Eine beispiellose Verschiebung prägt die spanische Automobilproduktion im ersten Halbjahr 2025. Erstmals laufen mehr Hybridfahrzeuge vom Band als Diesel-Pkw. Dieser Wandel, angetrieben durch strenge EU-Vorgaben, zeichnet ein neues Bild der Mobilität, während der Gebrauchtwagenmarkt seine eigenen Regeln schreibt.
Die neue Ära der Produktion: Hybride auf der Überholspur
Der Übergang zu einer saubereren Mobilität beschleunigt sich in Spanien in einem atemberaubenden Tempo. Die neuesten Daten des Arbeitgeberverbands Anfac für die erste Hälfte des Jahres 2025 belegen einen historischen Meilenstein: Mit einem Produktionsanteil von 31,7 % haben Hybridfahrzeuge den Diesel (21,5 %) erstmals überholt. Dieser Wandel markiert den niedrigsten Stand für Dieselfahrzeuge seit Jahren. Die überwältigende Mehrheit dieser neuen Generation von Fahrzeugen, nämlich 26,6 % der Gesamtproduktion, sind dabei Nicht-Plug-in-Hybride.
Der Druck aus Brüssel formt den Markt neu
Diese Trendwende ist kein Zufall, sondern eine direkte Folge der Umweltauflagen der Europäischen Union. Die Hersteller stehen unter massivem Druck, ihre Produktionslinien umzustellen. Dies betrifft nicht nur den Diesel, dessen Produktion von fast einer Million Einheiten im Jahr 2019 auf dramatisch niedrigere Zahlen gefallen ist. Auch die Herstellung von Benzinfahrzeugen bricht ein: Bis Juni 2025 sank die Produktion um 34 % auf 493.613 Einheiten im Vergleich zu 746.000 im Vorjahreszeitraum. Die Botschaft ist klar: Es werden nicht mehr Diesel und Benziner verkauft, weil sie schlichtweg weniger produziert werden, um den drohenden Strafzahlungen aus Brüssel zu entgehen.
Katalonien als Vorreiter der Elektromobilität
Die Elektrifizierungswelle zeigt sich nicht nur in den Fabrikhallen, sondern auch auf den Straßen. Besonders Katalonien erweist sich als treibende Kraft. Im Juli entfielen beeindruckende 40 % aller Zulassungen von Plug-in-Fahrzeugen (reine Elektroautos und Plug-in-Hybride) in Spanien auf diese Region. Mit 9.066 Einheiten wurde der Vorjahresmonat um 2.551 Fahrzeuge übertroffen.
Das Ziel 2035: Eine emissionsfreie Zukunft
Die Marschroute der EU ist unmissverständlich: Ab 2035 soll der Verkauf von Neuwagen mit Kohlendioxidausstoß verboten sein. Die “Clean Air For Europe” (CAFE)-Verordnung fordert von den Herstellern, bis 2025 einen Anteil an Elektrofahrzeugen von 20-22 % in Europa zu erreichen. Ein Ziel, das bei Nichterreichung Strafen in Höhe von bis zu 15.000 Millionen Euro nach sich ziehen kann. Um den Druck etwas zu mindern, hat Brüssel im März protektionistische Maßnahmen eingeführt, die es Herstellern ermöglichen, Bußgelder zu vermeiden, wenn sie Emissionsüberschreitungen bis 2027 ausgleichen.
Der Gebrauchtwagenmarkt: Ein Spiegelbild des Wandels
Auch der Markt für Gebrauchtfahrzeuge bleibt von diesen Entwicklungen nicht unberührt. Die Verkaufszahlen stiegen im Juli um 5,8 % auf 225.380 Einheiten. Elektrifizierte Fahrzeuge gewinnen hier zwar an Boden, ihr Anteil ist mit 2,7 % aber noch bescheiden.
Interessant ist die Preisentwicklung: Während Gebrauchtwagen im Juli einen Rekordwert mit einem Plus von 8,7 % gegenüber dem Vorjahr erreichten, zeigt sich bei den Antriebsarten ein differenziertes Bild. Benziner kletterten auf durchschnittlich 17.220 Euro (+8,3 %), Diesel auf 14.095 Euro (+5,5 %). Im Gegensatz dazu fielen die Preise für elektrifizierte Modelle auf 30.553 Euro (-6,4 %). Diese Zahlen bestätigen: Obwohl die Zukunft elektrisch ist, dominieren konventionelle Motoren weiterhin die spanische Fahrzeugflotte, insbesondere im erschwinglichen Gebrauchtwagensegment.
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