
Teneriffa – In den letzten zehn Tagen wurden unter dem Teide, dem höchsten Berg Spaniens, 34 leichte Erdbeben registriert. Diese seismische Aktivität, die von der Bevölkerung nicht wahrgenommen wurde, löst dennoch eine erhöhte Wachsamkeit bei Wissenschaftlern aus. Obwohl die Verantwortlichen eine unmittelbare Ausbruchsgefahr ausschließen, wird die Entwicklung genauestens verfolgt.
Geringe Intensität, hohe Aufmerksamkeit: Was die Daten zeigen
Die meisten der registrierten Erdbeben konzentrierten sich auf den 23. und 26. des Monats und erreichten eine Magnitude von weniger als 1,7. Zum Vergleich: Die stärksten Erdbeben vor dem Vulkanausbruch auf La Palma im Jahr 2021 erreichten Magnituden von 4,8 bis 5 und waren sogar auf Teneriffa spürbar. Die aktuelle Aktivität unter dem Teide liegt damit deutlich unter diesem Wert. Dennoch ist die kontinuierliche Überwachung durch das National Geographic Institute (IGN) und das Vulkanologische Institut der Kanarischen Inseln (Involcan) von entscheidender Bedeutung.
Experten beruhigen: Keine Anzeichen für einen Ausbruch
Die wiederholte seismische Aktivität auf Teneriffa hat bei den Einwohnern verständlicherweise Besorgnis ausgelöst, insbesondere nach dem verheerenden Ausbruch des Vulkans Tajogaite auf La Palma im Jahr 2021. Doch Experten beider Institute geben Entwarnung. Trotz einer als “anomal” bezeichneten Situation gibt es keine Anzeichen für einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch am Teide.
Itahiza Domínguez, Direktorin des IGN auf den Kanarischen Inseln, erklärte bereits während der letzten Sitzung des kanarischen Vulkan-Notfallplans (Pevolca) im Januar, dass seit 2016 ein gradueller Anstieg der seismischen Aktivität auf Teneriffa zu verzeichnen ist. Gleichzeitig wurde ein leichter Anstieg der Kohlendioxid (CO₂) Emissionen festgestellt. Beide Indikatoren werden kontinuierlich und präzise überwacht, um frühzeitig Veränderungen erkennen zu können.
Transparenz und Vertrauen: Kritik an der Datenveröffentlichung
Die Facebook-Seite “Volcanoes and science today” kritisiert seit 2019 den vermeintlichen Mangel an umfassenden Informationen über die seismische Aktivität auf Teneriffa und speziell in der Region um den Teide. In den letzten Wochen wurden sogar Vorwürfe der Manipulation und Datenverheimlichung durch das IGN laut, beispielsweise eine angebliche Reduzierung der Auflösung von Seismogrammen, um kleinere Erdbeben zu kaschieren. Eine vor sechs Jahren gestartete Change.org-Petition, die in diesem Kontext reaktiviert wurde, findet jedoch aktuell wenig Unterstützung.
Itahiza Domínguez weist die Manipulationsvorwürfe entschieden zurück. Sie führt diese Anschuldigungen auf eine allgemeine Tendenz zurück, die Arbeit öffentlicher Institutionen infrage zu stellen, ähnlich wie es bei der staatlichen Meteorologischen Agentur der Fall war. “Wir waren immer sehr transparent mit den Daten, die wir zur Verfügung stellen”, betont Domínguez und verweist darauf, dass die seismische Aktivität des gesamten Landes praktisch in Echtzeit auf der Website des IGN eingesehen werden kann. Dies unterstreicht das Engagement für Offenheit und Zugänglichkeit der Informationen.
Der Teide: Ein gigantisches Naturwunder unter ständiger Beobachtung
Der Teide, im Herzen von Teneriffa gelegen, ist nicht nur der höchste Berg Spaniens, sondern mit rund 3.750 Metern auch der dritthöchste Vulkan der Welt. Er befindet sich im Teide-Nationalpark, einem UNESCO-Weltkulturerbe und dem meistbesuchten Nationalpark Europas, der jährlich über 4 Millionen Touristen anzieht. Die Landschaft des Parks, geprägt von früheren Vulkanausbrüchen, zieht Wanderer, Wissenschaftler und Fotografen aus aller Welt an.
Der Teide ist als aktiver Stratovulkan klassifiziert, dessen letzter Ausbruch im Jahr 1909 stattfand. Die jüngste seismische Aktivität erinnert daran, dass dieser beeindruckende Berg ein lebendiges Naturphänomen ist, dessen Verhalten stets unvorhersehbar bleibt. Daher erfordert jedes Beben, geschweige denn eine ganze Serie, erhöhte Aufmerksamkeit. Sollten die Erschütterungen häufiger oder intensiver werden oder sich Oberflächenveränderungen zeigen, würde die Besorgnis entsprechend steigen. Aktuell wird der Teide rund um die Uhr überwacht und zählt zu den am intensivsten beobachteten Vulkanen Europas.
Abonniere unseren Newsletter