Spaniens Luftfahrt wird digital: Der erste Fernsteuer-Tower in Vigo sorgt für Debatten

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Spaniens Luftfahrt wird digital: Der erste Fernsteuer-Tower in Vigo sorgt für Debatten
Bild: KI

Die Digitalisierung des Luftraums in Spanien schreitet voran: Am 15. Juni 2025 startete in Vigo der erste Linienflug, dessen Abwicklung komplett über einen digitalen Kontrollturm erfolgte. Dieser historische Moment, bei dem Fluglotsen den Verkehr via hochauflösende Kameras und Bildschirme steuerten, markiert einen bedeutenden Schritt in der zivilen Luftfahrt des Landes.

Vigo als Vorreiter der digitalen Luftfahrt

Die staatliche Flughafenbehörde AENA feiert das neue System als technologischen Durchbruch, der die Effizienz und Sicherheit im Flugverkehr steigern soll. In der aktuellen Testphase wird der digitale Tower in Vigo nur zu verkehrsarmen Zeiten eingesetzt. Ein traditioneller Kontrollturm bleibt weiterhin besetzt, um bei Bedarf manuell eingreifen zu können. Das System nutzt 14 fest installierte 360-Grad-Kameras und fünf bewegliche Kameras, um eine lückenlose Überwachung des Rollfelds zu gewährleisten. Laut AENA und der zuständigen Aufsichtsbehörde AESA können alle Flugtypen, einschließlich Notfall-, Rettungs- und Sanitätsflüge, wie gewohnt abgewickelt werden.

Kontroversen und Bedenken: Sicherheit und Arbeitsplätze im Fokus

Die Einführung des digitalen Kontrollturms stößt jedoch auf Widerstand. Gewerkschaften, insbesondere die Fluglotsengewerkschaft USCA, äußern ernste Bedenken hinsichtlich der Sicherheit. Sie warnen, dass das System unter bestimmten Wetterbedingungen oder bei der Steuerung kleinerer Flugzeuge möglicherweise nicht zuverlässig genug sei. Dies könnte Einschränkungen für wichtige Dienste wie Löschflugzeuge, Krankentransporte und maritime Rettungseinsätze bedeuten und zu Verzögerungen im regulären Linienverkehr führen.

Besondere Sorge herrscht in A Coruña, wo die Befürchtung wächst, dass der dortige Tower ebenfalls durch Fernsteuerung ersetzt werden könnte, insbesondere im Falle von Umbauarbeiten am Flughafen. Obwohl AENA entsprechende Pläne dementiert, bleibt die Unsicherheit bestehen.

Fluglotsen im Kreuzfeuer der öffentlichen Meinung

Der Beruf des Fluglotsen in Spanien ist seit Jahren Gegenstand öffentlicher Diskussionen, nicht zuletzt aufgrund der in der Vergangenheit extrem hohen Gehälter. Eine Reform im Jahr 2010 führte zu Arbeitszeit- und Gehaltskürzungen, doch Fluglotsen gehören weiterhin zu den bestbezahlten Beschäftigten im öffentlichen Sektor, oft über dem Niveau erfahrener Chirurgen. Diese Diskrepanz führt dazu, dass gewerkschaftliche Forderungen und Sicherheitswarnungen häufig auf Skepsis in der Bevölkerung stoßen.

Trotz der Kritik hält AENA an der vollständigen Implementierung des Systems in Vigo bis Ende 2025 fest. Die Digitalisierung des Flugverkehrs wirft grundlegende Fragen auf: Wie viel Vertrauen kann in die Automatisierung im sensiblen Bereich der Luftfahrt gesetzt werden, und welche Auswirkungen hat dieser technologische Wandel auf die betroffenen Arbeitsplätze?


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