Zecken stellen eine zunehmende Bedrohung in ganz Spanien dar und sind nicht mehr nur ein Problem für Wanderer in ländlichen Gebieten. Innerhalb eines Jahrzehnts haben sich diese Parasiten von Randbewohnern von Wäldern und Grasland zu einem weit verbreiteten Risiko entwickelt. Sie sind nicht nur lästig für Mensch und Tier, sondern bergen auch ein erhebliches zoonotisches Risiko, da sie Krankheiten auf Menschen, Haus- und Nutztiere übertragen. Eine neue, umfassende Studie, die auf fast 40 Jahren Datensammlung und -analyse basiert, liefert nun wichtige Erkenntnisse über ihre Verbreitung in Spanien.
Die Studie erstellt eine detaillierte Karte der Verbreitung harter Zecken (Ixodidae) von 1985 bis 2024, basierend auf über 30.000 gesammelten Exemplaren an 1.636 Standorten. Diese umfangreiche Datengrundlage ermöglicht die Identifizierung von Verbreitungsmustern, die Entdeckung neuer Arten und die Schaffung einer soliden Basis zur Prävention zukünftiger Gesundheitskrisen im Zusammenhang mit diesen Arthropoden. Die Studie unterstreicht zudem die Notwendigkeit eines systematischen und kontinuierlichen Monitorings, insbesondere angesichts des Klimawandels und der Veränderung von Lebensräumen, die Zecken in neue Gebiete, einschließlich städtischer Regionen, treiben.
Mit dem Anstieg der Zeckenpopulationen in Spanien steigt auch das Risiko der Übertragung von Zoonosen wie Lyme-Borreliose, Babesiose und hämorrhagischem Krim-Kongo-Fieber. Zecken fungieren als „biologische Brücken“ und übertragen Krankheitserreger zwischen Wildtieren, Haustieren und Menschen. Das Problem verschärft sich zusätzlich durch die Koexistenz mit anderen übertragenden Insekten wie Sandmücken (Überträger der Leishmaniose), was die Wahrscheinlichkeit von Koinfektionen bei Haustieren, insbesondere Hunden, erhöht.
Die Studie warnt insbesondere vor der Ausbreitung von Arten wie Hyalomma marginatum, die bekanntermaßen schwere Krankheiten übertragen. Diese Zeckenart hat sich in weiten Teilen Spaniens ausgebreitet, vorwiegend in heißen und trockenen Gebieten, wurde aber auch in mittleren Höhenlagen der Pyrenäenregion nachgewiesen.
Verbreitung und Bedeutung der Kartierung:
Die Datenerhebung zeigt signifikante Unterschiede in der geografischen Verbreitung der Arten. Ixodes ricinus, der Hauptüberträger der Lyme-Borreliose in Europa, konzentriert sich beispielsweise auf die feuchteren und kälteren Regionen Nordspaniens. Rhipicephalus bursa hingegen hat sich als die am weitesten verbreitete Art in Spanien etabliert und kommt in fast allen Regionen vor, wo sie sowohl Haus- als auch Wildhuftiere befällt.
80% der Zeckenexemplare wurden direkt von ihren Wirten (Wild- und Haustiere) gesammelt, die restlichen 20% mittels Schleppnetzmethode. Etwa 30% der Proben stammten von Jagdwild, deren Zecken von Jägern an spezialisierte Labore geschickt wurden.
Präventionsmaßnahmen:
Die zunehmende Präsenz von Zecken in Spanien und ihre Fähigkeit, sich aufgrund des Klimawandels und der Veränderung von Lebensräumen in neue Gebiete auszubreiten, unterstreichen die dringende Notwendigkeit systematischer Überwachungsstrategien. Die Autoren der Studie betonen die Wichtigkeit aktualisierter Verbreitungskarten und verstärkter Aufklärungskampagnen, um die Öffentlichkeit über die mit Zecken verbundenen Risiken zu informieren, insbesondere in ländlichen und stadtnahen Gebieten.
Spanien beteiligt sich an internationalen Projekten, die die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Vektoren und die Risiken von Koinfektionen untersuchen. Zecken sind demnach kein isoliertes Problem, sondern Teil eines komplexen Netzwerks von Zoonosen, deren Auswirkungen durch die Überschneidung von Lebensräumen und Überträgerarten verstärkt werden.
Auswirkungen auf Haustiere:
Neben der direkten Krankheitsgefahr für Hunde und Katzen können diese Tiere als zufällige Wirte fungieren und Zecken in Wohnungen tragen. Prävention ist daher die beste Waffe: Regelmäßige Untersuchungen nach Spaziergängen, der Einsatz von Repellentien und umweltfreundlichen Antiparasitenhalsbändern sind wichtige Maßnahmen. Vor allem ist es entscheidend, Tierhalter über die Risiken und Kontrollmaßnahmen aufzuklären, um die Ausbreitung dieser Vektoren und die Übertragung von Zoonosen einzudämmen.
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