Warum Spanien brennt: Einblicke in die Denkweise von Brandstiftern und Pyromanen

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Warum Spanien brennt: Einblicke in die Denkweise von Brandstiftern und Pyromanen
Bild: KI

Spaniens Landschaft leidet. Schon vor dem offiziellen Sommerbeginn wurden acht Gemeinden von über einem Dutzend Bränden heimgesucht, die Tausende von Hektar Land vernichteten. Während die helle Jahreszeit eigentlich für Freude steht, offenbart sie hier ihre dunkle Seite. Schätzungen zufolge sind etwa 80 % der Brände auf menschliches Handeln zurückzuführen. Oft resultieren diese aus Unachtsamkeit oder Fahrlässigkeit. Doch ein signifikanter Anteil von 25 % der Brände wird vorsätzlich gelegt, wie jüngste Vorfälle in Navaluenga, Badajoz und der Casa de Campo in Madrid zeigen.

Es ist wichtig, zwischen dem „Brandstifter“ im allgemeinen Sinne und dem „Pyromanen“ zu unterscheiden. Obwohl die Begriffe oft synonym verwendet werden, liegt der Hauptunterschied im Motiv und dem Vorhandensein einer psychischen Störung. Ein Brandstifter legt vorsätzlich Feuer, sei es aus Rache, wirtschaftlichen Interessen, ideologischen Gründen, Vandalismus oder grober Fahrlässigkeit. In den meisten dieser Fälle agiert der Brandstifter rational und zielgerichtet, ohne eine psychische Störung.

Pyromanie: Eine seltene und komplexe Störung

Nur etwa 8 % der Brände werden durch Pyromanie verursacht, wobei einige Studien diesen Prozentsatz sogar auf 2 % senken. Dies liegt daran, dass Pyromanie eine sehr seltene Störung ist. Ein Pyromane leidet an einer spezifischen Impulskontrollstörung. Er verspürt eine wachsende innere Anspannung, bevor er ein Feuer legt, gefolgt von einem Gefühl der Befriedigung oder Kompensation nach der Tat. Diese Personen sind oft intensiv fasziniert von Feuer und seinen Auswirkungen. Ihr Verhalten ist zwanghaft und schwer zu kontrollieren, was dazu führen kann, dass ihre strafrechtliche Verantwortlichkeit gemildert wird, wenn die Störung ihre willentlichen und kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigt hat. Das zentrale Konzept der Pyromanie ist die Verbindung von Impuls und anschließender Befriedigung.

Die fünf typischen Merkmale eines Brandstifters

Obwohl Brandstifter unterschiedliche Motivationen haben, teilen Pyromanen ein spezifisches Profil, das fünf Hauptmerkmale aufweist:

  1. Demografisches und soziales Profil: Typischerweise handelt es sich um junge Männer im Alter zwischen der Jugend und 40 Jahren. Sie weisen oft Schwierigkeiten bei der sozialen Integration auf, haben ein geringes Selbstwertgefühl, ein schwaches soziales Netzwerk und möglicherweise negative Kindheitserfahrungen wie Verlassenheit, Trauma oder Missbrauch. Ihr Bildungs- und Arbeitsniveau ist häufig niedrig, und es ist nicht ungewöhnlich, dass sie in der Vergangenheit destruktives Verhalten wie Tiermissbrauch, Vandalismus oder Kleinkriminalität gezeigt haben.
  2. Impulsivität und Spannungsabbau: Impulsivität ist ein zentraler Bestandteil. Das Anzünden des Feuers ist selten langfristig geplant, sondern eine Reaktion auf einen unkontrollierbaren Impuls. Vor der Tat erleben sie eine zunehmende emotionale Anspannung, die sich erst nach dem Legen des Feuers löst. Diese Handlung erzeugt ein Gefühl der Erleichterung, des Vergnügens oder der Befriedigung, was das Verhalten verstärkt und eine Wiederholung begünstigt. Oft entsteht ein Gefühl der Kontrolle, manchmal sogar sexuelle Erregung oder psychologische Kompensation durch die Flammen.
  3. Faszination für Feuer: Ein weiteres prägendes Merkmal ist eine tiefe Faszination für das Feuer. Dies äußert sich in einem anomalen und anhaltenden Interesse, das von Streichhölzern und Feuerzeugen bis hin zu Feuersirenen reichen kann. Gelegentlich bleiben sie als Zuschauer am Brandort und können sogar als freiwillige Helfer bei Löscharbeiten mitwirken, motiviert durch ihre obsesive Anziehungskraft. Pyromanie kann auch mit anderen psychischen oder Entwicklungsstörungen wie antisozialen, Borderline-, intermittierenden Spreng- oder geistigen Behinderungen einhergehen.
  4. Fehlende externe Motivation: Die Motivation ist rein intern. Ihr Verhalten dient keinen rationalen oder utilitaristischen Zielen, sondern erklärt sich ausschließlich durch ein intrinsisches und unreguliertes Bedürfnis. Externe Vorteile spielen keine Rolle.
  5. Rückfälligkeit und mangelnde Empathie: Das Verhalten ist in der Regel repetitiv und zyklisch, mit mehreren Episoden im Laufe der Zeit. Diese Wiederholung ist auf die zwanghafte Natur der Störung zurückzuführen. Oft zeigt sich auch eine Veränderung des Urteilsvermögens und der Empathie. Der Brandstifter zeigt möglicherweise wenig Bewusstsein für den verursachten Schaden, sei es materiell oder persönlich. Sie können egozentrische Züge, emotionale Unempfindlichkeit oder affektive Distanz zum Leid anderer zeigen, was ihre Fähigkeit beeinträchtigt, die Konsequenzen ihres Handelns zu erkennen und zu hemmen.

Feuer hat die Menschheit seit jeher fasziniert, birgt aber auch tiefste Ängste. Als Motor der Evolution und präsentes Element in vielen Kulturen ist es auch ein mächtiges Symbol der Zerstörung. Für Pyromanen hat Feuer eine andere Bedeutung; sie werden von unterschiedlichen inneren Motivationen angetrieben, die sich in diesem spezifischen Profil widerspiegeln.


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