Spaniens Regierung geht in die Sommerpause: Ein Dekret-Desaster und politische Warnsignale

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Spaniens Regierung geht in die Sommerpause: Ein Dekret-Desaster und politische Warnsignale
ID 46538444 | Beach © Presse750 | Dreamstime.com

Die spanische Regierung verabschiedet sich in die wohlverdiente Sommerpause, doch die letzte Plenarsitzung im Kongress hinterlässt einen faden Beigeschmack. Trotz einer beeindruckenden Bilanz von sieben gewonnenen Abstimmungen von acht, musste die Exekutive einen herben Rückschlag einstecken, der weitreichende Konsequenzen haben könnte: Das wichtige Anti-Blackout-Dekret wurde überraschend gekippt. Dieser Vorfall wirft ein Schlaglicht auf die anhaltende Instabilität und die fragilen Allianzen in der aktuellen Legislaturperiode.

Das Anti-Blackout-Dekret: Gescheitert vor der Sommerpause

Das vor etwas mehr als einem Monat verabschiedete Anti-Blackout-Dekret sollte die dringend benötigten Maßnahmen zur Stärkung des spanischen Stromsystems nach dem großen Stromausfall vom 28. April umsetzen. Ziel war es, die Transparenz zu erhöhen und das Engagement für erneuerbare Energien in einer kritischen Phase zu bekräftigen, in der Großinvestoren zögern, auf grüne Energien in Spanien zu setzen. Experten und Branchenquellen warnten eindringlich, dass ein Scheitern des Dekrets den Verlust von rund 3 Milliarden Euro an potenziellen Investitionen bedeuten könnte. Doch diese Warnungen fanden bei einem ungewöhnlichen Oppositionsblock kein Gehör.

Ein ungewöhnliches Bündnis der Opposition

In einer überraschenden Allianz stimmten PP, Vox, Unión del Pueblo Navarro, Junts, Podemos, die BNG und ein eigensinniger Abgeordneter von Sumar mit insgesamt 183 Stimmen gegen das Dekret. Dieses bemerkenswerte Zusammenspiel unterschiedlicher politischer Lager, die selten gemeinsame Sache machen, sandte ein klares Warnsignal an die Koalitionsregierung aus PSOE und Sumar. Es zeigte einmal mehr, wie zerbrechlich die politische Landschaft in Spanien ist und wie schnell sich Ad-hoc-Bündnisse gegen die Exekutive formieren können.

Die dritte Vizepräsidentin und Ministerin für den ökologischen Wandel, Sara Aagesen, hatte in ihrer Verteidigungsrede eindringlich an die “Verantwortung und hohe Vision” aller Fraktionen appelliert und betont, dass das Dekret die meisten Empfehlungen der nach dem 28. April beauftragten Experten sowie zahlreiche Vorschläge aus Dialogen mit verschiedenen Gruppen aufgenommen habe. Doch weder die PP noch Podemos wollten sich an diesen Gesprächen beteiligen.

Warum das Scheitern? Politische Machtspiele statt Sachpolitik

Die Gründe für die Ablehnung des Anti-Blackout-Dekrets waren vielfältig, aber überwiegend politisch motiviert. Die PP rechtfertigte ihren Widerstand mit dem Vorwurf, dass es nach dem landesweiten Stromausfall keine Rücktritte oder Konsequenzen gegeben habe. Sie kündigte zudem an, einen eigenen Gesetzentwurf zur Sicherstellung von Energieinvestitionen vorzulegen. Dies unterstreicht den Wunsch der Konservativen, die Regierung vor der Sommerpause eine parlamentarische Niederlage zuzufügen.

Junts bekräftigte seine Ablehnung, die auch die Abschlagszahlungen für die autonomen Regionen betraf, mit der Begründung, dass keine “Blankoschecks” ausgestellt würden und ernsthafte Verhandlungen nötig seien. Ihre Sprecherin Miriam Nogueras warnte die Regierung zudem erneut, die Anwendung des Amnestiegesetzes sicherzustellen.

Podemos sah in der Ablehnung des Dekrets eine Möglichkeit, die Regierung für die angebliche Verdeckung von Verantwortlichkeiten der großen Energiekonzerne zu kritisieren. Der BNG-Abgeordnete Néstor Rego bekräftigte diese Position und prangerte an, dass das Dekret den großen Elektrizitätsunternehmen zu viel Macht gebe und ein nicht nachhaltiges Modell fördere. Auch ein Abgeordneter von Sumar, Jorge Pueyo von der Chunta Aragonesista, stimmte dagegen, um Aragón vor den Interessen der großen Energieunternehmen zu schützen.

Ein Teilerfolg: Die Abschlagszahlungen an die Autonomien

Trotz des Rückschlags beim Anti-Blackout-Dekret konnte die Regierung einen wichtigen Erfolg verbuchen: Die Bestätigung des königlichen Erlasses zur Erleichterung der Abschlagszahlungen an die autonomen Gemeinschaften wurde mit überwältigender Mehrheit angenommen. Die Erste Vizepräsidentin und Finanzministerin, María Jesús Montero, lobte die Rekordsummen von 21,518 Millionen Euro, die durch das neue Beitragssystem zur Verfügung gestellt werden, ohne die autonomen Regionen in die Verschuldung zu treiben. Dieser Erfolg milderte die Wahrnehmung der Niederlage, auch wenn der Beigeschmack des gescheiterten Dekrets bestehen bleibt.

Die spanische Regierung begibt sich nun in die Sommerferien, mit 42 Gesetzen und Dekreten in der Tasche, aber auch mit der Gewissheit, dass die politische Landschaft in der kommenden Legislaturperiode weiterhin von Instabilität und herausfordernden Allianzen geprägt sein wird. Der Kampf um die Zukunft der Energieversorgung und die politischen Machtspiele werden nach dem Sommer mit neuer Intensität fortgesetzt.


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