Eine neue Studie mit dem Titel “Methodology for the Study and Analysis of Vertebrate Mortality in Transport Infrastructures”, erstellt vom Ministerium für den Ökologischen Wandel und die Demografische Herausforderung (MITECO), enthüllt eine alarmierende Realität: Millionen von Tieren sterben auf spanischen Straßen, darunter eine beträchtliche Anzahl von Haustieren.
Dieses Papier ist Teil einer Reihe von Studien zur Fragmentierung von Lebensräumen durch Verkehrsinfrastrukturen und liefert Daten über die Auswirkungen des illegalen Handels auf wildlebende und heimische Tiere.
Das Projekt SAFE (Stop Wildlife Roadkill in Spain), das 2020 von MITECO gefördert wurde, war entscheidend für die Sammlung dieser Daten. Diese bahnbrechende Initiative, die auf Citizen Science basiert, hat durch ein Netzwerk von Freiwilligen, die vordefinierte Routen befahren und gefundene Tiere dokumentieren, wertvolle Informationen über die Sterblichkeit von Wirbeltieren auf Straßen gesammelt.
Dank der Beteiligung von Hunderten von Freiwilligen, koordiniert von wissenschaftlichen Gesellschaften wie der Spanischen Herpetologischen Vereinigung, der Spanischen Ornithologischen Gesellschaft (SEO Birdlife) und der Spanischen Gesellschaft für die Erhaltung und Erforschung der Säugetiere (SECEM), wurde eine bedeutende geografische Abdeckung erreicht, die 45 der 50 spanischen Provinzen umfasst.
Das SAFE-Projekt
Das SAFE-Projekt ist eine wegweisende Citizen-Science-Initiative, die maßgeblich zur nationalen Datenerfassung beigetragen hat. Hunderte von Freiwilligen sind in die systematische Beobachtung von Roadkill-Tieren entlang vordefinierter Routen eingebunden.
Die Ergebnisse des SAFE-Projekts zeigen, dass Roadkills alle Wirbeltiergruppen betreffen. Besonders betroffen sind Säugetiere (37 %) und Vögel (32 %), gefolgt von Amphibien (17 %) und Reptilien (14 %). Trotz der breiten geografischen Abdeckung fehlen Daten aus Gebieten wie Melilla und den meisten Inseln. Die gesammelten Informationen ermöglichen es, die jährliche Sterblichkeit von Millionen von Wirbeltieren auf spanischen Straßen abzuschätzen, wobei die tatsächliche Zahl aufgrund von Stichprobenverzerrungen sogar noch höher sein könnte.
Die Studie unterstreicht die zeitliche Variabilität der Wirbeltiersterblichkeit mit Spitzenwerten zu verschiedenen Jahreszeiten, abhängig von den biologischen Zyklen der Arten. So ist beispielsweise die Sterblichkeit von Amphibien während der Brutzeit höher, während die von kleinen Vögeln während der Zugzeit zunimmt. Dieses Dokument bietet eine solide Grundlage für das Verständnis des Ausmaßes des Problems und die Entwicklung effektiver Strategien zur Risikominderung. Es wird betont, dass kontinuierliche Datenerhebungen und gezieltere Studien erforderlich sind, um die Faktoren, die die Sterblichkeit in den einzelnen Wirbeltiergruppen beeinflussen, besser zu verstehen.
Haustiere: Eine stille Tragödie
Obwohl sich die Studie in erster Linie auf Wildtiere konzentriert, zeigen die gesammelten Daten, dass Haustiere, insbesondere Hunde und Katzen, einen erheblichen Teil der Verkehrsopfer ausmachen. Die Hauskatze ist mit 316 Fällen die am dritthäufigsten erfasste Art in der SAFE-Probenahme, nur übertroffen vom Kaninchen (811) und der Erdkröte (406).
Die hohe Sterblichkeit von Haustieren wirft ein Schlaglicht auf schwerwiegende ethische und Managementprobleme, wie das Aussetzen von Haustieren und die mangelnde Kontrolle über verwilderte Populationen. Diese Tiere, denen der Überlebensinstinkt und die Fluchtfähigkeit ihrer wilden Artgenossen fehlen, sind im Straßenverkehr besonders gefährdet. Das Dokument unterstreicht die Notwendigkeit, dieses Problem aus verschiedenen Perspektiven anzugehen:
- Sensibilisierung der Bürger: Es ist wichtig, die Verantwortung bei der Haltung von Haustieren zu fördern, das Aussetzen zu vermeiden und eine angemessene Kontrolle über freilaufende Tiere sicherzustellen.
- Management verwilderter Populationen: Strategien sollten umgesetzt werden, um die Populationen verwilderter Hunde und Katzen zu kontrollieren und gegebenenfalls zu reduzieren. Diese Tiere sind nicht nur Opfer des Verkehrs, sondern verursachen auch ökologische und verkehrssicherheitsrelevante Probleme.
- Maßnahmen zur Eindämmung: Spezifische Maßnahmen zur Verringerung der Sterblichkeit von Haustieren auf Straßen sollten geprüft und umgesetzt werden, wie der Bau von Wildtierübergängen, die an ihre Bedürfnisse angepasst sind, oder die Installation von Zäunen in Risikogebieten.
Komplexität des Problems und Bedarf an mehr Daten
Die Studie erkennt an, dass die Daten über die Sterblichkeit von Haustieren im Straßenverkehr nach wie vor begrenzt sind, und schlägt vor, ergänzende Informationsquellen zum SAFE-Projekt zu nutzen. Dazu gehört das Arena2-System der DGT, das Verkehrsunfälle mit Tieren erfasst, oder Daten von Straßenmeistereien. Ein wiederkehrendes Problem, das seit Jahren angesprochen wird, ist jedoch die fehlende Kennzeichnung der überfahrenen Tiere, selbst wenn sie rechtlich mit einem Mikrochip gekennzeichnet waren.
In zahlreichen Fällen, in denen es sich um Haustiere wie Hunde und Katzen handelt, enthalten die Sammelprotokolle für Kadaver keine Mikrochip-Daten. Dies erschwert es, Familien über verlorene Tiere zu informieren und potenzielle Fälle von Diebstahl oder Verbrechen gegen Tiere aufzudecken. Ein dokumentiertes Beispiel ist der Fall einer Straßenmeisterei in Barcelona, die vor der Implementierung eines Protokolls mit einem Mikrochip-Lesegerät Tiere einsammelte und verbrannte oder vergrub, ohne deren Identität zu überprüfen. Dies führte dazu, dass Tiere, die an der Leine überfahren wurden und eindeutig unter Vormundschaft standen, nicht identifiziert werden konnten, und die Verantwortlichen keine Antworten über ihren Verbleib hatten.
Es ist wichtig zu beachten, dass die in den Stichproben des Berichts beobachtete Sterblichkeit nur einen Bruchteil der tatsächlichen Sterblichkeit ausmacht. Das Papier skizziert mehrere Verzerrungen, die sich auf die Schätzung auswirken, wie die Möglichkeit, dass Kadaver von Aasfressern entfernt, aus dem Suchgebiet ausgeschlossen oder von Freiwilligen nicht entdeckt werden. Um ein genaueres Bild der Sterblichkeit von Haustieren zu erhalten, sind spezifischere Studien erforderlich, die diese Verzerrungen berücksichtigen.
Die vollständige Studie mit dem Titel “Methodology for the Study and Analysis of Vertebrate Mortality in Transport Infrastructures” ist auf Initiative des Ministeriums für den Ökologischen Wandel und die Demografische Herausforderung zugänglich.
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