Trumps neue Anordnung: Ein Zoll von 200 % würde spanischen Wein vom US-Markt “verdrängen”

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Der US-Präsident drohte mit der kurzfristigen Verhängung eines Zolls von 200 Prozent auf sämtliche in der EU hergestellten Weine, Champagner und alkoholischen Getränke, sollte Brüssel die bestehenden 50-Prozent-Zölle auf amerikanischen Whiskey nicht umgehend aufheben. „Dies wird der amerikanischen Wein- und Champagnerindustrie sehr zugute kommen“, prahlte der Präsident. Diese Aussage löste im spanischen Weinsektor große Besorgnis aus. José Luis Benítez, Generaldirektor des spanischen Weinverbandes (FEV), erklärte: „Eine solche Maßnahme würde spanische und europäische Weine vollständig vom US-Markt verdrängen, was wir uns nicht leisten können.“

Spanien exportierte 2024 Wein im Wert von über 390 Millionen Euro in die USA. Angesichts dieser Zahlen drängen die FEV und das Europäische Komitee der Weinunternehmen (CEEV) die spanische Regierung und die EU-Kommission zu raschen Verhandlungen mit den USA, um die bestehenden Handelsstreitigkeiten (Stahl, Aluminium, Oliven etc.) beizulegen. Sie fordern, Wein von der Liste der möglichen Vergeltungsmaßnahmen zu streichen, um die ländlichen Wirtschaftsräume und ihre Wertschöpfungsketten zu schützen.

Laut dem Bericht „Spanische Weinexporte – Jahr 2024“ der Beobachtungsstelle für den spanischen Weinmarkt (OeMV) exportierte Spanien im vergangenen Jahr Weine im Wert von 390,17 Millionen Euro in die USA (inklusive Weine mit und ohne Herkunftsbezeichnung, Schaumweine, etc.), ein Anstieg von 3,5 Prozent gegenüber 2023. Damit waren die USA nach Deutschland (396,23 Millionen Euro) der zweitwichtigste Exportmarkt für spanische Weine, gefolgt von Großbritannien (339,27 Millionen Euro) und Frankreich (308,80 Millionen Euro).

Betrachtet man das exportierte Volumen (in Litern), belegen die USA mit 96,96 Millionen Litern den sechsten Platz, ein Rückgang von 4,4 Prozent gegenüber 2023. Frankreich bleibt mit Abstand der größte Abnehmer spanischer Weine (508,85 Millionen Liter). Der durchschnittliche Preis pro Liter, den amerikanische Konsumenten für spanischen Wein zahlen, liegt bei 4,02 Euro – ein Plus von 8,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit belegen die USA den dritten Platz hinter der Schweiz (5,43 Euro/Liter) und Kanada (4,33 Euro/Liter).

„Der Ausschluss vom US-Markt wäre ein gravierendes Problem für alle europäischen Weine, nicht nur für die spanischen“, kommentierten Vertreter der Kellereigruppe Marqués de Atrio. Das Unternehmen eröffnete erst im Februar eine Niederlassung in Miami, um den Vertrieb zu stärken und die Kundenbindung zu intensivieren. Man wolle nun zunächst die endgültigen Maßnahmen der US-Regierung abwarten, bevor weitere Entscheidungen getroffen werden. „Sollten die angedrohten Zölle tatsächlich verhängt werden, würde dies die Marktbedingungen fundamental verändern und unsere Präsenz in den USA erheblich beeinträchtigen.“

Auch für den Cava-Sektor wären die Folgen dramatisch. Javier Pagés, Präsident des Regulierungsrates für die Herkunftsbezeichnung Cava (D.O.Cava), betonte die Bedeutung des US-Marktes, der 2024 mit 81,3 Millionen Euro der wichtigste Exportmarkt für Cava war, gefolgt von Belgien (61,1 Millionen Euro) und Großbritannien (41,7 Millionen Euro). Auch beim Absatzvolumen lagen die USA mit 23,3 Millionen Litern an der Spitze. Die USA seien nicht nur aufgrund ihres Marktanteils, sondern auch wegen des hohen Wertsegments und der steigenden Nachfrage ein wichtiger Markt. Die angedrohten Zölle seien daher „eine ernstzunehmende Bedrohung“. Man müsse nun die weitere Entwicklung abwarten und mit amerikanischen Importeuren und Partnern beraten, wie man den Auswirkungen begegnen könne. Pagés betonte jedoch auch die Diversifizierung der Absatzmärkte für Cava und die Chancen, die sich aus neuen Trends, wie beispielsweise dem Trend zu Weinen mit geringerem Alkoholgehalt, ergeben.

Die Drohung des US-Präsidenten betrifft auch Spirituosen. Bosco Torremocha, Direktor des spanischen Spirituosenverbandes, zeigte sich enttäuscht darüber, dass Spirituosen „wiederholt als politische Waffe in Handelsstreitigkeiten missbraucht werden“. Er befürchtet „verheerende Folgen“ für den Sektor, sollte es zu einer Wiedereinführung von Zöllen kommen. Die Branche leide bereits unter einer Verlangsamung des Wachstums in wichtigen Märkten. Torremocha appellierte an Brüssel und Washington, die Spannungen abzubauen und zu dem 1997 geschlossenen Nullzoll-Abkommen für Spirituosen zurückzukehren.


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