Ein umstrittenes Gesetz im Dauerstreit
Das spanische Ley de Seguridad Ciudadana, im Volksmund „Ley Mordaza“ oder „Maulkorbgesetz“, sorgt seit seiner Einführung im Jahr 2015 für heftige Kontroversen. Offiziell sollte es die öffentliche Sicherheit modernisieren und den Polizeikräften erweiterte Befugnisse geben, doch Kritiker sehen darin einen massiven Eingriff in die Grundrechte.
Einschränkung der Bürgerrechte
Das Gesetz brachte harte Strafen für nicht genehmigte Demonstrationen, das Filmen von Polizisten im Einsatz oder Äußerungen, die als respektlos gegenüber Behörden gelten. Zwischen 2015 und heute wurden über 400.000 Sanktionen verhängt, viele davon juristisch angefochten. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und das UNO-Menschenrechtsbüro kritisieren, dass das Gesetz die Demokratie untergräbt und politische Beteiligung abschreckt.
Reformversuche – aber blockiert
Die spanische Regierung versprach mehrfach Reformen. Ende 2024 wurde mit der baskischen Partei EH Bildu ein neuer Anlauf vereinbart, doch im September 2025 ist das Gesetzesverfahren immer noch blockiert. Gründe sind politische Spaltungen:
- Linke Parteien fordern ein Verbot von Gummigeschossen und das Ende der „heißen Rückführungen“ von Migranten.
- Die PNV warnt, dass die Reform Polizeibefugnisse zu stark einschränken könnte.
- Selbst die regierende PSOE ist intern gespalten.
Stimmen aus der Bevölkerung
Manuel, ein 42-jähriger Sevillano, beschreibt die Stimmung vieler:
„Es fühlt sich so an, als würden wir für das Ausdrücken unserer Meinung bestraft. Ich habe Angst, dass friedliche Proteste zu Geldstrafen führen.“
Auch Mari Carmen, Lehrerin aus Madrid, betont:
„Das Gesetz sollte uns schützen, nicht Angst machen. Stattdessen fragen wir uns, wie frei wir wirklich sind.“
Gesellschaftliche Folgen
Über Geldstrafen hinaus hat das „Maulkorbgesetz“ Spaniens politische Kultur geprägt:
- Demonstrationen werden vorsichtiger organisiert.
- Journalisten riskieren Sanktionen bei kritischer Berichterstattung.
- Minderheiten und Aktivisten sind besonders betroffen.
Zwischen Sicherheit und Freiheit
Zum elften Jahrestag der Ley Mordaza bleibt die Zukunft offen. Ein Kompromiss könnte Spaniens Demokratie stärken und zeigen, dass Sicherheit und Freiheit vereinbar sind. Doch das Scheitern der Reform würde die Kluft zwischen Staat und Bürgern vertiefen – und Spanien international weiter unter Druck setzen.
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