60% der Spanier sind mit dem Leben im Allgemeinen zufrieden

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Zufriedenes Leben Spanier
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Spanien zählt mit einer Lebenserwartung von 86,3 Jahren für Frauen und 81,1 Jahren für Männer zu den Ländern mit der weltweit höchsten Lebenserwartung. Trotz des 36. Platzes im Glücksranking deuten diese Zahlen auf ein hohes kollektives Wohlbefinden hin. Die Studie „I Radiografie der Gesundheits-Selbstfürsorge in Spanien“ der Association for Self-Care of Health (Anefp), die am Mittwoch vorgestellt wurde, untermauert diese Annahme. Die Studie belegt unter anderem, dass sechs von zehn Spaniern noch nie professionelle Hilfe für ihr emotionales Wohlbefinden in Anspruch genommen haben und 57,1 % der Befragten über ausreichend berufliche Flexibilität verfügen, um Beruf und Privatleben zu vereinbaren.

Der Anefp-Bericht, basierend auf einer Befragung von 5.095 Personen (48,9 % Männer und 51,1 % Frauen), konkretisiert das komplexe Konzept des Glücks. Demnach ist Gesundheit für 71,2 % der Befragten der wichtigste Aspekt für Glück („sehr wichtig“), gefolgt von Familie (61,9 %) und Sicherheit (55,6 %). Geld wurde von 26 % als „sehr wichtig“ und von weiteren 60 % als „wichtig“ eingestuft. Liebe hingegen ist für 46,6 % „sehr wichtig“.

Die Ergebnisse zeigen, dass 60,2 % der Spanier mit ihrem Leben im Allgemeinen „zufrieden“ und weitere 11,7 % „sehr zufrieden“ sind. Um dieses Glück zu erhalten, geben 62,9 % an, regelmäßig Freizeitaktivitäten zu betreiben. Die Studie weist jedoch darauf hin, dass diese Möglichkeit nicht allen gleichermaßen offensteht: „Freizeitaktivitäten sind bei Menschen mit hoher und mittlerer Kaufkraft häufiger, während Menschen mit geringer Kaufkraft seltener gesundheitsfördernde Aktivitäten ausüben.“

Weiterhin geben 56 % an, sich regelmäßig körperlich zu betätigen, und 47 % teilen ihre Sorgen mit Familie und Freunden. Meditation oder professionelle Beratung werden deutlich seltener genannt. 7,9 % geben an, keinerlei spezifische Maßnahmen für ihre psychische Gesundheit zu ergreifen. Von den Befragten, die Sport treiben, tun dies 44,7 % mehrmals pro Woche und 17,2 % täglich, während 20,7 % nur gelegentlich Sport treiben. 65 % derjenigen, die wöchentlich Sport treiben, gehen spazieren, 30 % gehen ins Fitnessstudio.

Stress und Angstzustände sind die größten Einflussfaktoren auf die psychische Gesundheit (69,3 % bzw. 65,2 %). Auch die Arbeit beeinflusst die psychische Gesundheit von mehr als der Hälfte der Bevölkerung (55,7 %). 40,2 % der Befragten leiden unter einem „hohen“ oder „sehr hohen“ Stressniveau, 41 % unter einem „moderaten“ und nur 17 % unter einem „geringen“ oder „sehr geringen“ Stressniveau. Die Studie zeigt, dass Frauen stärker von Stress betroffen sind als Männer, das Stressniveau mit dem Alter bis 55 Jahren zunimmt und danach wieder abnimmt und mit steigender Kaufkraft ebenfalls zunimmt.

Folglich haben laut Studie sechs von zehn Spaniern noch nie professionelle Hilfe für ihr emotionales Wohlbefinden gesucht. 47 % davon wären zwar bereit, eine psychologische Beratung in Anspruch zu nehmen, falls nötig, aber 17 % geben an, weder Bedarf gehabt zu haben noch dies in Zukunft tun zu wollen. Die Forscher sehen darin ein „Hindernis für die professionelle Behandlung psychischer Probleme“. 10,8 % der Befragten befinden sich derzeit in Behandlung und 25,3 % haben in der Vergangenheit psychologische Unterstützung erhalten.

Die Psychiaterin Rosa Molina, die bei der Präsentation der Studienergebnisse anwesend war, betonte die Bedeutung der Daten zur psychischen Gesundheit, insbesondere angesichts der hohen Belastung durch Stress und Angst. Sie plädierte für eine Selbstfürsorge, die neben der körperlichen auch die emotionale Prävention umfasst, um eine gesündere und widerstandsfähigere Gesellschaft aufzubauen.

Bezüglich des Arbeitslebens gaben 57,1 % der Befragten an, über ausreichend berufliche Flexibilität zur Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben zu verfügen. Flexible Arbeitszeiten, Urlaubsregelungen und die Möglichkeit zur Telearbeit werden als besonders wichtig für die Arbeitszufriedenheit erachtet. 17,5 % empfinden „Zufriedenheit“ mit ihrer Arbeit, 12,1 % „Akzeptanz“ und 10,2 % „Motivation“. In diesem Bereich fand die Studie keine signifikanten Unterschiede zwischen den verschiedenen soziodemografischen Gruppen.

Die Studie betrachtet auch Engagement in Freiwilligenarbeit, Umweltbewusstsein und Mundhygiene als Aspekte der Selbstfürsorge. 69,5 % der Befragten gaben an, Müll zu trennen, 42 % versuchen, ihren Energie- und Wasserverbrauch zu reduzieren, und 38,2 % bringen abgelaufene Medikamente zu den SIGRE-Sammelstellen in Apotheken. 33,6 % engagieren sich in Freiwilligenarbeit, wobei Lebensmittelspenden an die Tafel am häufigsten genannt wurden.

Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind für 27 % der Befragten „sehr wichtig“ und für 55,7 % „wichtig“. Ältere Menschen messen diesem Bereich durch Recycling größere Bedeutung bei, während jüngere Menschen häufiger öffentliche Verkehrsmittel, Fahrräder oder Elektroautos nutzen.

Im Bereich Mundhygiene putzen 75,1 % der Befragten ihre Zähne zwei- bis dreimal täglich und erfüllen damit die Empfehlungen. 20,5 % putzen sich nur einmal täglich die Zähne und 4,4 % gaben an, dies nicht regelmäßig zu tun. Die Studie stellt fest, dass die Gewohnheit des Zähneputzens bei Frauen, Menschen unter 40 Jahren, Menschen mit höherer Kaufkraft sowie Studenten und Berufstätigen stärker ausgeprägt ist.

Hinsichtlich der Zukunft des Gesundheitswesens glauben 50,3 % der Befragten, dass der wissenschaftliche Fortschritt in den nächsten fünf Jahren wesentlich zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung beitragen wird. 41 % sehen in der Telemedizin ein wichtiges Instrument für die Zukunft.

Jaume Pey, Generaldirektor von Anefp, wies darauf hin, dass 49,3 % der Befragten eine pessimistische Einschätzung der Zukunftsaussichten und Lebensqualität der jüngeren Generation haben, im Vergleich zu 20,8 % Optimisten.

Er schloss mit dem Appell, dass Selbstfürsorge nicht nur eine individuelle Haltung sei, sondern durch angemessene Gesundheitserziehung gefördert werden müsse. Die Ergebnisse der Studie zeigten zwar ein starkes Engagement für Selbstfürsorge, aber es gäbe noch viel zu tun. Jede Verbesserung in diesem Bereich führe zu gesünderen Bürgern, die seltener medizinische Behandlung benötigten und somit Gesundheitsressourcen für diejenigen frei würden, die sie wirklich brauchen.


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