Sechs Verletzte beim ersten Lauf der Stiere von Sanfermines in Pamplona

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Zehntausende feiern in Spanien den Auftakt des weltbekannten Sanfermín-Festes. Die Begeisterung für die traditionelle Stierhatz, bei der jährlich 20.000 Tiere sterben, ist ungebrochen groß – ebenso wie die Kritik daran.

Die wildeste Stierhatz der Welt beginnt: In Pamplona, Nordspanien, hat das berühmte und kontroverse Sanfermín-Fest begonnen. Pünktlich um zwölf wurde vom Rathausbalkon aus die Start-Rakete “Chupinazo” gezündet, vor Zehntausenden dicht gedrängten und begeisterten Zuschauern. “Viva San Fermín”, riefen fast alle, traditionell in Weiß gekleidet, während sie sangen, tanzten und ihre roten Halstücher schwangen. Der erste von insgesamt acht Stierläufen ist für Sonntag angesetzt. Die Eröffnungsfeier wurde vom staatlichen Fernsehsender RTVE und anderen live übertragen.

Proteste gegen “nationale Schande”

In den letzten Tagen gab es mehrere Demonstrationen, bei denen die Teilnehmer Schilder mit Parolen wie “Folter ist weder Kunst noch Kultur” und “Tierquälerei ist eine nationale Schande” hochhielten. “Es gibt eine Mehrheit in der Gesellschaft, die diese Tierquälerei nicht nur in Pamplona, sondern in ganz Spanien ablehnt und kein Interesse daran hat, sie fortzusetzen, erst recht nicht mit unseren Steuern”, erklärte Aida Gascón, die Vorsitzende von AnimaNaturalis.

Obwohl der Unmut und die Proteste über die Jahre zugenommen haben, erfreut sich die blutige Fiesta in der Region Navarra unter den begeisterten Anhängern weiterhin großer Beliebtheit. Letztes Jahr wurden offiziellen Angaben zufolge insgesamt 1,5 Millionen Teilnehmer verzeichnet – ein Rekord. In diesem Jahr berichteten die Hotels bereits Tage vor dem Fest von einer durchschnittlichen Belegungsrate von 90 Prozent, und Ferienwohnungen waren zu normalen Preisen ausgebucht. Für die Stadt stellt das Fest ein Geschäft in Millionenhöhe dar.

Die sogenannten Sanfermines, zu Ehren des Stadtheiligen San Fermín, werden in Pamplona seit dem Ende des 16. Jahrhunderts zu Beginn des Julis gefeiert. Neben Stierrennen und -kämpfen gibt es zahlreiche Konzerte, Prozessionen und weitere Veranstaltungen für Familien und Kinder.

Der unbestrittene Höhepunkt ist die Stierhatz: Vom 7. bis zum 14. Juli werden jeden Morgen um acht Uhr sechs Kampfbullen, die teilweise über 600 Kilogramm wiegen, sowie mehrere Leitochsen von Hunderten von Menschen durch die engen Gassen zur Arena getrieben, wo sie abends in Stierkämpfen getötet werden. Die Live-Übertragung der Ereignisse erfolgt durch das Staatsfernsehen und andere Sender bis zum Ende der Festlichkeiten. Zusätzlich gibt es Sondersendungen, die von Millionen in ganz Spanien verfolgt werden. Vor Ort beobachten Zehntausende die Stierhatz aus nächster Nähe auf Balkonen, Mauern und in Nebenstraßen. Touristen zahlen manchmal Hunderte von Euro für die kurzzeitige Anmietung eines kleinen Balkons. Dabei fließt reichlich Rotwein und Sangría.

Das Spektakel ist jedoch nicht nur für die Tiere gefährlich: Bei den Mutproben der meist jungen Läufer auf der 875 Meter langen Strecke kommt es jedes Jahr zu Verletzungen. Seit 1924 gab es 16 Todesfälle, der letzte liegt jedoch 15 Jahre zurück.


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