In Spanien scheint das Fällen von Stadtbäumen ein Nationalsport zu sein

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Spanien Stadt Baum
Bild | Wladimir Kudinow

Wir wissen wenig über Städte mit Sicherheit, doch der Einfluss von Bäumen zählt dazu. Der Zugang zu Grünflächen, insbesondere Bäumen, korreliert mit einem geringeren Sterblichkeitsrisiko. Das ist einfach, klar und evident. Trotzdem ignorieren wir diese Erkenntnis.

Wie kann das sein? Die Gründe sind vielfältig: Bäume filtern Schadstoffe, spenden Schatten, senken die Umgebungstemperatur und fördern Bewegung im Freien. Sie stellen eine kostengünstige und effektive Methode dar, die Lebensqualität zu verbessern.

Doch in der Praxis gestaltet sich das Pflanzen von Bäumen schwierig, oft aufgrund von Platzmangel.

Forschende der ETH Zürich untersuchten daher die Frage nach der optimalen Baumpflanzung für maximalen Nutzen. Sie analysierten hochauflösende Daten des Baumkronendachs im Umkreis von 500 Metern um die Wohnorte von sechs Millionen Menschen in Europa und Asien, um die Struktur begrünter Flächen zu erfassen.

Diese Daten verglichen sie mit Gesundheits- und Sterblichkeitsdaten der jeweiligen Gebiete. Das Ergebnis: Sowohl die Baumdichte als auch die räumliche Anordnung korrelieren mit der Sterblichkeit. Das Sterberisiko ist signifikant niedriger in Gebieten mit großen, zusammenhängenden und gut vernetzten Baumkronenflächen im Vergleich zu Gebieten mit fragmentierten Baumkronen und komplexen Geometrien.

Dieser Zusammenhang besteht offenbar unabhängig von Faktoren wie Alter, Vermögen, Geschlecht oder Bildung. Obwohl die Daten korrelativ und nicht kausal sind, ist der Effekt vielversprechend.

Weitere Forschung ist jedoch unerlässlich. Die Forschenden betonen, dass sich die Forschung noch in einem frühen Stadium befindet. Grundlegende Fragen, wie der Einfluss von Vorerkrankungen, Rauchen oder der tatsächlichen Nutzung der Grünflächen, müssen noch geklärt werden.

Besonders relevant ist diese Problematik für Länder wie Spanien. Die mangelhafte Pflege von Stadtbäumen ist hier ein endemisches Problem, bedingt durch unzureichende Finanzierung, schlechtes Management und politische Entscheidungen, die den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht Rechnung tragen.

Die Schweizer Studie unterstreicht die Dringlichkeit des Themas. Wir wissen längst, dass Bäume die Luftqualität verbessern und den städtischen Wärmeinseleffekt mindern. Dennoch handeln wir nicht konsequent danach. Es scheint, als würden wir die Bedeutung von Bäumen im urbanen Raum weiterhin unterschätzen.


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