Das Cabildo de Tenerife hat die Durchführung einer internationalen Großübung zur Bewältigung vulkanischer Risiken bestätigt. Diese findet vom 22. bis 28. September in Garachico statt und ist Teil des EU-Modex-Programms, dem Katastrophenschutzmechanismus der Europäischen Union. Die Ankündigung gewinnt an Brisanz vor dem Hintergrund einer intensiven seismischen Überwachung, nachdem wiederholt Schwärme von Mikroerdbeben registriert wurden. Diese unterstreichen die Notwendigkeit solcher Präventionsmaßnahmen am Teide.
Die anhaltende Aktivität des Teide
Obwohl der letzte Ausbruch des Teide auf das Jahr 1798 zurückdatiert, betonen Experten eindringlich, dass der Vulkan keineswegs ruht. Das Nationale Geographische Institut (IGN) zeichnet kontinuierlich Mikrobeben und interne Flüssigkeitsbewegungen auf. Diese Daten sind ein klarer Indikator dafür, dass der Teide ein aktiver Vulkan ist, der unter ständiger wissenschaftlicher Beobachtung steht. Die geologische Aktivität auf den Kanarischen Inseln ist ein bekanntes Phänomen. Der jüngste große Ausbruch war der des Vulkans Tajogaite auf La Palma im Jahr 2021, der 85 Tage andauerte und über 1.200 Hektar Land verwüstete. Zuvor sorgte der Unterwasservulkan vor El Hierro im Jahr 2011 für eruptive Aktivität.
Seismische Schwärme als Mahnung
Auch auf Teneriffa erinnern jüngste Ereignisse wie der seismische Schwarm im Juni 2024 in Vilaflor daran, dass die Insel geologisch aktiv ist. Für einen vulkanischen Archipel wie die Kanaren lautet die Frage nicht, ob es zu einem Ausbruch kommt, sondern wann. Besonders die Schwärme am Teide im August, mit über 700 Beben in weniger als 10 Kilometern Tiefe, sind im Jahr 2025 bisher ohne Beispiel, obwohl sie die sechste derartige Episode seit 2016 in derselben Region darstellen. Laut dem Kanarischen Vulkanologischen Institut (Involcan) wird die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs auf den Kanarischen Inseln in den nächsten 50 Jahren auf 30 bis 40 Prozent geschätzt.
Was die Daten wirklich bedeuten
Trotz der intensiven seismischen Aktivität geben IGN und Involcan vorerst Entwarnung. Es wurden keine unmittelbaren Anzeichen für einen bevorstehenden Ausbruch beobachtet, wie etwa signifikante Geländeverformungen oder nennenswerte Emissionen von Vulkangasen. Seit 2016 wird jedoch ein Muster beobachtet, das einen diffusen Anstieg von CO₂ im Krater und eine leichte Geländeverformung im nordöstlichen Sektor des Teide-Pico Viejo-Komplexes kombiniert. Die Wissenschaftler erklären, dass die Bebenschwärme Gesteinsbrüche und die Bewegung hydrothermaler Flüssigkeiten widerspiegeln. Diese Prozesse sind mit einer Druckbeaufschlagung des vulkanisch-hydrothermalen Systems durch die Injektion magmatischer Flüssigkeiten verbunden. Entscheidend sei jedoch nicht die Anzahl der Beben, sondern das Ausbleiben jener Warnindikatoren, die anderen Eruptionen wie der des Tajogaite vorausgingen.
Krisenübung zur Stärkung der Vorsorge
Um die Vorbereitung auf den Ernstfall zu optimieren, leitet die Notfallrätin des Cabildo, Blanca Pérez, die Übung im September 2025. Ziel ist es, Schwachstellen im vulkanischen Risikoplan zu identifizieren und die Reaktionsfähigkeit zu verbessern. Der Direktor für Nothilfe, Iván Martín, erklärte, dass der Haupttest am 26. September in Garachico stattfinden wird – eine Stadt, die durch den historischen Ausbruch von 1706 geprägt ist. An der Übung werden zahlreiche Sicherheits- und Notfallorgane teilnehmen, darunter Guardia Civil, Nationalpolizei, die Militärische Nothilfeeinheit (UME), die Marine und die Flughafenbetreiber, um eine nahtlose Koordination von Land-, Luft- und Seeressourcen zu gewährleisten. Während der Teide also weiter vibriert, stärkt diese internationale Übung die Prävention und erinnert daran, dass ein Vulkan auf den Kanaren niemals vollständig schläft.
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