Unsichtbare Kunden: Warum Barcelonas Taxifahrer Einheimische oft ignorieren

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Unsichtbare Kunden: Warum Barcelonas Taxifahrer Einheimische oft ignorieren
ID 51753797 © T.w. Van Urk | Dreamstime.com

In den belebten Straßen Barcelonas spielt sich täglich ein frustrierendes Schauspiel ab: Während Touristen scheinbar mühelos ein Taxi ergattern, winken Einheimische oft vergeblich. Mit rund 10.500 Lizenzen in der Stadt und 15.500 im gesamten Großraum scheint die Flotte auf dem Papier mehr als ausreichend. Eine aktuelle Umfrage bestätigt dies: 77 % der Nutzer halten eine Aufstockung für unnötig. Doch die Realität im Zentrum oder zu Stoßzeiten zeichnet ein anderes Bild. Immer mehr Bürger berichten von einer gezielten Diskriminierung – doch was steckt wirklich dahinter?

Die Verlockung des Profits: Der Tourist als lukrativeres Ziel

Die naheliegendste Erklärung ist rein wirtschaftlicher Natur. Viele gehen davon aus, dass Touristen längere und somit profitablere Fahrten unternehmen, beispielsweise zum Flughafen oder zu Hotels außerhalb des Stadtkerns. “Das ist einer der Gründe, warum sich einige Taxifahrer wegducken, wenn sie eine Person von hier sehen, und anhalten, wenn sie einen Touristen entdecken”, gesteht ein Fahrer aus der Branche im Gespräch mit “Vozpópuli”.

Er schränkt jedoch ein, dass diese Annahme allein nicht ausreicht. Man könne nie sicher sein, dass ein ausländischer Besucher tatsächlich ein weiter entferntes Ziel hat. Der wahre, düstere Grund sei ein anderer: “Einige skrupellose Fahrer suchen gezielt nach Touristen, weil es viel einfacher ist, sie zu täuschen und ihnen unbemerkt zu viel zu berechnen.” Sollte der Betrug doch auffallen, sei die Wahrscheinlichkeit einer offiziellen Beschwerde verschwindend gering. “Wer auf Reisen ist, will keine Komplikationen”, erklärt der Insider. Er verurteilt diese Praxis scharf, gibt aber zu, dass ihm zahlreiche spanische Kunden von solchen Erfahrungen berichtet haben. Sein kurioser Tipp, um dem zu entgehen: “Stellen Sie sich mit einem leeren Koffer an die Straße. Die Fahrer denken, Sie wollen zum Flughafen, und halten garantiert an.”

Ein technisches Problem? Das vergessene grüne Licht

Antoni Servós, der Präsident der Taxigewerkschaft von Katalonien (STAC), bezeichnet eine solche Diskriminierung, sollte sie stattfinden, als klares “Fehlverhalten”. “Ein Taxifahrer sollte niemals so tun, als wäre der Kunde unsichtbar. Das zeugt von mangelnder Professionalität”, stellt er klar.

Er bringt jedoch eine andere, plausible Erklärung ins Spiel, die viele Fälle erklären könnte. “Oft hat der Taxifahrer, den man vorbeifahren sieht, bereits einen Auftrag über eine App erhalten und ist auf dem Weg, diesen Kunden abzuholen.” Der Fehler des Fahrers bestehe in diesen Momenten darin, “vergessen zu haben, das grüne Licht auszuschalten.” Für den wartenden Passanten am Straßenrand erweckt dies logischerweise den Eindruck, das Taxi sei verfügbar, obwohl es das nicht ist. Laut Servós tritt dieses Problem bei Bestellungen über eine Funkzentrale nicht auf, da dort “das Taxilicht automatisch erlischt”. Er plädiert daher für eine technische Vereinheitlichung der Systeme, um solche menschlichen Fehler und den daraus resultierenden Frust bei den Kunden zu vermeiden.

Der größere Kampf: Taxis gegen VTCs und der Wert der Lizenzen

Abseits dieser täglichen Ärgernisse teilt die Gewerkschaft die Sorge anderer Branchenverbände über die zunehmende Verbreitung von Fahrdiensten wie Uber oder Cabify (VTCs) in Barcelona. In einer kürzlich veröffentlichten Erklärung kündigte der STAC seine Teilnahme an den Verhandlungen zum neuen Taxigesetz im September an. Die Gewerkschaft will dort ihre Besorgnis über die “ständige Zunahme” von VTCs und den “Mangel an Transparenz” bei der Ausarbeitung des Gesetzentwurfs zum Ausdruck bringen. Man befürchtet, dass das neue Gesetz keine Ordnung in die “ernste Situation des unlauteren Wettbewerbs” bringen wird. Ein zentrales Anliegen wird zudem sein, den “Wert der Taxilizenzen zu verteidigen und jede Maßnahme zu vermeiden, die sie entwerten könnte”.


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