Sommercamps: Ein unerreichbarer Traum für Spaniens Familien?

752
Sommercamps: Ein unerreichbarer Traum für Spaniens Familien?
Image by freepik

Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ist für moderne Familien mit Kindern in Spanien eine tägliche Herausforderung. Besonders in den Sommermonaten, wenn die Schulen schließen, suchen viele Eltern händeringend nach Lösungen, um die Betreuung ihrer Kinder sicherzustellen und gleichzeitig ihrer Arbeit nachzugehen. Sommercamps haben sich hierbei von einer Freizeitalternative zu einer unverzichtbaren Stütze entwickelt, besonders für Haushalte, die keine familiäre Unterstützung durch Großeltern oder andere Verwandte haben. Doch diese wichtige Entlastung wird zunehmend zu einer finanziellen Bürde für viele spanische Familien.

Steigende Kosten erschweren Zugang zu Sommercamps

Ein aktueller Bericht der EAE Business School, Teil des Hochschulnetzwerks Planeta Formación y Universidades, mit dem Titel „Summer Camps in Spain“, beleuchtet die prekäre Lage. Die Preise für Sommercamps sind demnach in den letzten zwei Jahren um 5,2 % gestiegen und übertreffen damit die durchschnittliche Inflation. Diese Kostenexplosion führt dazu, dass 7 von 10 Haushalten gezwungen sind, auf ihren eigenen Urlaub zu verzichten, um ihren Kindern die Teilnahme an einem Camp zu ermöglichen.

Trotzdem entschieden sich im vergangenen Sommer beeindruckende zwei von drei spanischen Familien – das entspricht etwa drei Millionen Kindern – für ein Kindercamp, um die berufliche und familiäre Vereinbarkeit zu gewährleisten. Die Studie offenbart jedoch eine alarmierende Ungleichheit: Bis zu 34 % der Haushalte mit Kindern können sich Sommercamps nicht leisten. Dies schafft eine strukturelle Ungleichheit, die sich direkt auf die Kindheit und die Erholung der Familien auswirkt.

Die durchschnittlichen Ausgaben pro Kind für ein Sommercamp liegen laut Bericht zwischen 200 und 2.000 Euro. Dies entspricht 2,5 % des jährlichen Familienbudgets und bis zu 8 % der Ausgaben für Freizeit und Bildung. Miguel Ángel López, Dozent an der EAE Business School und Autor des Berichts, betont: „Trotz ihrer Vorteile stehen Sommercamps nicht allen Familien zur Verfügung. Die große Vielfalt der Familienstrukturen bedingt den Zugang zu diesen Aktivitäten.“

Finanzielle Belastung für Alleinerziehende und Einverdiener-Haushalte

López erklärt weiter, dass die Gesamtkosten, die Anmeldegebühren, Transport und benötigte Materialien umfassen, für viele Haushalte ein erhebliches Hindernis darstellen. Für 57 % der spanischen Familien kann dies eine „erhebliche wirtschaftliche Belastung“ bedeuten, insbesondere für die fast 2 Millionen Alleinerziehenden und die 1,82 Millionen Zwei-Eltern-Familien mit nur einem Einkommen.

Angesichts dieser Situation forderte die Partei Más Madrid kürzlich den Madrider Stadtrat auf, kostenlose städtische Camps für alle Kinder der Hauptstadt anzubieten. Rita Maestre, die Sprecherin der Partei in Madrid, argumentierte: „Städtische Camps sind die Lösung, die von den Eltern am meisten genutzt wird, aber öffentliche und kostenlose Camps sind rar. Sie zu bekommen ist eine Lotterie, und die privaten stellen ein wirtschaftliches Loch dar, das für viele Familien nicht erreichbar ist.“

Öffentliches Angebot unzureichend – Gender-Kluft verstärkt sich

Der Bericht der EAE Business School hebt auch die positiven Effekte von Sommercamps hervor: Sie fördern die Autonomie, das Zusammenleben, die Kreativität und die körperliche Aktivität von Kindern. Besonders beliebt sind sportliche Aktivitäten (31 %), gefolgt von künstlerischen Angeboten (15 %).

Das öffentliche Angebot an Sommercamps deckt jedoch lediglich 30 % der tatsächlichen Nachfrage ab. Dies zwingt viele Familien dazu, auf teurere private Camps auszuweichen, Verwandte um Hilfe zu bitten oder selbst Urlaub zu beantragen. Erschreckenderweise werden 90 % dieser Urlaubsanträge von Frauen gestellt, was die bestehende Gender-Kluft in Bezug auf die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben in Spanien weiter verstärkt.


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Spanien?
Abonniere unseren Newsletter