Historischer Einbruch bei Spaniens Tomatenproduktion – Marokko übernimmt den Markt

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Historischer Einbruch bei Spaniens Tomatenproduktion – Marokko übernimmt den Markt
Bild: KI

Rückgang der spanischen Ernte um 30 Prozent

Die spanische Tomatenproduktion ist 2025 in eine tiefe Krise geraten. Laut Angaben der Bauernverbände verzeichnet das Land einen Rückgang von rund 30 Prozent – ein Niveau, das sie als „historische Verluste“ bezeichnen. Gleichzeitig drängen immer mehr marokkanische Tomaten auf den europäischen Markt und verdrängen die heimische Ware sowohl in den spanischen Supermarktregalen als auch im EU-Ausland.

Marokkanische Exporte steigen – Spanische sinken

Während Spanien 2014 noch fast 787.000 Tonnen Tomaten in die EU exportierte, waren es 2024 nur noch knapp 591.000 Tonnen – ein Minus von 25 Prozent. Im gleichen Zeitraum haben sich die marokkanischen Importe mehr als verdreifacht: von 18.000 Tonnen auf über 66.000 Tonnen.

Besonders im Bereich der Kirschtomaten setzt Marokko auf Expansion. „Ein Kilo Kirschtomaten erfordert viel mehr Arbeit als Salattomaten – Marokko nutzt den Kostenvorteil bei Löhnen, um sich auf dem europäischen Markt durchzusetzen“, erklärt Andrés Góngora, Landeschef für Obst und Gemüse bei der COAG.

Preissteigerungen trotz Import-Boom

Allein im ersten Halbjahr 2025 importierte Spanien 46.742 Tonnen Tomaten aus Marokko – ein Anstieg von 56 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das Importvolumen entsprach einem Wert von 78,6 Millionen Euro, ganze 85 Prozent mehr als 2024. Auffällig: Der Durchschnittspreis pro Kilo stieg von 1,41 auf 1,68 Euro – die marokkanische Tomate ist längst nicht mehr nur Billigware.

Marokko überholt Spanien als EU-Lieferant

Der Wendepunkt kam 2024: Mit fast 580.000 Tonnen überholte Marokko Spanien und ist nun zweitgrößter Tomatenlieferant der EU – nur die Niederlande liegen noch davor. Während die spanische Produktion einen Wert von 934 Millionen Euro erzielte, erreichten die marokkanischen Exporte fast eine Milliarde Euro.

Landwirte schlagen Alarm

Spanische Bauern sehen in diesem Trend eine existenzielle Bedrohung. Vor allem Kulturen mit arbeitsintensiver Ernte wie Tomaten oder grüne Bohnen geraten unter Druck. „Was bei grünen Bohnen passiert ist, droht sich bei Tomaten zu wiederholen: Die nationale Produktion verschwindet, während Marokko den Markt übernimmt“, warnt Góngora.

Die Landwirte machen dafür die unterschiedlichen Rahmenbedingungen verantwortlich: Während Spanien strenge Auflagen in Bezug auf Arbeitsrecht, Wasserverbrauch und Nachhaltigkeit erfüllen muss, gilt für Marokko ein deutlich lockererer Standard. Genau diese regulatorische Schieflage sei der Hauptgrund für den Preisverfall spanischer Tomaten und den wachsenden Erfolg marokkanischer Exporte.

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