Spaniens Tourismus-Wende: Weniger Deutsche, Briten und Franzosen trotz neuer Rekordzahlen

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Briten und Deutsche: Die Könige des Tourismus in Spanien
Bild: KI

Ein neuer Rekord, der gleichzeitig ein Alarmsignal ist: Die neuesten Zahlen des Nationalen Statistikinstituts (INE) zum Auslandstourismus in Spanien zeichnen ein komplexes Bild. Einerseits feiert das Land mit fast 11 Millionen internationalen Besuchern im Juli einen historischen Höchststand. Andererseits zeigen sich jedoch erste Risse im Fundament des nachpandemischen Tourismusbooms. Zum ersten Mal seit der Pandemie sind die Ankünfte und Ausgaben der drei wichtigsten Herkunftsländer – Deutschland, das Vereinigte Königreich und Frankreich – gleichzeitig gesunken.

Ein Rekord mit deutlichen Warnsignalen

Die “Dreifaltigkeit” des spanischen Tourismus, bestehend aus dem Vereinigten Königreich, Deutschland und Frankreich, die allein im Vorjahr für 39 % aller ausländischen Besucher verantwortlich war, schwächelt. Im Juli verzeichnete Spanien einen Rückgang von 2 % bei den Ankünften aus dieser entscheidenden Gruppe, während deren Ausgaben um 1,1 % sanken. Ein solcher doppelter Rückgang innerhalb eines Monats wurde seit 2018 nicht mehr beobachtet, wenn man das Ausnahmejahr 2020 außer Acht lässt. Dieser besorgniserregende Trend konnte nur durch eine starke Zunahme von Touristen aus anderen Ländern wie Irland, den Niederlanden, Portugal, aber auch aus Übersee wie den USA, China und Argentinien, ausgeglichen werden.

Deutschlands Urlauber auf dem Rückzug: Besonders die Balearen und Katalonien betroffen

Besonders deutlich wird der negative Trend beim Blick auf den deutschen Markt. Im Juli 2025 kamen 1.185.055 Touristen aus Deutschland nach Spanien, das sind rund 60.000 weniger als im Vorjahresmonat. Dieser Rückgang von 4,8 % ist signifikant und trifft vor allem die bei Deutschen beliebtesten Reiseziele hart. Die Balearen verzeichneten einen Einbruch von 8,5 % (58.000 Besucher weniger), während in Katalonien sogar 19,5 % weniger deutsche Reisende ankamen (38.300 weniger). Lediglich die Kanarischen Inseln, Andalusien und die Valencianische Gemeinschaft konnten Zuwächse verbuchen und den Gesamtrückgang etwas abfedern.

Französischer Tourismus bricht ein, Briten stagnieren

Auch aus Frankreich kamen mit einem Minus von 3,1 % spürbar weniger Besucher (50.518 weniger). Der Rückgang konzentrierte sich hier massiv auf die Valencianische Gemeinschaft, die ein Viertel ihrer französischen Gäste verlor (-25 %), und auf Madrid mit einem dramatischen Einbruch von 40 %.

Das Vereinigte Königreich, der wichtigste einzelne Herkunftsmarkt, zeigt sich stabiler, aber keineswegs dynamisch. Mit einem zaghaften Anstieg von 0,7 % (14.677 zusätzliche Besucher) kann hier eher von einer Stagnation als von Wachstum gesprochen werden. Eine detailliertere Analyse offenbart auch hier regionale Verschiebungen: Während Katalonien einen deutlichen Verlust von 16 % bei britischen Ankünften hinnehmen musste, profitierten Andalusien und die Balearen von einem Zuwachs.

Ist dies das Ende des Nach-Pandemie-Booms?

Es ist noch zu früh, um von einer endgültigen Trendwende zu sprechen. Die Daten für den August, die am 2. Oktober erwartet werden, werden entscheidend sein, um den Sommer abschließend zu bewerten. Doch die Signale, insbesondere aus den wirtschaftlich angeschlagenen Ländern Deutschland und Frankreich, sind nicht zu übersehen. Verstärkt wird diese Entwicklung durch rückläufige Zahlen aus weiteren wichtigen europäischen Märkten wie Belgien (-50.105), der Schweiz (-36.760) und Österreich (-28.944). Der spanische Tourismus, obwohl er weiterhin Rekorde bricht, steht vor der Herausforderung einer sich verändernden Gästestruktur und einer möglichen Abkühlung seiner traditionell stärksten Märkte.


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