Tödlicher Sommer 2025: Ertrinken in Spanien erreicht alarmierenden Höchststand

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Rettung Spanien Meer

Ein tragisches Phänomen überschattet den Sommer in Spanien: Die Zahl der Ertrinkungstode steigt stetig an und hat im Juni 2025 einen traurigen Rekordwert erreicht. Mit 85 Todesfällen war dieser Monat der schwärzeste der jüngeren Geschichte. Ein besorgniserregender Anstieg um 112 % im Vergleich zu 2014, und das, bevor die Hauptbadesaison richtig begonnen hat. Experten schlagen Alarm und fordern dringend mehr Prävention und einheitliche Sicherheitsstandards.

Schockierende Zahlen: Die Ertrinkungskrise spitzt sich zu

Die Statistiken der Segovan School of Lifeguarding zeichnen ein düsteres Bild. Allein in den ersten sechs Monaten des Jahres 2025 sind 228 Menschen in spanischen Gewässern ums Leben gekommen – sechs mehr als im Vorjahr. Fügt man die Todesfälle bis Mitte Juli hinzu, schnellt die Zahl auf 289. Roberto Barcala von der Universität Vigo bezeichnet Ertrinken zu Recht als ein ernstes Problem der öffentlichen Gesundheit. Die Gründe für diese alarmierende Entwicklung sind vielschichtig.

Hitzewelle und fehlende Wachsamkeit: Die gefährliche Mischung

Ein Hauptgrund für den Anstieg der Todesfälle im Juni war die außergewöhnliche Hitzewelle. Sie lockte viele Menschen schon früh in die Badebereiche, obwohl die offizielle Rettungsschwimmersaison noch nicht begonnen hatte. Sebastián Quintana, Präsident des Verbandes Canarias 1.500 km de Costa, warnt, dass die Badesaison jedes Jahr länger wird und die Risiken mit steigenden Temperaturen zunehmen. Die erste Hitzewelle des Jahres 2025 fiel tragischerweise genau mit dem tödlichsten Juni des letzten Jahrzehnts zusammen.

Männliche Opfer und das „Syndrom der Unsterblichkeit“

Die Daten zeigen eine deutliche Geschlechterverteilung: Acht von zehn Ertrunkenen sind Männer. José Palacios, Präsident von Adeac, dem Verwalter der Blauen Flagge in Spanien, erklärt dies mit einer fatalen Verhaltensweise: „Überlegenheit zu demonstrieren, Arroganz, zu denken, dass es keine Grenzen gibt…“ Quintana fügt dem zwei Profile rücksichtsloser Badegäste hinzu: den Einheimischen, der das Risiko unterschätzt („Syndrom der Unsterblichkeit“), und den unwissenden Touristen, der die Gefahren einer ihm unbekannten Badestelle nicht kennt.

Kinder ertrinken leise: Die unsichtbare Gefahr in Pools

Kinder sind eine weitere schutzbedürftige Gruppe. Die meisten ertrinken, weil sie unbeaufsichtigt sind. Quintana weist auf das „unsichtbare Ertrinkungssyndrom“ hin, bei dem Außenstehende das Ertrinken für ein Spiel halten. Er warnt, dass die meisten kindlichen Ertrinkungstode in Pools geschehen, nicht am Strand, da die Wachsamkeit im scheinbar sicheren Umfeld nachlässt. 2024 starben 69 % der ertrunkenen Kinder unter 14 Jahren in Schwimmbädern.

Unbewachte Gewässer als Todesfalle: Die Bedeutung von Rettungsschwimmern

Fast die Hälfte der Todesfälle im Jahr 2024 ereignete sich an Stränden. Die Daten belegen jedoch die entscheidende Rolle von Rettungsschwimmern. An Stränden mit Blauer Flagge, die für hohe Sicherheitsstandards stehen, sind die Todesfälle minimal. Etwa 68 % der Strand-Ertrinkungen passierten, wenn keine Flagge wehte und keine Rettungsschwimmer im Dienst waren. Besonders beunruhigend ist der Anstieg der unbeaufsichtigten Ertrunkenen im Landesinneren, in Flüssen und Stauseen, wo es oft keinerlei Beschilderung oder Aufsicht gibt.

Ruf nach einer „DGT der Rettungsschwimmer“

Experten wie Ismael Sanz fordern eine zentrale, landesweite Behörde, ähnlich der spanischen Verkehrsbehörde DGT, die die Ausbildung von Rettungsschwimmern und die Sicherheitsstandards vereinheitlicht. Derzeit hat jede autonome Region ihre eigenen, oft sehr unterschiedlichen Regeln. Eine nationale Verordnung könnte die Prävention stärken und die tragischen Ertrinkungszahlen senken. Prävention ist nicht nur die Aufgabe der Fachleute, sondern der gesamten Gesellschaft.


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