Sterben Sie nicht hier, Señor! Diese spanische Stadt verwandelte den Tod in ein Verbrechen

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Sterben Sie nicht hier, Señor! Diese spanische Stadt verwandelte den Tod in ein Verbrechen
Bild: KI

Stellen Sie sich einen Ort vor, so friedlich und auf das Leben ausgerichtet, dass selbst der Tod unerwünscht ist. Das ist keine Fiktion, sondern Realität in Lanjarón, einer idyllischen Bergstadt in Südspanien. Mit rund 3.500 Einwohnern ist dieser Ort nicht nur für sein heilendes Mineralwasser bekannt, sondern auch für ein Gesetz, das seit 1999 das Sterben offiziell verbietet. Ein Erlass, schwarz auf weiß, der besagt: „Es ist verboten, in Lanjarón zu sterben.“

Ein Friedhof am Limit: Die skurrile Geschichte hinter dem Gesetz

Die Ursprünge dieses bizarren Gesetzes sind ebenso pragmatisch wie genial. Im Jahr 1999 stand der damalige Bürgermeister, José Rubio, vor einem ernsten Problem: Der städtische Friedhof war bis auf den letzten Platz belegt. Während die Regionalregierung bei der Genehmigung für eine Erweiterung zögerte, wusste die Stadt nicht mehr, wohin mit ihren Verstorbenen. In einem Akt politischer Verzweiflung und dramaturgischem Geschick tat Rubio das einzig logische: Er erklärte den Tod für illegal.

Dieser Schritt war weniger ein dystopischer Eingriff in die Natur als vielmehr ein genialer PR-Schachzug. Ein lauter, satirischer Hilferuf, der die Aufmerksamkeit der Medien und der übergeordneten Behörden auf das Problem lenken sollte. Die Einheimischen verstanden den Witz, doch die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer und machte Lanjarón über Nacht weltberühmt.

Vom makabren Verbot zum blühenden Wellness-Paradies

Natürlich wurde nie jemand bestraft, weil er das Zeitliche gesegnet hat. Das Gesetz war ein symbolischer Akt, der seine Wirkung nicht verfehlte. Auch wenn es bis heute unklar ist, ob die ersehnte Friedhofserweiterung jemals in vollem Umfang realisiert wurde, hat die Stadt eine viel wertvollere Währung gewonnen: Legendenstatus.

Heute profitiert Lanjarón, in der Provinz Granada gelegen, enorm von dieser Geschichte. Der Ort hat sich zu einem blühenden Zentrum für Gesundheit und Wellness entwickelt. Mit seinen berühmten Mineralquellen, der klaren Bergluft und einem Spa-Angebot, das internationalen Vergleichen standhält, zieht Lanjarón Touristen an, die nach Erholung und Langlebigkeit suchen. Das alte Gesetz „Du darfst hier nicht sterben“ wirkt dabei fast wie ein perfekt passender Markenslogan. Social-Media-Creator auf TikTok und Reiseblogger haben die Geschichte wiederbelebt und in virales Gold verwandelt.

Kein Einzelfall: Wo das Sterben sonst noch verboten ist

Lanjarón ist mit seiner ungewöhnlichen Gesetzgebung nicht allein. An anderen Orten der Welt gibt es ähnliche Verbote aus unterschiedlichen Gründen:

  • Longyearbyen, Norwegen: Hier ist das Sterben verboten, weil die Leichen im Permafrost nicht verwesen. Unheilbar Kranke werden gebeten, zum Sterben auf das Festland zu reisen, um die Verbreitung von Viren aus konservierten Körpern zu verhindern.
  • Sellia, Italien: Um der Entvölkerung entgegenzuwirken, erließ der Bürgermeister 2015 ein Gesetz, das den Tod für illegal erklärte und die Bürger zu regelmäßigen Gesundheitschecks verpflichtete.
  • Biritiba Mirim (Brasilien) und Falciano del Massico (Italien): Ähnlich wie in Lanjarón führten auch hier überfüllte Friedhöfe zu einem offiziellen Sterbeverbot.

Im Zeitalter des Biohackings und der Suche nach der ewigen Jugend hat Lanjarón unbeabsichtigt den ultimativen Trend gesetzt. Die Botschaft ist poetisch und simpel zugleich: Vergiss Pillen und teure Therapien. Lebe einfach. Denn hier ist es Gesetz.


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