Spanien protestiert scharf: Festnahme des Spaniers der Gaza-Flottille in internationalen Gewässern löst diplomatische Spannungen aus

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Spanien protestiert scharf: Festnahme des Spaniers der Gaza-Flottille in internationalen Gewässern löst diplomatische Spannungen aus

Spanien hat vehement bei Israel gegen die Festnahme des Spaniers Sergio Toribio protestiert, nachdem die israelische Armee das Schiff der “Freiheitsflottille” in internationalen Gewässern abgefangen hat. Die Flottille hatte sich zum Ziel gesetzt, die Blockade des Gazastreifens zu durchbrechen und dringend benötigte Nahrungsmittel zu liefern. Dieses Vorgehen Israels hat umgehend diplomatische Reaktionen in Madrid hervorgerufen.

Spaniens Außenministerium bestellt Israels Geschäftsträger ein

Als direkte Reaktion auf die Ereignisse hat das spanische Außenministerium umgehend den Geschäftsträger der israelischen Botschaft in Spanien einbestellt, um den energischen Protest Madrids zu übermitteln. Die israelische diplomatische Vertretung in Spanien wird derzeit vom Geschäftsträger Dan Poraz geleitet, nachdem der Botschafter abgezogen wurde. Dieser diplomatische Schritt unterstreicht die Ernsthaftigkeit, mit der Spanien die Festnahme seines Bürgers in internationalen Gewässern betrachtet.

Abfangen der “Madleen”: Festnahmen und Verbringung nach Aschdod

In den frühen Montagmorgenstunden fing die israelische Armee das Schiff “Madleen” ab, auf dem sich neben Sergio Toribio auch die bekannte Aktivistin Greta Thunberg befand. Alle Personen an Bord wurden festgenommen und in den Hafen von Aschdod gebracht, wie die israelische Botschaft bestätigte. Die “Freiheitsflottille” hatte zuvor in sozialen Netzwerken von einer “Entführung” der Besatzung in internationalen Gewässern gesprochen, “etwa 120 Seemeilen von der Landspitze Rafah entfernt”, und forderte internationalen Druck auf die jeweiligen Außenministerien.

Das spanische Außenministerium unter der Leitung von José Manuel Albares steht bereits in engem Kontakt mit Sergio Toribio und seiner Familie. Zudem wurde der Kontakt zum israelischen Außenministerium aufgenommen, um den konsularischen Schutz für den spanischen Staatsbürger zu gewährleisten.

Israels Sichtweise: Eine “Show” und die Frage der Abschiebung

Die israelische Botschaft in Spanien kommentierte die Ereignisse mit der Bemerkung: “Alle Passagiere der ‘Selfie-Yacht’ sind wohlauf. Sie erhielten belegte Brötchen und Wasser. Die Show ist vorbei.” Sie fügte hinzu, dass die Festgenommenen nun voraussichtlich ins Gefängnis gebracht und anschließend abgeschoben würden. Diese Darstellung steht im Kontrast zu den Behauptungen der Flottille, die von einer Entführung in internationalen Gewässern spricht.

Drohende Abschiebung und die Rolle humanitärer Aktivisten

Sandra Barilaro, Sprecherin der Flottillenorganisation in Spanien, erklärte gegenüber EL PERIÓDICO, dass die Besatzungen des Schiffes “Freedom Flottilla” wahrscheinlich in ein Gefängnis gebracht und von dort abgeschoben werden. Sie betont, dass Aktivisten in der Vergangenheit in ähnlichen Fällen eine freiwillige Abschiebung unterzeichnen sollten, die sie jedoch ablehnten, da sie die Einreise nach Israel als erzwungen betrachteten und die Festnahme in internationalen Gewässern nicht als legale Einreise anerkannten. Die Aktivisten informieren nach eigenen Angaben die konsularischen Notdienste des spanischen Außenministeriums über den Angriff. Bei früheren Festnahmen hatte das spanische Außenministerium umgehend Konsuln oder Botschafter entsandt, um die Betreuung der spanischen Bürger sicherzustellen.

Historischer Kontext: Tödlicher Angriff auf Flottille im Jahr 2010

Die aktuelle Auseinandersetzung erinnert an den tragischen Vorfall im Jahr 2010, als die israelische Armee zehn Aktivisten bei einem Angriff auf ein Schiff der Freiheitsflottille tötete. Damals befanden sich 633 Menschen aus 37 Ländern an Bord, mit dem Ziel, 10.000 Tonnen humanitärer Hilfe in den Gazastreifen zu bringen und die israelische Blockade des palästinensischen Territoriums zu durchbrechen.

Israels Kritik an der “Selfie-Yacht” und humanitäre Hilfe

Die israelische Regierung kritisierte die aktuelle Mission der Flottille öffentlich, insbesondere aufgrund der Anwesenheit von Greta Thunberg. Das israelische Außenministerium bezeichnete das Schiff als “Selfie-Boot” und einen “Trick der Medien”, der lediglich eine “mediale Provokation” darstelle und weniger Hilfsgüter als ein Lieferwagen transportiert hätte. Im Gegensatz dazu habe Israel in den letzten zwei Wochen die Einfuhr von Hilfsgütern nach Gaza über zwei parallele Kanäle mit 1.200 Hilfslastwagen erleichtert, und die Gaza Humanitarian Foundation habe fast 11 Millionen Mahlzeiten direkt an die Zivilbevölkerung in Gaza verteilt. Tel Aviv betonte, dass es “legitime Wege gibt, Hilfe nach Gaza zu bringen”, und keine Notwendigkeit bestehe für “Instagram-Selfies oder das Brechen der rechtlichen Seeblockaden, die gegen die Hamas errichtet wurden.”

Die humanitäre Lage im Gazastreifen: UN-Warnungen und Israels Rolle

Die Vereinten Nationen prangern derweil an, dass es Tausende von unterernährten Kindern gibt und die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens Hunger leidet. Dies ist eine direkte Folge der Anordnung von Premierminister Benjamin Netanjahu, die Einfuhr von Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten zu verhindern, nachdem Israel am 18. März den Waffenstillstand einseitig gebrochen hatte. Seither hat Israel ein militarisiertes System der Lebensmittelverteilung aufgebaut, bei dem die israelische Armee nach Angaben der Behörden des Gazastreifens und verifizierten Videos internationaler Medien mehr als hundert Menschen erschossen hat. Israel behauptet, die Schüsse seien von Mitgliedern der Hamas abgefeuert worden. Seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober, bei dem 1.139 Menschen getötet und 250 weitere entführt wurden, hat Israel eine Offensive gegen den Gazastreifen gestartet, bei der mindestens 50.000 Menschen, vor allem Frauen und Kinder, getötet wurden.


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