Spanien: Schlusslicht im Kampf gegen Korruption – OECD-Bericht enthüllt alarmierende Lücken

1223
Spanien: Schlusslicht im Kampf gegen Korruption – OECD-Bericht enthüllt alarmierende Lücken
Bild: KI

Spanien, ein führendes Mitglied der OECD, steht im Fokus eines kritischen Berichts der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Demnach gehört das Land zu den fünf Industrienationen weltweit, die noch immer keinen umfassenden Antikorruptionsplan besitzen. Trotz etablierter Institutionen zur Korruptionsprävention, wie dem Büro für Interessenkonflikte und dem Transparenzrat, fehlt eine übergreifende, strategische Herangehensweise zur Korruptionsbekämpfung in Spanien.

Fehlende nationale Strategie: Ein „Röntgenbild“ der Defizite

Der aktuelle OECD-Bericht bietet ein detailliertes „Röntgenbild“ der Leistung Spaniens in sechs entscheidenden Bereichen. Dabei wurden sowohl die regulatorischen Standards als auch deren praktische Umsetzung bewertet. Während Spanien in der Regulierung und Umsetzung von Transparenz und Interessenkonflikten gut abschneidet – in beiden Fällen über 70 Punkte und damit über dem OECD-Durchschnitt – offenbart der Bericht erhebliche Schwächen. Insbesondere das Fehlen einer nationalen Antikorruptionsstrategie und die mangelnde Regulierung von Lobbyismus fallen ins Gewicht. Hier zeigt sich eine große Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis, besonders im Bereich der internen Revision und der politischen Finanzierung.

Ein alarmierendes Detail: In Bezug auf die Erfüllung der Kriterien für einen strategischen Rahmen zur Korruptionsbekämpfung liegt Spanien mit 0 % weit unter dem OECD-Durchschnitt und teilt sich diese Position mit Kanada, Island, Irland und Norwegen. Dies steht im krassen Gegensatz zu Ländern wie Lettland, Mexiko und Litauen, die über 80 % der Vorschriften erfüllen und bei der Umsetzung etwa 60 % erreichen.

Korruptionsrisikomanagement und Lobbyismus: Handlungsbedarf in Spanien

Im Bereich des Korruptionsrisikomanagements weist Spanien hervorragende regulatorische Standards auf und erfüllt 92 % der Kriterien, was deutlich über dem OECD-Durchschnitt von 67 % liegt. Spanische Vorschriften definieren interne Kontrollen und Revisionen nach internationalen Standards und fordern Integritätspläne. In der Praxis hingegen erfüllt Spanien nur 37 % der Kriterien, obwohl dies immer noch leicht über dem OECD-Durchschnitt von 33 % liegt. Es werden jedoch keine Daten von zentralen Haushaltsorganisationen erfasst, um die Umsetzung des Risikomanagements zu überwachen.

Besonders schwach präsentiert sich Spanien bei der Regulierung und praktischen Umsetzung von Lobbyismus. Nur 25 % der regulatorischen Kriterien und alarmierende 0 % in der Praxis werden erfüllt, während der OECD-Durchschnitt bei 38 % bzw. 35 % liegt. Aktuell arbeitet Spanien an einem Gesetz zur Regulierung des Lobbyismus und der Schaffung eines Lobbyregisters, um hier mehr Transparenz zu schaffen.

Lichtblicke und Schattenseiten: Interessenkonflikte und politische Finanzierung

Trotz der aufgezeigten Defizite gibt es auch positive Aspekte: Spanien zeigt eine starke Leistung bei der Bewältigung von Interessenkonflikten, indem es 89 % der Kriterien erfüllt – weit über dem OECD-Durchschnitt von 40 %. Auch in der politischen Finanzierung erfüllt Spanien 80 % der Kriterien für die Regulierung, was über dem OECD-Durchschnitt von 73 % liegt. Der Rechnungshof überwacht die Parteien- und Kampagnenfinanzierung, jedoch sind nicht alle Finanzberichte öffentlich zugänglich, und nicht alle Parteien haben ihre Wahlkonten fristgerecht eingereicht.

Hervorzuheben ist die ausgezeichnete Leistung Spaniens in Bezug auf die Transparenz öffentlicher Informationen. Hier werden 89 % der regulatorischen Kriterien und 81 % in der Praxis erfüllt, womit Spanien den OECD-Durchschnitt von 67 % bzw. 62 % deutlich übertrifft. Allerdings sind die Eintragung von Unternehmen und die Vermögens- und Interessenerklärungen von Mitgliedern der Justiz nicht öffentlich zugänglich.

Insgesamt verdeutlicht der OECD-Bericht die dringende Notwendigkeit für Spanien, eine umfassende und koordinierte Antikorruptionsstrategie zu entwickeln, um die bestehenden Lücken zu schließen und die Integrität im öffentlichen Sektor weiter zu stärken.


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Spanien?
Abonniere unseren Newsletter