Spanien steht vor einer bahnbrechenden Neuerung im Kultursektor. Das Ministerium für Arbeit und Sozialwirtschaft und das Kulturministerium haben gemeinsam einen Königlichen Erlass vorgestellt, der weitreichende Änderungen für Künstler, Techniker und Hilfskräfte in den darstellenden, audiovisuellen und musikalischen Künsten mit sich bringt. Diese Verordnung, die eine wesentliche Weiterentwicklung des Künstlerstatuts darstellt, zielt darauf ab, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und auf die Herausforderungen der modernen Welt zu reagieren. Besonders im Fokus stehen dabei die Regulierung der Arbeit von Minderjährigen in sozialen Netzwerken, die Einschränkung generativer Künstlicher Intelligenz (KI) und die Einführung eines Datenschutzkoordinators im künstlerischen Sektor.
Schlüsselreformen für die Kulturbranche: Eine Notwendigkeit in der digitalen Ära
Ministerin Yolanda Díaz und Minister Ernest Urtasun präsentierten den Entwurf bei der Ortega-Marañón-Stiftung in Madrid. Sie betonten, dass die Aktualisierung des Königlichen Dekrets 1435/85, das aus dem Jahr 1985 stammt, längst überfällig war. „Die Norm ist die Arbeitsreform der Kulturwelt“, so Yolanda Díaz. „Ein Text aus dem Jahr ’85 wird geändert, als es noch keine privaten Fernsehgeräte gab, es gab keine sozialen Netzwerke, es gab keine künstliche Intelligenz, es gab nichts wie das, was wir heute haben. Daher ist der Schritt, den wir heute unternehmen, der Schlüssel zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Kulturwelt in Spanien.“ Dieser Erlass, der innerhalb von 30 Tagen in die öffentliche Konsultation geht, wurde nach intensiven Verhandlungen mit dem Kultursektor „mit brutaler Intensität“ vorangetrieben.
Schutz der Intimität: Die Rolle des Datenschutzkoordinators
Eine der innovativsten Neuerungen des Textes ist die Einführung der Koordination der Intimität. Diese Person wird künftig bei der Vorbereitung und dem Filmen jeder intimen Szene anwesend sein, um die Grenzen und das Einverständnis der Künstler zu schützen. Yolanda Díaz hob die Bedeutung dieser Maßnahme hervor: „Dies wird gesetzlich vorgeschrieben sein, es wird nicht vom guten Willen von irgendjemandem abhängen. Viele Jahre lang mussten Schauspielerinnen sexuelle Szenen aufnehmen, ohne dass jemand ihre Zustimmung garantierte, und manchmal unter sehr unzulänglichen Bedingungen bei Dreharbeiten mit Druck, und jetzt kommt diese Figur endlich.“ Díaz erinnerte in diesem Zusammenhang an die “streitsüchtige und protestierende” Marisa Paredes, die sich stets für die Rechte der Künstler einsetzte.
Neue Regeln für Kinderarbeit: Schutz vor Ausbeutung im digitalen Raum
Ein weiterer zentraler Punkt des Königlichen Erlasses ist die umfassende Regelung der Arbeit von Minderjährigen in künstlerischen Aktivitäten. Ziel ist es, deren Rechte zu stärken und Missbrauch sowie unlauteren Wettbewerb zu verhindern. Der Erlass schließt die Arbeit von Minderjährigen zu Hause oder als Selbstständiger ausdrücklich aus. Lediglich die Arbeit als Angestellter ist erlaubt, wobei je nach Alter Höchstarbeitszeiten festgelegt werden. Es wird außerdem sichergestellt, dass die schulische Ausbildung sowie Freizeit und persönliche Entfaltung Vorrang haben. „Wir haben endlich die Kinderarbeit geregelt“, erklärte Díaz. „So wie wir heute in der industriellen Welt keine Kinder mehr sehen, sehen wir Minderjährige, die von ihren Zimmern aus arbeiten, um Werbung zu machen oder Videos aufzunehmen. Kinderarbeit, die als Freiheit getarnt ist, kann nicht mehr geleistet werden, der Einsatz von Minderjährigen, als wären sie erwachsene Arbeiter, ist vorbei. Wir werden ihre Rechte garantieren.“
Künstliche Intelligenz: Dem “Raubvogel” Grenzen setzen
Besondere Beachtung findet auch die Regulierung der Künstlichen Intelligenz (KI). Die Ministerin bedauerte, dass generative KI bisher wie ein „Raubvogel“ agiert und sich im „Dschungel einer Welt ohne Regeln“ bewegt habe. Der neue Königliche Erlass soll der „missbräuchlichen“ Verwendung von generativer KI entgegenwirken und sicherstellen, dass Kultur nicht auf Algorithmen oder Daten reduziert wird. Ernest Urtasun betonte, dass das Künstlerstatut das „Fahrrad der Kulturwelt“ sei: „Wenn es keine guten Bedingungen gibt, wird uns die Unsicherheit zersetzen, und deshalb ist es wichtig, voranzukommen.“ Die Ministerin schloss mit den Worten: „Kultur fällt nicht vom Himmel, sie wird nicht improvisiert, sie wird nicht verschenkt, sie wird nicht geklont: Sie ist die Frucht von Tausenden von Menschen, die wunderbare und grundlegende Arbeit leisten und die Rechte haben müssen.“
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