Was macht ein mongolisches Pferd in Palencia?

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Palencia Mongolisches Pferd

Die Geburt eines Przewalski-Fohlens im Europäischen Bisonreservat in San Cebrián de Mudá (Palencia) ist ein hoffnungsvolles Zeichen, insbesondere angesichts des weltweit besorgniserregenden Artensterbens. Die Ankunft dieses seltenen Wildpferdes in einem neuen Lebensraum ist das Ergebnis einer gezielten Ansiedlung, keiner invasiven Ausbreitung.

Das Przewalski-Pferd ( Equus ferus przewalskii), eine Unterart des Hauspferdes, gilt als das letzte überlebende Wildpferd. Ursprünglich in den Steppen der Mongolei beheimatet, existieren heute auch Populationen in anderen Teilen der Welt, darunter Spanien. Die genaue Herkunft dieser spanischen Populationen ist jedoch noch nicht vollständig geklärt.

Die relativ kleinen, aber robusten Tiere erreichen eine Schulterhöhe von 1,3 bis 1,5 Metern, eine Körperlänge von 2,2 bis 2,6 Metern und ein Gewicht von 250 bis 360 Kilogramm. Ihre Widerstandsfähigkeit ermöglicht ihnen das Überleben in den harschen Bedingungen der mongolischen Steppe und der Wüste Gobi.

Die IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) stuft das Przewalski-Pferd als gefährdet ein. Die Gesamtpopulation wird auf weniger als 2.000 Individuen geschätzt.

Im Europäischen Bisonreservat teilt das neugeborene Fohlen seinen Lebensraum mit einer Bisonpopulation, bestehend aus zwei Unterarten des Europäischen Bisons (Bison bonasus): dem Tieflandbison und dem Kaukasischen Tieflandbison. Der Vater des Fohlens stammt aus der bestehenden Population des Reservats. Die Mutter wurde vom Verein Paleolítico Vivo, der sich für Natur- und Artenschutz einsetzt, aus einem Reservat in Salguero de Juarros (Burgos) ausgewählt.

Die Verwandtschaft zwischen Przewalski-Pferd und Hauspferd wurde erst kürzlich genauer untersucht. Genetische Analysen zeigen, dass sie entfernte Verwandte sind, deren gemeinsamer Vorfahre vor etwa 500.000 Jahren lebte. Eine 2024 in der Fachzeitschrift “G3 Genes|Genome|Genetics” veröffentlichte Studie belegt eine Übereinstimmung von 99,63 % des Mitogenoms beider Arten.

Die (Wieder-)Einführung von Tierarten, selbst zu Schutzzwecken, ist jedoch nicht unumstritten. So wirft beispielsweise die Einführung des Wisents die Frage auf, ob diese Art ursprünglich zusammen mit dem Steppenbison (Bison priscus) auf der Iberischen Halbinsel vorkam. Ähnliche Diskussionen begleiten die Ausbreitung des Bibers. Auch die Wiederansiedlung von Wolf und Bär stößt auf Widerstand, insbesondere bei Viehzüchtern.

Die erfolgreiche Ausbreitung des Bibers in den Flusseinzugsgebieten der Iberischen Halbinsel in den letzten Jahren führte zur Entstehung der sogenannten “Biberbomben”-Initiative – ein Beispiel dafür, wie unerwartet sich solche Entwicklungen gestalten können. Der Widerstand von Viehzüchtern gegen die Wiederansiedlung einheimischer Arten wie Wolf und Bär verdeutlicht die herausfordernde Balance zwischen Artenschutz und den Interessen der Landwirtschaft.

Foto: BS Thurner Hof, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons


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