Atomkraftwerke stellen in Spanien wegen hoher Steuern ihren Betrieb ein

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Atomkraftwerke stellen in Spanien wegen hoher Steuern ihren Betrieb ein
ID 84810531 © Antonio1962 | Dreamstime.com

Die Debatte über die Zukunft der Kernenergie, die im kommenden Mai einige entscheidende Wendepunkte erreichen wird, nimmt in diesen Ostertagen Gestalt an. Im Mittelpunkt steht der gordische Knoten aller Verhandlungen: die hohen Steuern, die der Sektor zu tragen hat.

Von den insgesamt 7,1 Gigawatt (GW) Kapazität der spanischen Atomflotte waren gestern lediglich 2,7 GW in Betrieb. Nach mehreren Tagen mit Stromausfällen, die durch den massiven Zuwachs erneuerbarer Energien im System verursacht wurden, kam es zudem zur Abschaltung des Kernkraftwerks Trillo aufgrund einer Betankung. Dies führte zu einem Moment minimalen Verbrauchs dieser Energiequelle, gekennzeichnet durch den totalen Stromausfall von Almaraz.

Dies gab die CNAT, das Unternehmen, das die Interessen von Almaraz und Trillo bündelt, am vergangenen Dienstag bekannt. In einer kurzen, aber prägnanten Mitteilung präzisierte sie, dass “beide Blöcke des Kernkraftwerks Almaraz planmäßig ab dem 16. April abgeschaltet werden, da sie auf dem Strommarkt nicht mehr wettbewerbsfähig sind”.

Um keine Besorgnis auszulösen, stellte die Zentrale klar, dass “sich beide Einheiten in einwandfreiem technischen und sicherheitstechnischem Zustand befinden und der Abschaltvorgang im Rahmen der normalen Betriebsabläufe erfolgt, gemäß den festgelegten internen Verfahren”. Der Grund für den Stopp liegt in der mangelnden Rentabilität, die bei gesunkenen Strompreisen – ein Problem, das sich über längere Zeiträume hinweg verstärken kann – unter 20 Euro pro Megawatt erreicht wird, zusätzlich zu den hohen Steuern.

In der Erklärung wird konkret darauf hingewiesen, dass “das Kernkraftwerk Almaraz zwar sehr wettbewerbsfähige Betriebskosten aufweist, jedoch durch die erdrückende Steuerlast, die mehr als 75 % seiner variablen Kosten ausmacht, ernsthaft in seiner Wirtschaftlichkeit beeinträchtigt wird. Die gegenwärtige Marktsituation führt zu einer Ineffizienz des Stromsystems, wodurch Kernkraftwerke in Situationen wie der aktuellen, in der eine hohe Erzeugung erneuerbarer Energien durch eine Serie von Stürmen verursacht wird, vom Strommarkt ausgeschlossen werden.”

Ein Schlüsselmoment
Diese Situation tritt zu einem Zeitpunkt auf, der für die Zukunft der spanischen Atomflotte von entscheidender Bedeutung ist. Es wird erwartet, dass Iberdrola, der Hauptpartner von CNAT und größter Anteilseigner von Almaraz und Trillo, beim nächsten Treffen mit den anderen Anlagenbesitzern, darunter Endesa, Naturgy und EDP, einen Vorschlag unterbreiten wird, den sie anschließend der Regierung vorlegen, um eine Verlängerung und den Weiterbetrieb der Anlagen zu beantragen.

Jede Art von Verhandlung wird jedoch stark von der hohen Besteuerung abhängen, die der Sektor erduldet, weshalb Almaraz gezwungen war, den Betrieb einzustellen. Laut Berichten von PwC, die von der Branche analysiert wurden, sind die Steuern für die Atomflotte in den letzten fünf Jahren um über 70 % gestiegen und werden zwischen 2025 und 2035 mehr als 40 % der Gesamtkosten ausmachen.

In dem Dokument wird zudem argumentiert, dass mehrere dieser Steuerlasten überflüssig sind und deren Zweck nicht gerechtfertigt ist, was zu einem Kostenanstieg von 9,7 €/MWh führt. Auch die Erhöhung der ‘Enresa-Steuer’, die zur Finanzierung der Abfallentsorgung dient, um 30 % im Jahr 2024, ist auf einen Mangel an politischem und sozialem Konsens zurückzuführen. Diese Erhöhung, die nicht auf den Atompark und die im 7. Generalplan für radioaktive Abfälle vorgenommenen Änderungen zurückzuführen ist, belastet zusätzlich mit weiteren 2,4 €/MWh, wie im Bericht ausgeführt wird.

Eine Debatte für die Zukunft
Das Problem, mit dem der Nuklearsektor in den Verhandlungen mit der Regierung konfrontiert sein wird, sobald diese endlich stattfinden, ist die Argumentation, dass es ein Problem wäre, im Jahr 2030 mehrere Atomreaktoren betriebsbereit zu halten, was folglich einen Preisanstieg zur Folge hätte.

Es stimmt, dass bisher lediglich ein ganzer Tag ohne mehr als die Hälfte der Kernkraftwerke in Betrieb war, jedoch lag der Preis bei 20 €/MWh, und die erneuerbaren Energien trugen nahezu das gesamte Gewicht – ohne nennenswerten Bedarf an Gas – und das System verzeichnete keine Pannen. Die aktuelle Situation ist jedoch sehr spezifisch, da wir uns mitten in den Ostertagen befinden, wodurch die Branche nicht voll ausgelastet ist und zudem viele hydraulische Ressourcen zur Verfügung stehen, die genutzt werden müssen.

Zudem ist das Klima neutral, ohne extreme Kälte oder Wärme, was zu einem geringeren Stromverbrauch führt. Um die tatsächliche Situation zu verstehen, wie es wäre, mit weniger als 3 GW Kernkraft zu arbeiten, müsste dies in einem anderen Kontext betrachtet werden. Daher werden die Verhandlungen, die im Mai beginnen sollen, ein Tauziehen mit prinzipiell widersprüchlichen Positionen darstellen.


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