Die Tuberkulose ist zurück. Spanien verzeichnet einen besorgniserregenden Anstieg der Fälle dieser einst als „weiße Pest“ bekannten Krankheit, die Europa über Jahrhunderte heimgesucht hat. Obwohl die moderne Medizin sie weitgehend unter Kontrolle gebracht hat, zeigen aktuelle Zahlen, dass die uralte Krankheit nicht verschwunden ist.
Spanische Gesundheitsbehörden schlagen Alarm, nachdem in städtischen Ballungszentren im ganzen Land neue Ausbrüche gemeldet wurden. Zwar ist die nationale Situation deutlich besser als in vielen anderen Ländern, doch warnen Experten vor Selbstgefälligkeit, die diesem alten Feind ein Comeback ermöglichen könnte.
Laut Gesundheitsministerium werden in Spanien jährlich rund 4.000 neue Tuberkulosefälle registriert. Die Infektion betrifft meist die Lunge, die Bakterien können jedoch auch andere Organe befallen, darunter Lymphknoten, Knochen und sogar das Nervensystem.
Während die Infektionsraten über Jahrzehnte hinweg insgesamt rückläufig waren, trüben die jüngsten Häufungen in Städten und ein Anstieg um 14 Prozent bei ausländischen Gefängnisinsassen in Spanien das Bild.
Enrique Acín García, Leiter des spanischen Gesundheitsdienstes für Gefängnisse, präsentierte kürzlich in Madrid aktuelle Zahlen zur öffentlichen Gesundheit. Demnach sind die Tuberkuloseraten in Gefängnissen insgesamt gesunken – mit Ausnahme der ausländischen Insassen, bei denen ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen ist. Von 31 Fällen im Jahr 2024 betrafen 10 ausländische Häftlinge, mehr als im Vorjahr. Die Daten zeigen eine Gesamtinzidenz von 69,3 pro 100.000 Insassen.
Das klingt zwar nach wenig, ist aber immer noch mehr als doppelt so hoch wie der nationale Durchschnitt. Kritiker fordern bessere Präventionsmaßnahmen, um Insassen vor dem Haftantritt zu untersuchen und eine Ausbreitung zu verhindern.
Wie sich Tuberkulose verbreitet (und wer besonders gefährdet ist)
Tuberkulose wird über mikroskopisch kleine Tröpfchen in der Luft übertragen, wenn eine Person mit aktiver Tuberkulose hustet, niest oder spricht. Nicht jeder, der den Bakterien ausgesetzt ist, erkrankt. Wer jedoch erkrankt, kann hochansteckend sein.
Experten betonen: „Kontakt bedeutet nicht Ansteckung.“ Schlechte Belüftung, enge räumliche Verhältnisse und ein geschwächtes Immunsystem erhöhen das Risiko jedoch dramatisch. Deshalb bleiben Gefängnisse, Obdachlosenunterkünfte und überfüllte Wohnräume Brutstätten für die Krankheit.
Besonders gefährdet sind Menschen mit HIV, Diabetes oder immungeschwächte Personen, die immunsuppressive Therapien erhalten, sowie ältere Menschen, Kleinkinder und Menschen, die in Armut leben. Auch Beschäftigte im Gesundheitswesen und Drogenkonsumenten gehören zur Hochrisikogruppe.
Tuberkulose: Ein globales Problem mit lokalen Auswirkungen in Spanien
Weltweit stellt Tuberkulose weiterhin ein großes Gesundheitsproblem dar. Laut Weltgesundheitsorganisation infizieren sich jährlich 10 Millionen Menschen. Nach dem Abklingen der COVID-19-Pandemie hat sich die Tuberkulose schleichend wieder ausgebreitet und ist zur tödlichsten Infektionskrankheit weltweit geworden.
Obwohl die Situation in Spanien deutlich besser ist als in vielen anderen Ländern, zeigen die jüngsten Entwicklungen, dass Selbstgefälligkeit ein Luxus ist, den wir uns nicht leisten können. Ob in Gefängnissen, städtischen Zentren oder gefährdeten Bevölkerungsgruppen – die Tuberkulose klopft wieder an die Tür.
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