Spaniens politische Lage: Sieben von zehn Spaniern besorgt – Wohnungsnot und Korruption im Fokus

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Spaniens politische Lage: Sieben von zehn Spaniern besorgt – Wohnungsnot und Korruption im Fokus
Bild: KI

Eine aktuelle GAD3-Umfrage beleuchtet die tiefe Besorgnis der spanischen Bevölkerung über die politische Situation des Landes. Fast sieben von zehn Spaniern (69,8%) empfinden die politische Lage als “schlecht” oder “sehr schlecht”. Dies unterstreicht die anhaltenden Spannungen, die das Abgeordnetenhaus prägen und eine Atmosphäre der Uneinnehmbarkeit schaffen.

Polarisierung und Stillstand: Ein Blick hinter die Kulissen

Die Plenarsitzungen spiegeln die zunehmende Polarisierung wider, die die spanische Politik in den letzten Jahren kennzeichnete und sich in den letzten Monaten noch verschärft hat. Während die Rechte die Politik von Pedro Sánchez und die PSOE der “Degeneration” und “Korruption” bezichtigt, wirft die Linke der Opposition vor, Krisen zu “verstärken” und einen “Armband”-Patriotismus zu pflegen.

Die aktuelle Legislaturperiode, die kurz vor der Halbzeit steht und zunehmend ein Vorwahlaroma verströmt, ist von Stillstand geprägt. Die von PSOE und Sumar geführte Exekutive regiert das zweite Jahr in Folge ohne Gesamthaushalt – ein Zustand, der zuletzt nur von Felipe González im Jahr 1996 übertroffen wurde, als dies zu vorgezogenen Wahlen führte. Die interne Spaltung innerhalb der Opposition und die zähen Verhandlungen mit Parteien wie Junts oder Podemos tragen ebenfalls zur angespannten Lage bei.

Historische Tiefpunkte und wirtschaftlicher Optimismus

Die aktuelle Unzufriedenheit über die politische Situation erreicht einen der höchsten Werte der letzten vier Jahre, wenn auch nicht das Niveau vom Juli 2021, als die Regierung Sánchez ihre größte Krise erlebte. Damals sahen 73,1% der Spanier die Lage als “schlecht” oder “sehr schlecht” an. Im Gegensatz dazu bewerten lediglich 8% der Befragten die politische Situation als “gut” oder “sehr gut”, einer der drei niedrigsten Werte seit über drei Jahren.

Hinsichtlich der wirtschaftlichen Situation zeigt sich ein verhaltener Optimismus. Obwohl die Mehrheit (41,8%) die Wirtschaftslage seit Sommer 2021 weiterhin als “schlecht” oder “sehr schlecht” einschätzt, sehen 34,4% sie als “regelmäßig” und immerhin 23,8% als “gut” oder “sehr gut” an.

Wohnungsnot: Die größte Sorge der Spanier

Die Wohnungsfrage hat sich mit 36% der Nennungen als größtes Problem der Spanier etabliert und übertrifft damit sogar die Korruption. Fast neun von zehn Befragten (86%) sind der Meinung, dass sich der Zugang zu Wohnraum in den letzten fünf Jahren verschlechtert hat. Die Besorgnis ist parteiübergreifend hoch, was die Dringlichkeit dieses Problems unterstreicht. Die vertikale Eskalation der Immobilienpreise zwingt junge Menschen dazu, durchschnittlich 16 Jahre zu arbeiten, um eine Anzahlung für ein Haus zu leisten, während sie gleichzeitig 20% ihres Monatsgehalts sparen müssen. In Hotspots wie den Balearen steigt dieser Wert auf 33 Jahre, in Madrid auf 25 Jahre.

Korruption und Arbeitsmarkt: Gemischte Gefühle

Auch die Korruption bleibt ein zentrales Thema. Mehr als 60% der Spanier sind der Meinung, dass sich die Korruption verschlimmert hat, während nur 9% eine Verbesserung feststellen. Die Meinungsspaltung ist hier ideologischer Natur: Während 88% der Wähler von PP und Vox eine Verschlechterung sehen, stellen 45% der PSOE-Wähler eine Verbesserung fest.

Die Beschäftigungssituation, die sechstgrößte Sorge des Landes, zeigt ebenfalls gemischte Gefühle. Obwohl Spanien im April die niedrigste Arbeitslosenzahl seit Juli 2008 (2,5 Millionen) verzeichnete, ist fast die Hälfte (46%) der Befragten der Meinung, dass sich die Situation verschlechtert hat. Nur ein Viertel (24%) stellt eine Verbesserung fest. Auch die Qualität der öffentlichen Dienstleistungen wird mehrheitlich als verschlechtert angesehen (53%), insbesondere von Wählern der rechten Parteien.


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