Politbeben erschüttert Spanien: Untersuchungshaft für Santos Cerdán den ehemaligen Organisationssekretär der PSOE

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Untersuchungshaft für Santos Cerdán: Politbeben erschüttert Spanien
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In einem Paukenschlag für die politische Landschaft Spaniens hat Richter Leopoldo Puente die Untersuchungshaft ohne Kaution für Santos Cerdán, den ehemaligen Organisationssekretär der PSOE, angeordnet. Die Vorwürfe wiegen schwer: kriminelle Organisation, Bestechung und Einflussnahme. Diese Entscheidung folgt auf eine intensive Befragung Cerdáns als Angeklagter in einem weitreichenden Korruptionsskandal, der eng mit den Namen José Luis Ábalos und Koldo García verbunden ist. Es geht um mutmaßliche Manipulationen öffentlicher Aufträge und illegale Provisionen.

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Die Anklage und Cerdáns Verteidigung: Ein Tauziehen vor Gericht

Die Antikorruptionsstaatsanwaltschaft hatte die Inhaftierung Cerdáns beantragt, ein Antrag, dem sich die Populäre Anklage anschloss und zusätzlich ein Steuerverbrechen zur Last legte. Während des Verhörs, das laut anwesenden Quellen „sehr hart“ verlief, bestritt Cerdán vehement jegliche Beteiligung an der kriminellen Organisation und wies den Vorwurf der irregulären Parteifinanzierung zurück. Er beantwortete ausschließlich Fragen seines Anwalts.

Cerdán bezeichnete sich selbst als Opfer einer „politischen Verfolgung“, die darauf abziele, ihn für seinen Beitrag zur Bildung fortschrittlicher Regierungen zu bestrafen. Er ging sogar so weit anzudeuten, dass Félix Bolaños das nächste Opfer dieser angeblichen Verfolgung sein könnte. Cerdán präsentierte sich zudem als Architekt der ersten Regierung von Pedro Sánchez, indem er seine entscheidende Rolle bei den Verhandlungen mit der PNV für den Misstrauensantrag, der die Regierung von Mariano Rajoy stürzte, hervorhob. Er nannte in diesem Zusammenhang den Geschäftsmann Joseba Antxón Alonso, der ebenfalls in die Verschwörung verwickelt sein soll, als Vermittler im Dialog mit PNV und EH Bildu.

Die Rolle Cerdáns im Korruptionsnetzwerk: Belastende Beweise

Die Anordnung der Untersuchungshaft basiert auf „schlüssigen Beweisen“, die in einem Bericht der Zentralen Einsatzeinheit (UCO) der Guardia Civil gegen Cerdán vorgelegt wurden. Dieser Bericht deutet auf die Existenz einer kriminellen Organisation hin, bestehend aus Cerdán, Ábalos und Koldo García, die öffentliche Aufträge, hauptsächlich zugunsten von Acciona, gegen Bestechungsgelder manipuliert haben soll. Laut UCO soll Cerdán insgesamt 620.000 Euro an Bestechungsgeldern eingesammelt haben.

Bei einer Durchsuchung wurde zudem ein Dokument gefunden, das belegen soll, dass Joseba Antxón Alonso Cerdán 45 % der Aktien eines Unternehmens verkaufte, das im Rahmen einer temporären Unternehmensgemeinschaft (UTE) mit Acciona mehrere Millionen-Dollar-Verträge erhielt. Cerdán bestreitet den Verkauf dieser Aktien und behauptet, es handele sich um einen privaten, nie veröffentlichten Vertrag, der zu einer Zeit entstand, als er einen Wechsel in die Geschäftswelt erwog, dann aber auf Wunsch seiner Frau in der Politik blieb.

Widersprüchliche Aussagen und schwerwiegende Anschuldigungen

Besonders brisant ist Cerdáns Behauptung, Víctor de Aldama nie getroffen zu haben, obwohl der Kommissar angibt, Cerdán persönlich ein Bestechungsgeld von 15.000 Euro gezahlt zu haben.

Die Antikorruptionsstaatsanwaltschaft stuft Cerdán als „Anführer“ der kriminellen Organisation ein und behauptet, er habe die Verschwörung in Navarra nach dem Treffen mit Koldo García initiiert. Sie wirft ihm vor, nach der Ankunft von José Luis Ábalos „Korruption in das Verkehrsministerium gebracht“ zu haben, indem er den ehemaligen Minister mit Koldo García in Verbindung brachte. Die Staatsanwaltschaft bezeichnet Cerdáns Erklärungen als „dürftig und voreingenommen“ und kritisiert seine Unterstellung einer politischen Motivation des Falles als „bösartig und beleidigend“.


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