13 Personen wurden wegen Diebstahls von über 6.600 offiziellen Trikots und Kleidungsstücken von Real Madrid zu Haftstrafen von bis zu zwei Jahren verurteilt. Die Diebstähle ereigneten sich während der Anfangsphase der Pandemie im Zuge der Umbauarbeiten am Santiago-Bernabéu-Stadion. Haupttäter ist ein Spediteur, der die Adidas-Artikel während der Renovierung eigentlich einlagern, stattdessen aber illegal verkaufen wollte. Er muss jedoch nicht ins Gefängnis. Aufgedeckt wurde die Operation zufällig durch das Abhören der Kommunikation eines Verdächtigen in einem anderen Ermittlungsverfahren.
Die Stadionrenovierung begann 2019. Wenige Monate später beauftragte Real Madrid die Firma UPS mit der Auslagerung aller Fanartikel aus dem Adidas-Fanshop im Stadion. Trikots und andere Kleidungsstücke sollten zunächst in Lagerhallen in Coslada und anschließend in die deutschen Adidas-Zentrallager transportiert werden. UPS vergab den Auftrag an die Firma SM Frateli, die ihn wiederum an einen Pförtner weitergab, der eigene Arbeiter für den Transport einsetzte.
Der Spediteur mietete einen Transporter und engagierte einen vorbestraften Fahrer. Zwischen Februar und Juni 2020 entwendeten sie 6.610 Fanartikel. Anstatt diese jedoch einzulagern, brachten sie die Beute in ein angemietetes Gebäude im Stadtteil Quintana und von dort weiter zu einem Bauernhof in Villaconejos. Ziel war es, die Artikel zu verkaufen und so Profit zu schlagen, wie die Täter selbst zugaben.
Viele der angeworbenen Komplizen waren ebenfalls vorbestraft. Auf dem Bauernhof in Villaconejos wurden sie von der Nationalpolizei und der Guardia Civil überrascht, die das Gelände auf richterliche Anordnung durchsuchten. Ein Angeklagter versuchte, über einen Zaun zu fliehen und verletzte dabei einen Polizisten. Keiner der Täter wusste zu diesem Zeitpunkt, dass die Ermittler den Diebstahl durch abgehörte Kommunikation aufgedeckt hatten.
Die Beamten stellten die gesamten 6.610 Adidas-Artikel sicher, die dem Fanshop und den Lagern des Santiago Bernabéu entnommen worden waren. Der Marktwert der Beute belief sich auf knapp 397.000 Euro. Viele der Festgenommenen verbrachten im Sommer 2020 mehrere Wochen in Untersuchungshaft. Das anschließende Gerichtsverfahren dauerte fast vier Jahre. Die Ermittlungen beschränkten sich jedoch auf die Aussagen der Angeklagten, ein Gutachten zu den gestohlenen Artikeln und die Auswertung der Telefonüberwachung, die den Diebstahl aufgedeckt hatte.
Keine Haftstrafen
Das Verfahren endete mit einem Vergleich. Keiner der 13 Angeklagten muss ins Gefängnis, da sie die Taten gestanden haben. Die höchsten Strafen – zwei Jahre Haft und eine Geldstrafe für den Spediteur und seinen Komplizen – werden zur Bewährung ausgesetzt, sofern sie innerhalb der nächsten zwei Jahre nicht erneut straffällig werden. Auch die Strafe von eineinhalb Jahren Haft für den Angeklagten, der den Polizisten bei der Flucht angriff, wird zur Bewährung ausgesetzt, unter der Bedingung, dass er keine weitere Straftat begeht und dem Beamten 1.600 Euro Schadensersatz zahlt. Die übrigen Angeklagten, denen Hehlerei vorgeworfen wird, erhalten Geldstrafen.
Das Gericht begründete die Bewährung damit, dass die beiden Haupttäter zwar vorbestraft seien, jedoch “wegen anderer Delikte”. Das Landgericht Madrid sieht daher “keine negative Prognose für ihr zukünftiges Verhalten”. Einige der anderen Angeklagten seien zwar bereits wegen ähnlicher Delikte aufgefallen, einer von ihnen tauche sogar “in zahlreichen alten und ungeklärten Ermittlungen” auf.
Im Urteil wurde der Strafmilderungsgrund der überlangen Verfahrensdauer berücksichtigt. Trotz des geringen Ermittlungsaufwands habe das Verfahren vier Jahre gedauert. Die wenigen durchgeführten Verfahrensschritte rechtfertigten diese Dauer nicht, so das Landgericht Madrid.
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