Von Baldomera bis Bitcoin: Spaniens vergessene Erfinderin des Schneeballsystems

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Von Baldomera bis Bitcoin: Spaniens vergessene Erfinderin des Schneeballsystems
Bild: KI

Ein Betrug mit langer Geschichte

Der Pyramidenbetrug, auch bekannt als Schneeballsystem, zählt zu den ältesten und zugleich gefährlichsten Finanzdelikten. Sein Prinzip ist simpel: Die Renditen der ersten Anleger werden mit dem Geld neuer Investoren finanziert. Solange frisches Kapital zufließt, scheint das System profitabel – doch sobald die Einzahlungen ausbleiben, bricht das Konstrukt zusammen und hinterlässt ruinierte Existenzen.

Ob Briefmarken, Kunstwerke oder Geschäftspapiere – über die Jahrzehnte hinweg haben sich die Methoden gewandelt, das Muster jedoch bleibt gleich.

Vom Madrid des 19. Jahrhunderts zur globalen Finanzwelt

Die Ursprünge dieses Betrugsmodells reichen bis ins Spanien des 19. Jahrhunderts zurück. Baldomera Larra Wetoret, Tochter des Schriftstellers Mariano José de Larra, gründete in den 1870er Jahren die „Caja de Imposiciones“. Sie versprach bis zu 30 % Rendite im Monat und lockte Tausende Madrilenen an. Rund 5.000 Menschen verloren ihre Ersparnisse, bevor das System 1876 aufflog. Baldomera floh mit dem Geld, wurde jedoch verhaftet und zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt.

Später machten Namen wie Carlo Ponzi in den USA und Bernard Madoff Schlagzeilen – letzterer verursachte mit seinem System den größten Pyramidenbetrug der Geschichte und hinterließ einen Schaden von geschätzten 50 Milliarden Dollar.

Moderne Varianten: Fórum Filatélico und Afinsa

Auch in Spanien erreichten Pyramidenbetrügereien im 21. Jahrhundert eine neue Dimension. Besonders aufsehenerregend war 2006 der Fall Fórum Filatélico und Afinsa. Beide Unternehmen handelten offiziell mit Briefmarken, in Wahrheit aber finanzierten sie die Gewinne alter Kunden durch die Einlagen neuer. Das Finanzloch betrug 3.000 Millionen Euro, betroffen waren etwa 300.000 Bürger. Erst nach einem jahrzehntelangen Prozess wurden mehrere Verantwortliche verurteilt – das meiste Geld jedoch bleibt bis heute verschwunden.

Digitale Risiken: Kryptobetrug und KI-Manipulation

Heute findet der Pyramidenbetrug zunehmend im digitalen Umfeld statt. Online-Plattformen, gefälschte Anlage-Communities und betrügerische Webseiten tarnen sich als seriöse Finanzdienstleister. Besonders im Bereich Kryptowährungen wächst die Gefahr: Anleger werden mit gefälschten Gewinnanzeigen und KI-generierten Videos geködert.

Laut Experten wie Francisco Quevedo von Asoban Abogados sind die Risiken heute größer denn je: „Das digitale Umfeld vervielfacht die Gefahren durch seine Zugänglichkeit und scheinbare Legitimität.“ Oft beginnen Opfer mit kleinen Summen von 250 Euro – ehe sie feststellen, dass größere Beträge nicht mehr abgehoben werden können.

Tipps zum Schutz vor Betrug

Banken und Finanzexperten raten, sich vor Angeboten mit „unrealistisch hohen Renditen“ zu hüten und stets zu prüfen, ob Anbieter von der spanischen Zentralbank reguliert sind. Verträge sollten sorgfältig gelesen und Anlageentscheidungen niemals überstürzt getroffen werden.

Fazit

Vom 19. Jahrhundert bis heute bleibt der Pyramidenbetrug ein wiederkehrendes Phänomen. Während Baldomeras „Caja de Imposiciones“ noch ein Madrider Skandal war, bedrohen digitale Schneeballsysteme inzwischen Anleger weltweit. Die Lehre bleibt zeitlos: Wenn Renditen zu schön klingen, um wahr zu sein, sind sie es in der Regel auch.

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