um Desinformation in diesem sensiblen Bereich zu bekämpfen. Sie werden von den an den Ermittlungen beteiligten Behörden autorisiert und mit den Familien abgestimmt.
Das CNDES wird zudem den digitalen Fußabdruck der Bilder der Betroffenen reduzieren, indem die Nachnamen entfernt werden. Die Plakate werden nach der Aufklärung eines Falls innerhalb von 12 Stunden (statt bisher 48 Stunden) entfernt, um die unkontrollierte Verbreitung der Bilder in sozialen Netzwerken und auf anderen Plattformen zu verhindern.
Langzeitvermisste
Das Innenministerium koordiniert einen zweiten Plan mit einem einheitlichen Protokoll für die Zusammenarbeit zwischen staatlichen und regionalen Polizeikräften, der unter anderem die Schulung der Beamten verstärkt und einen Schwerpunkt auf internationale Vermisstenfälle legt. Ab 2025 werden außerdem neue Maßnahmen zur Ermittlung in Fällen von Langzeitvermissten umgesetzt; dieser Plan ist auf vier Jahre angelegt.
Für Langzeitvermisste gleicht das CNDES nun auch amtliche Bekanntmachungen und historische Archive ab, um veröffentlichte Todeserklärungen der Gerichte mit der Datenbank für vermisste Personen und menschliche Überreste zu vergleichen. Bei Fällen, die länger als zehn Jahre zurückliegen, können Angehörige eine gerichtliche Todeserklärung beantragen. Als letzter Schritt wird der Fall im Staatsanzeiger (BOE) veröffentlicht. In den ersten drei Jahren des Plans konnten die Spezialisten 35 Langzeitvermisste ausfindig machen. Allein durch die Abgleiche mit den amtlichen Bekanntmachungen und Archiven identifizierte das CNDES neun Vermisste aus dem Zeitraum von 1977 bis 2004.
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