“Iberischer Schinkenkrieg”: Streit um Ursprungsbezeichnungen spaltet Spaniens Spitzen-Delikatesse

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"Iberischer Schinkenkrieg": Streit um Ursprungsbezeichnungen spaltet Spaniens Spitzen-Delikatesse
Bild: KI

Streit um den iberischen Schinken eskaliert

Der iberische Schinken – Symbol der spanischen Gastronomie und weltweit begehrte Delikatesse – sorgt aktuell für einen handfesten Konflikt. Im Zentrum steht eine Änderung der Zertifizierungsvorschriften, die die größte geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.), Guijuelo, betrifft.

Seit dem 1. September sind die neuen Bestimmungen im Amtsblatt (BOE) offiziell. Sie erlauben es Guijuelo, Schinken mit nur 50 % iberischem Anteil unter seiner Herkunftsbezeichnung zu vermarkten. Diese Neuerung sorgt bei den anderen g.U. – Jabugo, Dehesa de Extremadura und Los Pedroches – für heftige Kritik und die Angst vor unlauterem Wettbewerb.

Neue Kategorie: 50 % Iberisches Eichelschwein

Kernpunkt der Reform ist die Einführung einer neuen Klassifizierung: das „50 % iberische Eichelschwein“, gezüchtet aus iberischen Muttersauen und Duroc-Ebern. Laut offizieller Begründung sollen Mindestwerte bestimmter Fettsäuren und eine verlängerte Reifezeit die Qualität sichern.

Die Generaldirektorin der g.U. Guijuelo, Teresa Rodríguez, betont, dass die Änderungen durch Studien belegt seien und nach „einem breiten Konsensverfahren“ mit Unterstützung des spanischen Landwirtschaftsministeriums verabschiedet wurden.

Widerstand der Konkurrenz

Die übrigen drei Herkunftsbezeichnungen setzen hingegen auf 100 % iberische Tiere und fürchten, dass die Marktöffnung Guijuelos ihre Produkte verwässert. Branchenvertreter sprechen von einem drohenden „Qualitätsgefälle“ und warnen vor möglichen Folgen für das Renommee des iberischen Schinkens auf internationalen Märkten.

Politische Dimension

Der Streit erhält zusätzliche Brisanz, weil die g.U. Guijuelo vier Regionen umfasst: Kastilien und León, Extremadura, Kastilien-La Mancha und Andalusien. Jede dieser Autonomien konnte zwar eine Stellungnahme abgeben, die Entscheidung lag aber allein beim Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung.

Fazit: Eine Frage von Tradition und Marktinteressen

Der „Schinkenkrieg“ verdeutlicht die Spannungen zwischen Tradition, Qualitätssicherung und Marktanpassung. Während Guijuelo seine Reform als Modernisierungsschritt sieht, warnen die anderen Regionen vor einem Verlust der Authentizität. Die kommenden Monate dürften zeigen, ob sich der Konflikt verschärft – oder ob ein Kompromiss gefunden werden kann, der Spaniens kulinarisches Aushängeschild nicht beschädigt.

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