Der Überlebenskampf für Selbstständige in Spanien wird immer härter. Neben einer ohnehin schon hohen steuerlichen und bürokratischen Last, die viele als erdrückend empfinden, entwickelt sich die Miete für Geschäftsräume zu einer existenziellen Bedrohung. Eine aktuelle Erhebung zeigt ein alarmierendes Bild: Ein Großteil der Kleinunternehmer muss einen erheblichen Teil seiner Einnahmen allein für die Miete aufwenden, was den wirtschaftlichen Spielraum dramatisch einschränkt.
Die erdrückende Last der Mietkosten
Neue Daten des von der Selbstständigenorganisation Uatae geförderten Observatoriums für selbständige Arbeit belegen die prekäre Lage. Demnach geben 43 Prozent der Selbstständigen zwischen 25 und 50 Prozent ihres monatlichen Nettoeinkommens allein für die Miete ihrer Geschäftsräume aus. Diese Zahlen malen ein düsteres Bild für den spanischen Mittelstand. Die Organisation bezeichnet es als “alarmierend”, dass Tausende von Unternehmern gezwungen sind, ihre Tätigkeit “unter ständigem wirtschaftlichen Druck” aufrechtzuerhalten. Investitionen, Rücklagenbildung oder Wachstum rücken so in weite Ferne.
“In den meisten Fällen sind diese Zahlungen nicht optional. Wer sie nicht übernehmen kann, muss einfach schließen”, bringt es María José Landaburu, die Generalsekretärin von Uatae, auf den Punkt. Sie betont, dass es sich hierbei nicht um ein vorübergehendes, sondern um ein strukturelles Problem handelt. “Wir warnen seit Jahren davor, dass der Anstieg der Mietpreise, vor allem in den angeschlagenen Ballungsräumen, zu einer der Hauptbedrohungen für die Selbstständigkeit und den lokalen Handel geworden ist”, so Landaburu weiter.
Verdrängung durch unfairen Wettbewerb
Verschärft wird die Situation durch den unfairen Wettbewerb, der von großen Investmentfonds und Handelsketten ausgeht. Diese finanzstarken Akteure treiben die Preise für Gewerbeimmobilien in begehrten Lagen in die Höhe. Die Folge: “Kleine traditionelle Unternehmen werden zerstört und Viertel und Städte ihrer Identität beraubt”, warnt Uatae. Wenn zwischen einem Viertel und der Hälfte des Einkommens direkt an den Vermieter fließt, sei eine wirtschaftliche Tätigkeit kaum aufrechtzuerhalten. “Wenn ein Geschäft schließt, weil sich seine Miete verdreifacht hat, ist das kein Wachstum, sondern eine Vertreibung”, schließt Landaburu.
Auch die Gewerkschaft der Freiberufler und Selbständigen (UPTA) schlägt Alarm und prangert den “zunehmend erdrückenden und unverhältnismäßigen” Steuerdruck an, der von der staatlichen Steuerverwaltungsbehörde (AET) ausgeübt wird. Die Kombination aus explodierenden Mieten und einer hohen Abgabenlast zwingt viele Selbstständige in Spanien, das Handtuch zu werfen und ihr Geschäft aufzugeben.
Abonniere unseren Newsletter