Regierung reagiert auf Mietkrise mit digitaler Plattform
In Spanien spitzt sich die Wohnungskrise weiter zu. Steigende Mieten, stagnierende Löhne und die wachsende Belastung durch touristische Vermietungen haben das Leben vieler Familien erschwert. Nun kündigt die spanische Regierung ein ambitioniertes Projekt an: Ein zentrales Online-Portal, das ab Ende 2025 oder Anfang 2026 rund 100.000 erschwingliche Mietwohnungen zugänglich machen soll.
Die Plattform wird von SEPES, der staatlichen Boden- und Immobilienbehörde, betrieben. Mieter sollen dort Wohnungen suchen, Bewerbungen einreichen und Verträge direkt digital abschließen können. Experten sprechen von einem historischen Schritt in Richtung Transparenz und einer deutlichen Stärkung des schwachen Sozialwohnungsmarkts in Spanien.
Herkunft der Wohnungen
Von den geplanten 100.000 Mietwohnungen sollen etwa 40.000 aus dem Bestand der Sareb, der nach der Finanzkrise gegründeten „Bad Bank“, stammen. Weitere 55.000 Neubauten entstehen auf staatseigenem Land.
Der Fokus liegt klar auf den Regionen mit den höchsten Mietpreisen: Madrid, Barcelona, Valencia und das Baskenland. Dort ist die Wohnungsnot besonders groß, da Einheimische zunehmend durch touristische Nachfrage verdrängt werden.
Was bedeutet „erschwinglich“?
Die Regierung orientiert sich an einer klaren Faustregel: Die Miete darf nicht mehr als 30 Prozent des Haushaltseinkommens verschlingen.
- Verdient jemand 1.000 Euro im Monat, liegt die Obergrenze bei 300 Euro.
- Bei einem Einkommen von 1.500 Euro darf die Miete maximal 450 Euro betragen.
Mit diesem Ansatz will die Regierung verhindern, dass Wohnen zur größten finanziellen Belastung der Haushalte wird. Spanien liegt beim öffentlichen Wohnungsbau europaweit weit zurück – nur 2 Prozent des Marktes sind in staatlicher Hand, während es in den Niederlanden mehr als 30 Prozent sind.
Herausforderungen und Zeitplan
Die Bewerbungen sollen ab Ende 2025 oder Anfang 2026 möglich sein. Der Start erfolgt in besonders angespannten Märkten, bevor die Plattform landesweit ausgerollt wird.
Doch trotz des ehrgeizigen Ziels bleiben Hürden:
- Die Nachfrage dürfte das Angebot deutlich übersteigen.
- Die Definition sogenannter „Spannungsgebiete“ ist regional umstritten.
- Die langfristige Verwaltung und Instandhaltung stellt eine zusätzliche Herausforderung dar.
Politische und gesellschaftliche Dimension
Die Initiative ist auch eine Antwort auf den wachsenden sozialen Druck. Allein in Palma gingen im Juni rund 30.000 Menschen gegen steigende Mieten und Touristenwohnungen auf die Straße. Ähnliche Proteste fanden in Málaga, Valencia und Alicante statt.
Die neue Plattform wird daher nicht nur als technologische Lösung betrachtet, sondern auch als politisches Signal: Der Staat greift wieder stärker in den Wohnungsmarkt ein und stellt die Bedürfnisse der Bürger in den Vordergrund.
Fazit: Ein Schritt, aber keine Lösung
Das neue SEPES-Portal gilt als wichtiger Impuls für den spanischen Wohnungsmarkt. Doch mit 100.000 geplanten Wohnungen bleibt es ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Maßnahme kann die Krise nicht vollständig beenden, sie könnte jedoch tausenden Familien helfen, ein bezahlbares Zuhause zu finden – und damit ein Stück soziale Stabilität zurückbringen.
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