Spanien altert in einem unaufhaltsamen Tempo. Jede sieben Minuten kommt ein neuer Rentner hinzu, was sich auf täglich fast 220 Personen summiert. Diese Entwicklung treibt das Durchschnittsalter der Ruheständler stetig nach oben und legt die wachsenden regionalen Ungleichgewichte innerhalb des Landes schonungslos offen. Das Rentensystem steht vor einer Zerreißprobe.
Die unaufhaltsame Zunahme: Ein Blick auf die aktuellen Zahlen
Die neuesten Daten der Sozialversicherung vom Juni zeichnen ein klares Bild: In Spanien gibt es 6.473.360 Rentner. Diese Gruppe, bestehend aus 3.838.874 Männern und 2.634.467 Frauen, hat ein Durchschnittsalter von 75 Jahren und 18 Tagen erreicht. Die durchschnittliche Rente beläuft sich auf 1.506 Euro pro Monat, wobei Männer mit 1.722,56 Euro deutlich mehr erhalten als Frauen mit 1.200,86 Euro.
Der Zuwachs ist dramatisch. Allein in den letzten sechs Monaten wuchs die Zahl der Rentner um 39.703 Personen (0,62 %). Blickt man fünf Jahre zurück, sind es 528.857 mehr (+8,9 %), und in den vergangenen 20 Jahren explodierte die Zahl um 1.862.896 Personen, ein Anstieg von 40,4 %. Dieses Wachstum übertrifft das der Gesamtbevölkerung um ein Vielfaches und signalisiert eine tiefgreifende demografische Verschiebung. Parallel dazu steigen auch die Rentenbezüge: Ein Plus von 29,6 % in fünf Jahren und eine beeindruckende Steigerung von 118,8 % in den letzten zwei Jahrzehnten.
Extreme regionale Unterschiede: Wo Rentner verschwinden und wo sie boomen
Die nationalen Durchschnittswerte verschleiern die massiven Unterschiede zwischen den Regionen. Besonders im Nordwesten der Halbinsel, allen voran in Galicien, ist die Entwicklung gegenläufig. Hier geht die Zahl der Rentner sogar zurück. Allein in den ersten sechs Monaten des Jahres verlor die Gemeinschaft 863 Rentner. Provinzen wie Lugo (-0,71 %) und Ourense (-0,52 %) sind besonders stark von dieser Entvölkerung im Ruhestand betroffen. In den letzten 20 Jahren verzeichneten Lugo, Zamora, Ourense und Teruel sogar einen Nettoverlust an Rentnern.
Im krassen Gegensatz dazu stehen Provinzen wie Guadalajara, wo die Zahl der Ruheständler in der ersten Jahreshälfte um 1,75 % stieg – fast dreimal so stark wie im landesweiten Durchschnitt. Auch Almería (+1,48 %) erlebt einen Rentner-Boom. Über die letzten 20 Jahre sind die Kanarischen Inseln der absolute Spitzenreiter mit einem Zuwachs von 82,1 %, was den nationalen Durchschnitt pulverisiert.
Das Paradox des Alters: Wo Rentner jünger werden
Eine bemerkenswerte Anomalie zeigt sich in einigen Gebieten: Das Durchschnittsalter der Rentner ist gesunken. In Guadalajara sind die Ruheständler heute im Schnitt über 13 Monate jünger als vor 20 Jahren. Auch in Kastilien-La Mancha, Toledo, Palencia und weiteren Provinzen ist dieser Trend zu beobachten. Während die ältesten Rentner des Landes mit über 77 Jahren in Lugo und Ourense leben, finden sich die “jüngsten” mit unter 74 Jahren in Ceuta und Melilla. Diese Zahlen offenbaren ein komplexes Mosaik aus Landflucht, Zuzug und sich wandelnden Lebensläufen, das die Zukunft Spaniens nachhaltig prägen wird.
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