
Spanien erlebt eine alarmierende Entwicklung: Bis zum 7. Juni 2025 sind bereits 138 Menschen in den spanischen Gewässern ums Leben gekommen. Diese Zahl ist beinahe identisch mit dem Vorjahr 2024, welches als das zweitschlimmste Jahr seit Beginn der statistischen Erfassung im Jahr 2015 gilt. Das typische Opferprofil – männlich, über 45 Jahre alt und eine Überschätzung der eigenen Fähigkeiten – bleibt dabei konstant. Die lokalen Behörden und Rettungsdienste appellieren eindringlich an die Badegäste, höchste Vorsicht walten zu lassen, um weitere Tragödien zu verhindern.
Badetote 2025: Die erschreckenden Zahlen bis Juni
Die aktuellen Statistiken des spanischen Rettungsschwimmerverbandes RFESS, der täglich frische Daten auf seiner Webseite veröffentlicht, zeichnen ein düsteres Bild. Die meisten Todesfälle ereigneten sich zwischen 12 und 14 Uhr. Regionale Schwerpunkte sind die Kanarischen Inseln (31 Todesfälle), gefolgt von Andalusien (27), Galizien (19) und Valencia (9). Von den Opfern waren 106 Männer und 32 Frauen, wobei der Großteil zwischen 55 und 64 Jahren alt war. Diese Zahlen unterstreichen die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen und erhöhter Aufmerksamkeit an den Stränden und in den Pools Spaniens.
Ein Blick zurück: Das Jahr 2024 und die traurige Rekordserie
Das Jahr 2024 markierte mit 471 registrierten Opfern bis Jahresende einen traurigen Höhepunkt, nur übertroffen vom bisher schwärzesten Jahr 2017 mit 481 Todesfällen. Damals ertranken von Januar bis Mai 137 Menschen. Die meisten Opfer wurden 2024 in Andalusien (72), Galizien (64), Valencia und auf den Kanaren (jeweils 63) registriert. Die Todesfälle konzentrierten sich hauptsächlich zwischen 16 und 18 Uhr. Die hohen Zahlen in diesen Regionen sind oft auf die längsten Küstenabschnitte und die hohe Anzahl an Urlaubern zurückzuführen. Erschreckende 85 Prozent der Opfer waren Spanier, was die Annahme widerlegt, dass hauptsächlich Touristen betroffen sind.
Experten des Ausbildungszentrums für Rettungsschwimmer Global Sensos weisen darauf hin, dass viele Todesfälle im Zusammenhang mit starken Strömungen, gefährlichen Wellen und plötzlichen Wetterumschwüngen stehen, die selbst erfahrene Schwimmer in Gefahr bringen. Die Unkenntnis über das richtige Verhalten in Notfällen im Wasser, beispielsweise bei Strömungen, wird als großes Problem identifiziert. Der Verband RFESS kritisiert das Fehlen umfassender Aufklärungskampagnen, wie sie etwa zur Prävention von Verkehrsunfällen existieren. Ein weiterer trauriger Fakt: Im Falle des Ertrinkens zahlt in der Regel keine Versicherung.
Der “stille” Tod im Wasser: Eine unterschätzte Gefahr
Das Bild des Ertrinkenden, der wild um sich schlägt und um Hilfe schreit, ist weit verbreitet, aber zumeist falsch. Der Tod durch Ertrinken ist ein leiser Tod. Eine ertrinkende Person liegt oft senkrecht im Wasser, mit unkontrollierten Arm- und Beinbewegungen, die den Anschein erwecken, sie würde schwimmen, ohne jedoch voranzukommen. Der Kopf ist häufig nach hinten gebeugt, Augen aufgerissen oder geschlossen, während Nase und Mund immer wieder untertauchen. Instinktiv werden die Arme seitlich ausgestreckt, um den Körper über Wasser zu halten und nach Luft zu schnappen. Die Atemfunktion hat Vorrang vor der Sprechfunktion.
Wenn Flüssigkeit eingeatmet wird, löst der Körper einen Stimmritzenkrampf aus – einen Schutzreflex, der das Eindringen von Wasser in die Lunge verhindert. Dies führt zu Atemstillstand. Bereits nach ein bis zwei Minuten kann die Person ohnmächtig werden, und nach drei bis fünf Minuten beginnen infolge des Sauerstoffmangels Gehirnzellen abzusterben. Organe werden geschädigt, bis schließlich der Tod eintritt. Nicht die Wassermenge in der Lunge ist entscheidend für das Überleben, sondern die Dauer des Sauerstoffmangels. Auch nach einer erfolgreichen Rettung können Komplikationen wie eine lebensgefährliche Lungenentzündung auftreten.
Erste Hilfe im Notfall: So retten Sie Leben
Im Ernstfall zählt jede Sekunde. Alarmieren Sie umgehend den Notruf 112. Wenn möglich, werfen Sie dem Betroffenen einen Gegenstand zu, an dem er sich festhalten kann. Der Helfer sollte nur dann selbst ins Wasser gehen, wenn die Situation sowie die eigene Konstitution und Fähigkeiten es zulassen. Ist dies der Fall, nähern Sie sich dem Ertrinkenden von hinten, greifen Sie ihn unter den Achseln und schwimmen Sie in Rückenlage mit ihm ans Land. Seien Sie vorsichtig, denn in Panik kann sich der Ertrinkende am Helfer festhalten und ihn unter Wasser drücken.
