Die katalanische Steuerbehörde (ATC) verstärkt ihr Personal deutlich. Mit den am Dienstag von der Regierung beschlossenen Einstellungen erhöht sich die Mitarbeiterzahl um 1.200, zusätzlich zu den bereits in den letzten Monaten erfolgten Aufstockungen im Zuge der Unabhängigkeitsbestrebungen. Unter Salvador Illa wächst die ATC damit um 43%, ein Zuwachs, der unter den Vorgängerregierungen von Convergence-Junts und ERC nicht erreicht wurde.
Konkret werden am Dienstag 192 neue Stellen geschaffen. Davon sind voraussichtlich 90 für Inspektoren, Unterinspektoren und Techniker vorgesehen, während 102 Spezialisten die Einkommensteuerkampagne beratend unterstützen sollen. Die Regierung plant, diese Kampagne bereits im Frühjahr 2026 eigenständig zu verwalten.
Neben der Personalaufstockung wird auch die territoriale Präsenz der ATC ausgebaut. 36 neue Büros werden in ganz Katalonien eröffnet, darunter vier in den Provinzhauptstädten mit mehreren Terminschaltern. Die Anzahl der Schalter steigt damit von 35 im Vorjahr auf 87 in der aktuellen Kampagne, eine Steigerung von mehr als dem Doppelten (+148%), wie die Regierung bereits am vergangenen Freitag bekannt gab.
Die diesjährige Einkommensteuerkampagne dient als Testlauf für die eigenständige Verwaltung der Kampagne durch die ATC im kommenden Jahr, so die Regierung. Ziel sei es, die Fähigkeiten der Agentur zu evaluieren und die notwendigen Strukturen für die Übernahme der Abrechnung, Erhebung und Überprüfung der Einkommensteuer im Jahr 2026 zu schaffen. Hierbei strebt die Regierung eine reibungslose Koordination und einen geordneten Übergang mit der staatlichen Steuerverwaltungsbehörde an.
Der Verband der staatlichen Steuerprüfer (IHE) kritisierte die Pläne am Montag als „illegal“, solange keine gesetzlichen Änderungen erfolgen, und warnte vor strafrechtlichen Konsequenzen. Während die Steuerbehörde bisher eine Zusammenarbeit der Verwaltungen angestrebt habe, zeige die Erklärung der Regierung nun deutlich den Kurs Richtung Unabhängigkeit der ATC.
Die ATC gibt auf ihrer Website aktuell 839 Beschäftigte für 2024 an (Stand: erste vier Monate des Jahres). Laut Vozopuli waren es im Juni jedoch bereits fast 1.000. Quellen aus dem Umfeld der Generalitat bestätigten die beschleunigte Ausschreibung von Stellen für Inspektoren, Techniker und Steuerverwalter zur Stärkung der ATC. Der Plan, die Steuerverwaltung und -eintreibung vollständig zu übernehmen – eine Vereinbarung zwischen PSOE und ERC im Rahmen der Wahl von Illa mit Unterstützung der Regierung von Pedro Sánchez – sei „glaubwürdig“.
So wurden am 13. Juni acht neue Inspektorenstellen besetzt: fünf in Barcelona, jeweils eine in Tarragona, Lleida und Girona. Noch vor einem Jahr verfügte die ATC lediglich über sieben Inspektoren. Am 20. Juni folgten die Stellenbesetzungen für Steuertechniker. Der im Finanzministerium lange beklagte Mangel an Inspektoren, der zu Anwerbungsversuchen in Aragon und Überlegungen zur Wiederbelebung der Ausbildungsschule La Caixa geführt hatte, sei kein Thema mehr, so die Quellen.
Bereits während der Ereignisse um das Unabhängigkeitsreferendum 2017 versuchte die damalige Regierung, staatliche Inspektoren für die ATC zu rekrutieren, um die Behörde unabhängig zu machen. Dieser Plan scheiterte jedoch an mangelnden Ressourcen und wurde durch die Anwendung von Artikel 155 der spanischen Verfassung gestoppt.
Eine damals geplante, vom Staat unabhängige katalanische Steuerbehörde hätte laut Berichten des Nationalen Übergangsrats, die dem Gericht Nr. 13 von Barcelona im Verfahren zum illegalen Referendum vorlagen, zwischen 350 und 500 Millionen Euro gekostet. Es handelte sich dabei jedoch um die Gründung einer komplett neuen Behörde.
Die Generalitat verfolgt nun einen anderen Ansatz. Die wachsende ATC soll zunächst mit der staatlichen Agentur, deren Delegation in Katalonien rund 300 Inspektoren und 4.000 Mitarbeiter umfasst, kooperieren und schrittweise die Führung übernehmen. Sobald dieses „Konsortium“ – für das auch Staatsbeamte gewonnen werden sollen – funktioniert, soll die Unabhängigkeit der ATC erfolgen.
Dies ist bereits der dritte Versuch, die staatliche Steuerverwaltung zu teilen und eine katalanische Steuerbehörde zu etablieren. Ein erster Versuch scheiterte bereits 2008. Damals wie heute warnt die IHE vor „sehr schwerwiegenden Konsequenzen“, sollte die in der Verfassung verankerte Gleichheit aller Spanier verletzt und der Kampf gegen Steuerbetrug sowie die Effizienz der Steuerverwaltung und -erhebung gefährdet werden.
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