
Spanien hat Deutschland in den ersten Monaten des Jahres 2025 als EU-Land mit den meisten Asylanträgen überholt. Diese signifikante Verschiebung, die von Daten der Europäischen Flüchtlingsagentur (EUAA) bestätigt wird, markiert einen Wendepunkt in der Migrationslandschaft Europas. Bis Ende Mai 2025 verzeichnete Spanien beeindruckende 63.470 Asylgesuche, während Deutschland mit 54.085 Anträgen deutlich dahinter lag. Dieser Trend deutet darauf hin, dass Spanien zunehmend zur bevorzugten Destination für Menschen wird, die in Europa Zuflucht suchen.
Spanische Dominanz bei Asylanträgen im Jahr 2025
Der Januar 2025 war der einzige Monat, in dem Deutschland noch die Nase vorn hatte. Seit Februar führt Spanien jedoch kontinuierlich die Liste der Asylanträge an. Die monatlichen Zahlen sprechen eine klare Sprache: Im Februar gingen 12.805 Anträge in Spanien ein, im März 13.335, im April 11.305 und im Mai 12.800. Diese Entwicklung steht im starken Kontrast zu den Zahlen des Jahres 2024, als Deutschland mit 237.000 Anträgen die unangefochtene Spitze bildete, gefolgt von Spanien mit 166.000.
Die aktuellen Zahlen für die ersten Monate 2025 verdeutlichen die neue Hierarchie:
- Spanien: 63.470 Asylanträge
- Frankreich: 56.675 Asylanträge
- Deutschland: 54.085 Asylanträge
- Italien: 51.090 Asylanträge
Diese Daten zeigen, dass Deutschland nicht nur von Spanien, sondern auch von Frankreich überholt wurde und nun auf den dritten Platz zurückgefallen ist.
Weniger Syrer, mehr Venezolaner: Der Schlüssel zur Verschiebung der Asylströme
Der Hauptgrund für diese markante Veränderung liegt in der Herkunft der Asylsuchenden. Traditionell stellten Syrer die größte Gruppe von Asylbewerbern in der EU dar. Dieser Trend hat sich jedoch im ersten Quartal 2025 umgekehrt, wie ein Bericht der EUAA festhält: Die Zahl der syrischen Anträge ist drastisch zurückgegangen. Dies hat direkte Auswirkungen auf Deutschland, das lange Zeit das primäre Ziel für syrische Flüchtlinge war. Im Oktober 2024 verzeichnete Deutschland noch 16.000 syrische Anträge, im Mai 2025 waren es nur noch 3.100.
Gleichzeitig hat die Zahl der venezolanischen Asylanträge stetig zugenommen. Im März 2025 waren Venezolaner mit rund 9.000 Anträgen die häufigste Staatsangehörigkeit, die in der EU um Asyl bat – ein Anstieg von 58 % im Vergleich zum Vorjahresmonat. Spanien ist das bevorzugte Zielland für diese Gruppe. Die gemeinsame Sprache und die bereits etablierte venezolanische Diaspora machen Spanien zu einem attraktiven Anlaufpunkt. Obwohl die meisten venezolanischen Antragsteller keinen internationalen Schutz erhalten, gewähren ihnen die spanischen Behörden oft eine Form des nationalen Schutzes, die ihnen den Verbleib im Land ermöglicht.
Die Gründe für diese erhöhte Migration aus Venezuela sind vielfältig: Die schwere wirtschaftliche und politische Krise in Venezuela spielt eine zentrale Rolle. Hinzu kommt die verschärfte Einwanderungspolitik der Vereinigten Staaten, die ihre Asylbestimmungen angepasst und Abschiebeflüge für Venezolaner wieder aufgenommen haben. Die visafreie Einreise in den Schengen-Raum für venezolanische Staatsbürger für Kurzaufenthalte erleichtert zudem die Anreise nach Spanien. Ein Viertel aller Asylbewerber in der EU kommt aus Ländern mit visafreiem Schengen-Zugang.
Europas verschärfte Asylpolitik: Ein umfassender Überblick
Parallel zu diesen Verschiebungen verschärfen viele europäische Länder ihre Gesetze zur Genehmigung von Asylanträgen und Familienzusammenführungen. Im Mai 2025 gab es in der EU 64.000 Anträge, was einem Rückgang von fast 25 % im Vergleich zum Vorjahresmonat entspricht. Im April war der Rückgang mit 37 % sogar noch stärker.
Beispiele für diese restriktivere Politik sind:
- Dänemark: War Vorreiter mit Vorschlägen wie der Konzentration von Migranten auf Inseln oder der Einrichtung von Abschiebezentren in Drittländern. Aktuell werden persönliche Gegenstände von Asylbewerbern im Wert von über 1.300 Euro beschlagnahmt, um Kosten zu decken.
- Deutschland: Hat ein Gesetz verabschiedet, das das Recht auf Familienzusammenführung für zwei Jahre aussetzt, falls Migranten keinen Flüchtlingsstatus haben und in ihren Herkunftsländern keiner politischen Verfolgung oder schwerwiegenden Verletzungen ausgesetzt sind.
- Frankreich: Eine Reform des Einwanderungsgesetzes im Januar 2024 verlängert die Frist für die Beantragung des Familiennachzugs auf 18 Monate (zuvor 12 Monate) und verlangt einen Nachweis von Französischkenntnissen.
- Italien: Die Eröffnung von zwei Zentren auf albanischem Hoheitsgebiet zur Unterbringung von Einwanderern, die bis zu ihrer Ausweisung keinen Anspruch auf Asyl haben, ist weiterhin umstritten.
- Portugal: Billigte eine Änderung des Einwanderungsgesetzes, die die Familienzusammenführung von Einwanderern einschränkt und eine neue Abteilung für Grenzkontrollen schafft.
- Österreich, Finnland, Schweden und Polen: Haben ebenfalls ihre Migrationspolitik und Regelungen zur Gewährung von politischem Asyl verschärft.
Die veränderten Migrationsmuster und die zunehmende Verschärfung der Asylpolitik in Europa werden die Debatte um Einwanderung und Integration in den kommenden Monaten weiter prägen.
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