Die Debatte um die Anerkennung des Katalanischen, Baskischen und Galizischen als Amtssprachen der Europäischen Union erreicht einen neuen Höhepunkt, und Spanien steht im Zentrum heftiger diplomatischer Vorwürfe. Berichten zufolge übt Madrid massiven Druck auf kleinere EU-Staaten aus, um deren Zustimmung zu erhalten – ein Vorgehen, das europäische Diplomaten als “skandalöse Einschüchterung” bezeichnen.
Die “Financial Times” berichtete am Montag, Spanien habe sogar den Abzug seiner Truppen von der Ostflanke der NATO in den Raum gestellt, um seine Forderungen durchzusetzen. Diese Meldungen haben eine angespannte Atmosphäre im EU-Rat geschaffen, der am Dienstag über den spanischen Vorschlag entscheiden muss. Sollten die drei spanischen Regionalsprachen zu den bereits anerkannten EU-Amtssprachen hinzukommen, würde dies weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen.
Die spanische Regierung reagierte umgehend auf die Vorwürfe. In einer Mitteilung versicherte sie, dass “Spaniens Engagement für die Sicherheit Osteuropas und die Präsenz spanischer Truppen in den östlichen Ländern fest und bedingungslos ist. Es ist und war nie in Frage gestellt.” Weiter hieß es, die Regierung arbeite “mit allen Mitgliedstaaten zusammen, damit der endgültige Wortlaut des Dokuments alle Zweifel ausräumt, die sie möglicherweise haben”.
Dieser Sprachenstreit hat eine lange Vorgeschichte. Über Jahrzehnte hinweg hatte die spanische Diplomatie dem Druck der Nationalisten widerstanden, die Anzahl der Amtssprachen der EU nicht weiter zu erhöhen. Doch unter der Führung von Pedro Sánchez hat sich dies geändert. Im August 2023 unterzog er das Thema einer ersten Analyse, offenbar als Zugeständnis an die katalanischen Separatisten. Die damalige Aussprache wurde vertagt, um den Mitgliedstaaten mehr Zeit zur Prüfung zu geben.
Nun hat Außenminister José Manuel Albares das Gesetz auf die Tagesordnung des heutigen Rates “Allgemeine Angelegenheiten” gesetzt. Berichten zufolge liegt ein verworrener Vorschlag vor, der bestimmte gesetzliche Vorschriften verdreht und lange Anwendungsfristen vorsieht, zusätzlich zu den erheblichen Kosten, die eine teilweise Anerkennung mit sich bringen würde. Die Juristischen Dienste des Rates sollen bereits mehrere rechtliche Widersprüche in diesem Entwurf festgestellt haben.
Die polnische Präsidentschaft, deren Aufgabe es war, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen, erklärte lediglich, dies sei geschehen, “weil Spanien rechtzeitig darum gebeten hat.” Angesichts des Mangels an einem Mindestkonsens schlagen nun andere Länder vor, den Vorschlag unter dem Vorwand zurückzuziehen, mehr Zeit für Diskussionen zu lassen, um eine potenziell sehr spaltende Abstimmung zu vermeiden. Die kommenden Stunden werden zeigen, ob Madrid seinen umstrittenen Plan durchsetzen kann oder ob der diplomatische Widerstand zu einer Vertagung führt.
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