Die spanische Regierung treibt ihre Pläne zur Erhöhung der Verteidigungsausgaben voran, doch trotz eines signifikanten Anstiegs um rund 5,5 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr, bleibt das ehrgeizige Ziel von 2 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) bis Ende des Jahres wohl unerreichbar. Dies geht aus einem aktuellen Bericht der Unabhängigen Behörde für Fiskalische Verantwortung (AIReF) hervor, der die Umsetzung des Haushaltsplans detailliert beleuchtet. Die Regierung strebt an, die Ausgaben bis Ende 2025 um weitere 10,471 Milliarden Euro zu erhöhen, um dem NATO-Ziel näherzukommen.
Deutlicher Anstieg bei Militärausgaben und Modernisierungsprogrammen
Der AIReF-Bericht zeigt einen bemerkenswerten Zuwachs in zwei Schlüsselbereichen. Zum einen stiegen die Haushaltsmittel für die Verteidigungspolitik direkt von 14,153 Millionen auf 16,161 Millionen Euro, was einer Erhöhung von 2 Milliarden Euro entspricht. Zusätzlich dazu sind die Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr um 300 Millionen Euro gestiegen.
Der größere Anteil des Zuwachses, nämlich 3,5 Milliarden Euro, entfällt auf die Sondermodernisierungsprogramme (PEM) des Industrieministeriums. Diese Programme sind entscheidend für die Beschaffung militärischer Ausrüstung wie Kampffahrzeuge, die Aufrüstung bestehender Systeme und Investitionen in die technologische Entwicklung. Die Regierung hat angekündigt, 31 neue PEMs zu initiieren. Die AIReF hat festgestellt, dass die Haushaltsmittel des Industrieministeriums für diese Politiken von 1,601 Millionen Euro im letzten Jahr auf beeindruckende 5,148 Millionen Euro angewachsen sind.
Herausforderungen und Transparenzdefizite
Trotz der deutlichen Erhöhung der Haushaltsmittel warnt die AIReF vor einer schleppenden Umsetzung der Ausgaben, da bisher lediglich 41 Millionen Euro gebunden sind. Wenn man die Positionen Verteidigung und Industrie (PEMs) zusammenrechnet, ergibt sich ein Gesamtvolumen von 19,309 Millionen Euro.
Die AIReF äußert sich jedoch kritisch über die mangelnde Transparenz bezüglich der Zuordnung dieser Erhöhungen zum spezifischen Verteidigungsplan der Regierung. Es sei “schwierig” zu beurteilen, inwieweit diese Haushaltsaufstockungen direkt Teil der angekündigten Verteidigungsinitiative sind. Die Steuerbehörde deutet an, dass die Erhöhungen auch andere Faktoren wie Nachholeffekte nach zwei Jahren aufeinanderfolgender Haushaltsverlängerungen und eine “unzureichende Zuweisung” in früheren Jahren widerspiegeln könnten.
Diskrepanzen bei den Prognosen und Finanzierungssorgen
Angesichts des Mangels an detaillierten Informationen hat die AIReF eigene Ausgabenprognosen erstellt. Sie schätzen die Auswirkungen der Verteidigungsausgaben auf die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen im Jahr 2025 auf 1,1 % des BIP, was zwei Zehntel unter den Schätzungen der Europäischen Kommission liegt. Obwohl diese Zahl einen “signifikanten” Anstieg der Auszahlungen um drei bis vier Zehntel des BIP im Vergleich zum Vorjahr darstellt, bleibt ein “hohes Maß an Unsicherheit” bestehen, das von der endgültigen Menge der militärischen Lieferungen abhängt.
Die Diskrepanz zwischen den 1,1 % der AIReF und den 2 % der Regierung erklärt sich durch unterschiedliche Schätzungsmethoden. Während die AIReF die Auswirkungen auf das öffentliche Defizit betrachtet, verwendet die Regierung die NATO-Methodik, die weitere Haushaltsposten berücksichtigt. Gemäß dem eigenen Verteidigungsplan der Regierung werden die Verteidigungsausgaben im Jahr 2024 auf 1,43 Prozent des BIP geschätzt, und es wird erwartet, dass dies ausreicht, um die Auszahlungen um 10,471 Millionen Euro zu erhöhen.
Die Finanzierung dieser Mehrausgaben soll laut Premierminister Pedro Sánchez durch Einsparungen aufgrund der guten wirtschaftlichen Dynamik, die Umschichtung nicht ausgeführter europäischer Mittel aus dem Konjunkturprogramm sowie durch andere Umschichtungen nicht ausgeführter Posten erfolgen. Die Regierung verspricht, dass dies ohne Steuererhöhungen, ohne Kürzungen im Wohlfahrtsstaat und ohne ein größeres öffentliches Defizit geschehen wird. Die AIReF hat jedoch wiederholt darauf hingewiesen, dass die Ausführung von zuvor ausgeschlossenen Haushaltsposten sich sehr wohl auf Defizit und Verschuldung auswirken wird.
Abonniere unseren Newsletter