Spanien unter Druck: Europarat rügt mangelnde Korruptionsbekämpfung bei hohen Beamten

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Spanien unter Druck: Europarat rügt mangelnde Korruptionsbekämpfung bei hohen Beamten
Bild: KI

Der Europarat hat Spanien erneut wegen unzureichender Korruptionsbekämpfung bei hohen Beamten gerügt. Dies geht aus dem jüngsten Jahresbericht der Staatengruppe gegen Korruption (GRECO) hervor, der am Donnerstag veröffentlicht wurde. Die Warnung kommt zu einem kritischen Zeitpunkt für Spanien, das derzeit mit mehreren Korruptionsfällen, wie dem prominenten Fall Ábalos, konfrontiert ist.

Spaniens Defizite bei der Korruptionsbekämpfung im Fokus

Der GRECO-Bericht hebt hervor, dass Spanien, ähnlich wie Deutschland, Belgien, Kroatien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Island, Malta, die Niederlande, Polen, die Slowakei, Slowenien und Schweden, die Antikorruptionsmaßnahmen für hohe Beamte nicht ausreichend umsetzt. Insbesondere der Fall Deutschlands, der aufgrund “unzureichender Fortschritte” bei der Implementierung von Europaratsempfehlungen als letzter Fall übernommen wurde, verdeutlicht die Dringlichkeit der Situation.

Bereits im April warnte die GRECO, dass die spanische Regierung einige der 19 Empfehlungen nur unzureichend oder gar nicht befolgt hat. Das Gremium, das keine Institution der Europäischen Union ist, fordert Spanien auf, “entscheidende Maßnahmen zu ergreifen, um so schnell wie möglich greifbare Fortschritte zu erzielen.” Sollte keine Reaktion erfolgen, könnten weitere Druckmechanismen aktiviert werden, darunter die Entsendung einer Mission nach Spanien oder eine direkte Aufforderung an den Außenminister durch den Generalsekretär des Europarates.

Forderungen nach Reformen: Immunität und Parteifinanzierung

Ein zentraler Punkt der Empfehlungen für Spanien ist die Änderung des Immunitätsverfahrens, von dem korruptionsverdächtige Regierungsmitglieder profitieren. Die GRECO fordert, dass dieses Verfahren die gerichtliche Tätigkeit nicht behindern darf. Dies ist besonders relevant für Fälle wie den von Ábalos und andere aktuelle Korruptionsskandale in Spanien.

Darüber hinaus fordert die GRECO umfassende Gesetzesreformen, um Lücken in der Transparenz der politischen Finanzierung zu schließen. Dies soll durch die Einführung strengerer Durchsetzungsmechanismen und abschreckender Sanktionen bei Verstößen gegen die Vorschriften zur politischen Finanzierung erreicht werden. Der Bericht betont, dass die Ereignisse der letzten Jahre die Notwendigkeit einer Verbesserung der Mechanismen zur Gewährleistung der Transparenz und einer Aktualisierung der bestehenden Antikorruptionsvorschriften für die Partei- und Wahlkampffinanzierung verdeutlicht haben.

Globale Herausforderungen und der Kampf gegen Korruption

David Meyer, Präsident der GRECO, unterstreicht die kritische Lage im weltweiten Kampf gegen die Korruption: “Der weltweite Kampf gegen die Korruption befindet sich an einem kritischen Punkt. Bei der Stärkung der Rahmenbedingungen für die Korruptionsbekämpfung wurden zwar erhebliche Fortschritte erzielt, doch bestehen nach wie vor Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf die Strafverfolgung, die Transparenz und die Bedrohung der Unabhängigkeit der Justiz. Die Bewältigung dieser Herausforderungen erfordert eine neue Dringlichkeit und einen nachhaltigen politischen Willen auf nationaler Ebene.”

Meyer wies zudem auf die Auswirkungen geopolitischer Verschiebungen, wirtschaftlicher Instabilität und technologischer Fortschritte auf die Korruptionsrisiken hin. Die Wahlen in mehreren Mitgliedstaaten hätten zudem “Integritätsprobleme” aufgeworfen, darunter Vorwürfe unzulässiger Einflussnahme, irregulärer Finanzierung und ausländischer Einmischung, was die Notwendigkeit eines Schutzes demokratischer Prozesse durch wirksame Antikorruptionsrahmen unterstreiche.

Fortschritte und anhaltende Mängel: Ein Blick auf die Zahlen

Der Bericht identifiziert Bereiche bei den Sicherheitskräften, die besonderer Aufmerksamkeit bedürfen, darunter die Deklaration von Vermögenswerten, Einkommen, Verpflichtungen und Interessen, die Rotations- und Mobilitätspolitik, Rekrutierungsanforderungen, Ernennungsverfahren und Integritätskontrollen.

Insgesamt stellt die GRECO in ihrem Jahresbericht fest, dass die Empfehlungen weiterhin unzureichend umgesetzt werden. Bis Ende 2024 wurden Berichte über 26 Staaten veröffentlicht, die die Einhaltung dieser Empfehlungen bewerten. Von den GRECO-Empfehlungen zu den übergeordneten Exekutivfunktionen der Zentralregierungen wurden 63 % vollständig oder teilweise umgesetzt (gegenüber 58 % Ende 2023). Bei den Sicherheitskräften stieg der Anteil der vollständig oder teilweise umgesetzten Empfehlungen zwischen 2023 und 2024 von 67 % auf 71 %.

In Bezug auf die jüngste Evaluierungsrunde zur Korruptionsprävention für Abgeordnete, Richter und Staatsanwälte hatten die Länder bis zum 31. Dezember 2024 59 % der Empfehlungen vollständig und 29 % teilweise umgesetzt. Bemerkenswert ist, dass 12 % der GRECO-Indikationen überhaupt nicht angewendet wurden, wobei der höchste Anteil an nicht umgesetzten Empfehlungen Abgeordnete betraf (16,6 %), verglichen mit Richtern (10,9 %) und Staatsanwälten (8,4 %).


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