Die spanischen Straßen befinden sich in einem alarmierenden Zustand: Mehr als die Hälfte des gesamten Netzes weist “ernste oder sehr schwerwiegende Verschlechterungen” auf. Dies geht aus dem neuesten Bericht des spanischen Straßenbauverbands (AEC) hervor, der die schlechteste Lage seit 40 Jahren konstatiert. Die Dringlichkeit von Reparaturen wird immer offensichtlicher, denn die Auswirkungen auf Sicherheit und Wirtschaft sind erheblich.
Spaniens Straßennetz am Scheideweg: Dringender Handlungsbedarf
Der aktuelle Bericht der AEC zeigt ein düsteres Bild: Von den insgesamt 101.700 Kilometern des staatlichen und regionalen Straßennetzes Spaniens sind über 54.000 Kilometer in einem kritischen Zustand. Konkret müssen 33.966 Kilometer innerhalb eines Jahres und weitere 20.407 Kilometer in den nächsten vier Jahren dringend instand gesetzt werden. Um das gesamte Netz wieder auf Vordermann zu bringen, wären laut AEC 13.491 Millionen Euro nötig – eine Summe, die sich seit dem Bericht von 2022 nahezu verdoppelt hat. Dieser drastische Anstieg ist auf gestiegene Material-, Energie- und Arbeitskosten sowie auf die zunehmende Verschlechterung der Infrastruktur zurückzuführen.
Hightech-Analyse enthüllt das Ausmaß des Verfalls
Zum ersten Mal in ihrer Geschichte setzte die AEC für ihre Untersuchung Fahrzeuge mit hochauflösenden Kameras ein, die 4.000 Straßenkilometer erfassten. Die gesammelten Daten wurden anschließend von einer Künstlichen Intelligenz (KI) unter menschlicher Aufsicht analysiert, wodurch die Stichprobengröße im Vergleich zu früheren Jahren verzehnfacht werden konnte. Diese moderne Methodik ermöglichte eine präzisere und umfassendere Bewertung des Straßenzustands.
Regionale Unterschiede: Aragonien an der Spitze der Verschlechterung
Die territoriale Analyse des Berichts offenbart erhebliche regionale Unterschiede. Aragonien führt die Liste der am stärksten betroffenen Regionen an, mit 68 % seines Straßennetzes in einem “ernsten oder sehr ernsten” Zustand – die einzige Region, die als “kritisch” eingestuft und schwarz markiert wurde. Dicht dahinter folgen Kastilien-La Mancha und Galicien, wo 59 % der Straßen dringende oder kurzfristige Eingriffe benötigen. Auch Kastilien und León, La Rioja und Asturien weisen mit über 45 % hohe Verschlechterungsraten auf.
Im Gegensatz dazu präsentieren sich die Straßen in der Region Valencia in einem besseren Zustand, gefolgt von der Autonomen Gemeinschaft Madrid, Extremadura, Kantabrien, dem Baskenland, Navarra, Andalusien und Katalonien, die den geringsten Prozentsatz an gravierenden Verschlechterungen aufweisen.
Wirtschaftliche und soziale Folgen: Mehr als nur Schlaglöcher
Juan Francisco Lazcano, der Präsident des AEC, betont, dass die aktuelle Situation nicht nur die Verkehrssicherheit beeinträchtigt, sondern auch direkte wirtschaftliche Folgen für die Bürger hat. Er weist darauf hin, dass das Fahren auf Straßen in schlechtem Zustand den Kraftstoffverbrauch um bis zu 12 % erhöhen kann. Eine Hochrechnung des AEC prognostiziert, dass allein im Juli und August dieses Jahres der schlechte Straßenzustand den spanischen Autofahrern zusätzliche Kosten von über 270 Millionen Euro an Kraftstoff verursachen wird. Dies unterstreicht die Notwendigkeit schneller und effektiver Maßnahmen.
Lösungsansätze: Ein spezieller Fonds für Spaniens Straßen
Um der alarmierenden Entwicklung entgegenzuwirken, schlägt die AEC die dringende Einrichtung eines speziellen Fonds für die Instandhaltung von Straßen vor. Dieser Fonds soll sich aus verschiedenen Quellen speisen: den Gesamthaushalten des Staates und der Autonomen Gemeinschaften, europäischen Fonds, Gebührensystemen für die Straßennutzung sowie Strategien der öffentlich-privaten Zusammenarbeit. Nur so könne die notwendige Finanzierung für die umfassende Sanierung und Instandhaltung des spanischen Straßennetzes sichergestellt werden.
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