Hotels wehren sich gegen das „Marlaska-Dekret“
Sechs Monate nach Inkrafttreten des sogenannten Marlaska-Dekrets schlägt Spaniens Hotel- und Beherbergungssektor Alarm. Der Verband CEHAT fordert die Regierung eindringlich auf, das umstrittene Gesetz, das die Erhebung von über 42 personenbezogenen Daten jedes Gastes vorschreibt, zu überarbeiten oder ganz abzuschaffen.
Hoteliers sprechen von einem „Orwell’schen Szenario“ und kritisieren, dass das Dekret gegen EU-Vorgaben zum Datenschutz verstößt und gleichzeitig den Verwaltungsaufwand in den Betrieben explodieren lässt.
Warteschlangen und Frust bei Touristen
Die praktische Umsetzung sorgt bereits für massive Probleme. Statt eines schnellen Ausweisscans müssen Hotelangestellte nun Dutzende Datenfelder pro Gast manuell eingeben – von Passnummern und Adressen bis hin zu Bankdaten und familiären Beziehungen. Ergebnis: stundenlange Wartezeiten an Rezeptionen in ganz Spanien.
„Das Dekret schreckt Besucher ab und gefährdet Spaniens wichtigste Einnahmequelle – den Tourismus“, warnte CEHAT-Präsident Jorge Marichal.
EU-Kommission prüft Eingriff
Auch auf europäischer Ebene wächst die Kritik. Die Europäische Kommission hat sich eingeschaltet und betont, dass nationale Gesetze mit der EU-Datenschutzrichtlinie im Einklang stehen müssen. Ein Sprecher machte deutlich, dass die derzeitige Regelung „unverhältnismäßig“ sei und womöglich gegen das Prinzip der Datenminimierung verstößt.
Noch immer wartet Brüssel auf eine endgültige Fassung der spanischen Verordnung. Versprochene Ministerialerlasse, die Klarheit schaffen sollten, sind mehrfach verschoben worden – zuletzt von November 2024 auf Januar 2025.
Tourismusbranche fordert dringende Lösung
Der Druck auf die spanische Regierung wächst. CEHAT betont, dass die Branche seit über drei Jahren in Gesprächen mit dem Innenministerium steckt – jedoch ohne nennenswerte Fortschritte.
„Wir brauchen dringend eine klare, rechtssichere und praktikable Regelung, die sowohl den Sicherheitsinteressen Spaniens als auch den europäischen Standards entspricht“, fordert CEHAT.
Solange die Unsicherheit anhält, sehen sich Hotels, Ferienwohnungen und Reiseveranstalter einem rechtlichen Dilemma gegenüber: Sie sollen nationale Vorgaben erfüllen, riskieren dabei aber Konflikte mit EU-Recht.
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