Spanien wird weltweit führend in der medizinischen Forschung

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Spanien wird weltweit führend in der medizinischen Forschung

Von Gesichtstransplantationen bis hin zu Roboterchirurgen hat Spanien im letzten Jahr zahlreiche medizinische Entdeckungen und Innovationen hervorgebracht. Das Land entwickelt sich zu einem globalen Vorreiter in der wissenschaftlichen Forschung und hat im vergangenen Jahr Deutschland als führende Nation Europas bei klinischen Studien überholt.

Spanien investiert gezielt in Forschungszentren, Gesundheitsinfrastrukturen und kommerzielle Partnerschaften, was den Anstieg der medizinischen Forschung fördert. Es rekrutiert Forschungsteilnehmer schneller und führt mehr nationale Studien durch als die meisten anderen europäischen Länder.

Eine der beeindruckendsten Errungenschaften des Jahres war eine bahnbrechende Gesichtstransplantation, die im vergangenen September im Hospital Universitario de Bellvitge in Barcelona stattfand. Es war eines der ersten Krankenhäuser weltweit, das Gewebe von einem Spender mit kontrollierter Asystolie entnahm. Diese Methode ermöglicht es, das Herz eines Patienten, der keine Aussicht auf Genesung hat, manuell zu stoppen, um Organspenden zu ermöglichen, die sonst nach dem natürlichen Tod verloren gehen würden. Zum ersten Mal weltweit ermöglichte diese Art der Organentnahme die Entnahme von Herz, Gesicht und Nieren.

Heute zählt das Krankenhaus zu den nur 18 Kliniken weltweit, die diese komplexe Operation seit der ersten Durchführung in Frankreich 2005 gemeistert haben. Die 12-stündige Operation umfasste über 60 Fachleute aus mindestens 10 verschiedenen medizinischen und chirurgischen Abteilungen und wurde von Dr. Anna Lopez Ojeda, Dr. Oriol Bermejo und Dr. Gabriel Moreno Gonzalez geleitet. Der 47-jährige Patient litt an Neurofibromatose Typ 1, einer Erbkrankheit, die gutartige Tumore im Nervengewebe verursacht und zu schweren ästhetischen, psychologischen, sozialen und funktionellen Problemen führte. Um den Tumor zu entfernen, mussten die Chirurgen die Oberlippe, die Nase, das rechte Augenlid, die rechte Gesichtshälfte und die Kopfhaut vollständig entfernen und anschließend das Gesicht des Spenders implantieren, wobei sie Arterien, Venen und Nerven verbanden. Das transplantierte Gesicht passt sich allmählich der Knochenstruktur des Empfängers an.

Eine weitere europäische Premiere fand im vergangenen Juni im Hospital Universitario Virgen de las Nieves in Granada statt, wo einem 16 Monate alten Mädchen ein künstlicher Gaumen eingesetzt wurde. Das Gaumengewebe wurde von einem Team der Universität Granada entworfen und hergestellt, der selben Gruppe, die auch die künstliche Haut entwickelte, die nun von der spanischen Arzneimittelbehörde zugelassen ist. UGRSKIN, vor über 12 Jahren entwickelt, wurde bisher nur als letztes Mittel eingesetzt, bietet nun jedoch Verbrennungseinheiten spezielle Schulungen für den Einsatz dieser wegweisenden Technologie.

Ebenfalls in Barcelona wurde im November der weltweit erste Notfall-Roboterchirurg im Hospital Germans Trias i Pujol vorgestellt. Der Roboter, bekannt als Da Vinci, arbeitet rund um die Uhr, um dringende Operationen mit höherer Präzision und geringerem Trauma für die Patienten durchzuführen. Dies verkürzt die Krankenhausaufenthalte und beschleunigt die Genesung erheblich. “Notfallchirurgen sind nicht immer Experten für spezifische Pathologien, daher verbessert die Roboterchirurgie die Fähigkeiten von Chirurgen, die nicht über das maximale Fachwissen verfügen”, erklärte Jose M. Balibrea, Direktor der neuen Notfallchirurgie, gegenüber La Vanguardia.

Spanische Wissenschaftler waren auch an der Spitze der bahnbrechenden Krebsforschung. Javier Cortes vom International Breast Cancer Center (IBCC) entwickelte einen Behandlungsplan, um die Überlebensrate von Patientinnen mit dreifach negativem Brustkrebs im Frühstadium zu erhöhen. Zusammen mit Peter Schmid von der Queen Mary University London entdeckte er, dass die Einnahme von Medikamenten zur Stärkung des Immunsystems vor und nach der Chemotherapie die Überlebensraten verbessert. Ihre Forschung wurde vom New England Journal of Medicine als eine der “bemerkenswerten” Studien des Jahres anerkannt.

In Madrid entwickelte ein Forschungsteam des Hospital Infantil Niño Jesús erfolgreich eine Injektion zur Bekämpfung von Tumoren bei Kindern. Das Medikament, bekannt als Celyvir, hat seine ersten Schritte zur Zulassung durch die spanische Arzneimittelbehörde unternommen. Es wird direkt in Tumore injiziert und aktiviert Immunzellen zur Krebsbekämpfung. Celyvir ist eine von drei neuartigen Therapien, die im Madrider Gesundheitssystem entwickelt wurden, neben Alofisel und NC1.

Spanische Krankenhäuser haben auch begonnen, den weltweit ersten Impfstoff gegen Lungenkrebs zu verabreichen. Der von der deutschen Firma BioNTech entwickelte Impfstoff BNT116 lehrt das Immunsystem, Lungenkrebszellen zu bekämpfen. Er wird nun im Hospital Universitari i Politécnic La Fe in Valencia sowie im Consorcio Hospitalario Provincial de Castellón im Rahmen einer internationalen Studie eingesetzt. Lungenkrebs ist weltweit die häufigste Todesursache bei Krebs, doch diese Innovation verspricht, die Behandlungsergebnisse erheblich zu verbessern und die Nebenwirkungen im Vergleich zur herkömmlichen Chemotherapie zu minimieren. Der Impfstoff wird allein oder in Kombination mit dem Medikament Cemiplimab verabreicht, in der Hoffnung, dass die Kombination zu besseren Behandlungsergebnissen führt.

Insgesamt war 2024 ein herausragendes Jahr für spanische medizinische Innovationen. Während klinische Studien weltweit zurückgehen, hat Spanien sein Engagement verstärkt und sich als führende Nation in der medizinischen Forschungsbranche etabliert.

Image by Gerd Altmann from Pixabay


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