Putins Schatten auf Mallorca: Oligarchen-Kinder kaufen Luxusvillen

1476
Putins Schatten auf Mallorca: Oligarchen-Kinder kaufen Luxusvillen
Sociale Medien

Die idyllische Baleareninsel Mallorca ist ins Visier einer brisanten Untersuchung geraten, die tiefe Einblicke in die undurchsichtigen Geschäfte russischer Oligarchen bietet. Im Zentrum steht Nikolai Kolesow, ein gefürchteter Lieferant von Putins Helikoptern und eine Schlüsselfigur in der russischen Rüstungsindustrie. Er soll fünf Luxusvillen auf der Insel über seine minderjährigen Kinder und Verwandte erworben haben, um Sanktionen zu umgehen. Dies enthüllte seine Ex-Frau Diana in einem erschütternden Interview mit Crónica.

Die tragische Familiengeschichte des Oligarchen Kolesow

Die Geschichte der Familie Kolesow gleicht einem modernen Drama. Während Leo Tolstoi einst über unglückliche Familien schrieb, übertrifft die Realität im Hause Kolesow jede Fiktion. Nikolai Kolesow, ein Mann, der für seine Wutausbrüche und sein autoritäres Verhalten bekannt ist, soll seinen Kindern nach der Scheidung von Diana erzählt haben, ihre Mutter sei gestorben. In Wahrheit lebt Diana in Spanien, zutiefst traurig, da sie ihre Kinder seit vier Jahren nicht mehr gesehen hat. „Die Kinder sollten bei ihrer Mutter sein, aber er unterzieht sie einer Gehirnwäsche“, klagt sie gegenüber Crónica. Kolesow, 69 Jahre alt und Generaldirektor des Unternehmens Russian Helicopters, steht auf der EU-Sanktionsliste aufgrund seiner Beteiligung an der russischen Militäraggression gegen die Ukraine.

Mallorca als Rückzugsort für Oligarchen-Vermögen

Trotz des Krieges und der verhängten Sanktionen scheint Mallorca ein bevorzugter Ort für Kolesows immense Besitztümer zu sein. Nicht weniger als fünf Villen sollen sich in seinem Besitz befinden. Der Trick: Der Erwerb erfolgte über seine Kinder und andere Familienmitglieder.

Die unmöglichen Immobiliengeschäfte der Kolesow-Kinder

Im Jahr 2022 erwarb seine damals erst vierjährige Tochter Nikol eine Villa in Calviá, Mallorca, im Wert von rund fünf Millionen Euro. Dieses Anwesen, das 2014 von Kolesows Firma Elekon gekauft wurde, wechselte nach der Scheidung im Jahr 2021 und dem Beginn des Ukraine-Krieges 2022 den Besitzer. Um das mallorquinische Immobilienimperium vor Sanktionen zu schützen, wurden „kreative“ Lösungen gefunden.

Eine zweite Villa, geschätzt auf drei Millionen Euro mit Meerblick, landete nicht etwa im Besitz von Nikols Zwillingsschwester Anna, sondern bei Kolesows Schwester Ljudmila Tenno. Auch sie erwarb die Immobilie von einer Tarnfirma, der Fabrik Tambow Elektropribor, die Raketensysteme für die russische Armee herstellt und ebenfalls sanktioniert ist. Ljudmila Tenno selbst sitzt im Vorstand eines Werks, das Navigationssysteme für Kampfjets und Drohnen produziert.

Drei weitere miteinander verbundene Luxushäuser in Magaluf, im Wert von zehn Millionen Euro, wurden 2024 von Kolesows Sohn Aljoscha gekauft. Auch er war zum Zeitpunkt des Kaufs – laut seinem spanischen Pass – erst fünf Jahre alt. Es scheint, als seien die Kinder zu Schachfiguren in einem komplexen Geflecht aus Geldwäsche und Sanktionsumgehung geworden. Die spanischen und zypriotischen Pässe der Kinder, sowie serbische Pässe der Erwachsenen, unterstreichen die Bemühungen, Spuren zu verwischen.

Nawalnys Team deckt auf und fordert Konsequenzen

Ein Großteil dieser Enthüllungen stammt vom Team des verstorbenen russischen Dissidenten Alexej Nawalny. Maria Pevchij, Nawalnys rechte Hand und Leiterin der Antikorruptionsplattform FBK, hat die Daten zusammengetragen und mit Drohnenaufnahmen der Villen untermauert. Sie ist entschlossen, das russische Regime zu entlarven und kritisiert Spanien scharf dafür, dass es „zu viele Lücken“ im Kampf gegen sanktionierte Oligarchen zulässt. Pevchij hat alle gesammelten Unterlagen an das spanische Wirtschafts- und Außenministerium geschickt und wartet auf eine Antwort.

Dianas Kampf und der Pakt der Oligarchen

Diana, die Ex-Frau von Kolesow, kämpft einen verzweifelten Kampf um ihre Kinder. Sie beschreibt ein Leben voller Luxus und Missbrauch. Die Beziehung verschlechterte sich mit der Pandemie, die Kolesows Paranoia verstärkte. Trotz Drohungen und der Angst vor dem mächtigen Oligarchen, der ihr sogar eine Rente abverlangt, versucht Diana, ihre Kinder wiederzusehen. Sie berichtet von Bestechung der Richter in Russland und gefälschten Geburtsurkunden, die besagen, ihre Kinder seien in Moskau geboren, obwohl sie auf Mallorca zur Welt kamen.

Kolesows Aufstieg und sein immenser Reichtum sind eng mit seiner Verbindung zu Sergej Tschemesow verknüpft, dem Geschäftsführer des Rostec-Konzerns und langjährigen Vertrauten Putins. Tschemesow selbst musste 2022 die Beschlagnahmung seiner 140 Millionen Dollar teuren Yacht „Valerie“ in Barcelona hinnehmen, ein Zeichen dafür, dass die spanischen Behörden gelegentlich gegen russische Oligarchen vorgehen. Doch die Enthüllungen über die Kolesow-Villen zeigen, wie komplex und schwierig die Durchsetzung von Sanktionen ist.

Heute sind die Villen auf Mallorca kinderleer, da Kolesow seine Kinder nach Russland gebracht hat. Diana, die mittlerweile in Spanien eine neue Familie gegründet hat, hofft weiterhin auf Gerechtigkeit. Die Aktivistin Maria Pevchij resümiert: „All dies unter den Augen der spanischen Behörden.“ Ein klarer Aufruf zum Handeln im Kampf gegen die Verschleierung illegaler Vermögen auf spanischem Boden.


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Spanien?
Abonniere unseren Newsletter