An Land bringen Sie den Betroffenen, wenn er atmet, in die stabile Seitenlage. Atmet er nicht mehr, beginnen Sie sofort mit Wiederbelebungsversuchen: Bei Erwachsenen 30 Mal Herzmassage und zwei Mal Atemspende im Wechsel, bei Kindern 15 Mal Herzmassage und zwei Atemspenden.
Risikogruppen und unterschätzte Gefahren
Männer ab 45 Jahren und Kleinkinder gehören zu den Risikogruppen für Badeunfälle. Bei Erwachsenen sind die Ursachen oft Leichtsinn, Überschätzung der eigenen Fähigkeiten, Übermut und Unkenntnis über die Gefahren im Wasser, wie etwa Strömungen im Mittelmeer in Spanien. Alkohol- und Drogenkonsum spielen ebenfalls eine Rolle. Besonders gefährdet sind Menschen mit Herzproblemen, Bluthochdruck und Diabetes.
Der “Badetod”: Ein anderer Mechanismus
Wenn ältere Menschen beim Schwimmen im Meer plötzlich und ohne Überlebenskampf untergehen, spricht man oft von einem Badetod, der sich vom Tod durch Ertrinken unterscheidet. Hierbei kommt es zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand, und das Opfer atmet kein Wasser ein. Ursachen können ein Schlaganfall oder Herzinfarkt sein, der zufällig eintritt, oder ein großer Temperaturunterschied zwischen Luft und Wasser, wie er im Sommer in Spanien häufig vorkommt.
Wer stark erhitzt – etwa durch ausgiebiges Sonnenbaden oder körperliche Anstrengung – ins kalte Wasser springt, riskiert einen drastischen Blutdruckanstieg und gleichzeitig eine Verengung der Blutgefäße. Diese enorme Kreislaufbelastung kann – besonders bei Personen mit Vorerkrankungen – zu einem Kollaps und kurzzeitiger Bewusstlosigkeit führen, was im Wasser unmittelbar zum Ertrinken führen kann. Solche Reaktionen können bereits bei Wassertemperaturen von 25 Grad auftreten; in Spanien liegt die durchschnittliche Sommertemperatur der Gewässer bei etwa 21 Grad.
Das kalte Wasser kann auch einen Stimmritzenkrampf auslösen, der die Atmung verhindert, selbst bei gesunden Menschen. Daher ist die Empfehlung, niemals erhitzt und unabgekühlt ins Wasser zu gehen, von größter Bedeutung. Ein schmerzhafter Bauchklatscher, ein voller oder leerer Magen sowie Alkoholkonsum können ebenfalls einen Kreislaufschock verursachen. Trommelfelldefekte können durch eindringendes Wasser Schwindel und Orientierungslosigkeit hervorrufen.
Besondere Vorsicht bei Kindern: Der stille Heldentod
Bei Kindern ist besondere Vorsicht geboten, vor allem bei unter Sechsjährigen. Oft reicht ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit, selbst wenn Eltern in der Nähe sind. Das Tückische: Kinder haben einen anderen Körperschwerpunkt und sinken lautlos wie ein Stein auf den Boden, ohne noch einmal aufzutauchen. Bis zum Alter von 15 Monaten kann ein Kind bereits in zehn Zentimeter tiefem Wasser ertrinken, wenn es mit dem Gesicht hineinfällt.
Bis zum dritten Lebensjahr ist ein Kind nicht in der Lage, das Gesicht dauerhaft über Wasser zu halten, da sein Kopf im Vergleich zum Körper zu schwer ist. Unter Wasser verlieren die Kleinen die Orientierung und können sich nicht selbst retten. Deshalb sollten Kinder am Pool und am Strand niemals aus den Augen gelassen werden, und die Aufsichtsperson sollte nie mehr als eine Armlänge entfernt sein. Pools sollten eingezäunt sein, und ein Rettungsring sollte immer griffbereit liegen.
Ein überraschendes Hilfsmittel zur rechtzeitigen Erkennung eines Kindes in Not ist die Farbe der Badehose oder des Badeanzugs. Die US-Organisation Alive Solution für Badesicherheit hat in Experimenten festgestellt, dass weiße und hellblaue Farben im Wasser fast unsichtbar sind. Auch dunklere Blau-, Grün- und helle Gelbtöne fallen kaum auf. Dunkle Farben heben sich zwar von den Fliesenfarben im Pool ab, können aber leicht mit schwimmenden Blättern oder Schatten verwechselt werden. Empfehlenswert sind daher leuchtende Farben wie Pink oder Orange, idealerweise in Neon-Tönen – besonders wichtig im Meer.
Sicher baden in Spanien: Wichtige Tipps und Flaggenbedeutungen
Diese Ratschläge mögen bekannt sein, verlieren aber nicht an Bedeutung. Befolgen Sie stets die Anweisungen des Rettungspersonals und respektieren Sie Badeverbote – sie haben immer einen triftigen Grund. Schwimmen Sie ausschließlich in gekennzeichneten und von Rettungsschwimmern bewachten Bereichen.
Die Flaggen an den Stränden Spaniens geben wichtige Hinweise zu den Badebedingungen:
- Grüne Flagge: Sichere Badeverhältnisse.
- Gelbe Flagge: Vorsicht beim Baden im Wasser.
- Rote Flagge: Schwimmen ist verboten.
- Weiße Flagge mit blauen Quallen: Vorsicht, Quallen! (oft begleitet von gelber oder roter Flagge).
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